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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    A uf dem Schild stand mit hübscher grüner
Neonleuchtschrift: Harem Club, und darunter war das Signum der Zeitschrift Sultan angebracht — der kleine, dicke Mann mit dem Turban auf dem Kopf und dem dreieckigen
Kinnbart, der mit überkreuzten Beinen dasaß und der Umwelt ein wissendes grünes
Neonblinzeln zukommen ließ.
    Das
Interieur bestand vorwiegend aus künstlichen Palmen und gedämpftem Licht. Der
Empfangschef sah aus, als ob er mit allem fertig würde, angefangen von einem
weiblichen Lieutenant der Heilsarmee bis zu einem widerspenstigen Betrunkenen;
aber das Ganze besaß eine höchst glänzende Politur, die das Etablissement in
den Augen einiger weniger versierter Gäste sogar wie große Klasse wirken ließ.
    »Darf
ich Ihren Schlüssel sehen, Sir ?« Er lächelte
entschuldigend. »Eine reine Routineangelegenheit, verstehen Sie ?«
    »Ich
habe keinen Schlüssel«, sagte ich. »Aber ich bin mit Mr. Stanton verabredet.
Ich heiße Holman .«
    »Natürlich,
Mr. Holman.« Sein Benehmen wurde wesentlich ehrerbietiger. »Mr. Stanton hat
angerufen und läßt Ihnen ausrichten, er würde sich ein wenig verspäten. Aber
ich bin beauftragt, mich bis zu seinem Eintreffen um Sie zu kümmern. Würden Sie
mir bitte folgen ?«
    Ich
folgte ihm in die Houri -Bar und wurde
zu einem in einer abgesonderten Nische stehenden Tisch geführt, von dem aus man
trotz allem einen guten Überblick über den gesamten Raum hatte. Als ich mir
eben eine Zigarette angezündet hatte, war der Empfangschef durch jemand
wesentlich Attraktiveren ersetzt worden.
    »Willkommen
im Harem«, sagte eine weiche, weibliche Stimme in trägsinnlichem Tonfall. »Ich
bin Paula — Ihre Houri für den Abend .«
    Ein
großes, dunkelhaariges Mädchen stand am Tisch und sah mich mit unpersönlichen
Schlafzimmeraugen an. Sie trug einen schwarzen, mit Pailletten bestickten
Büstenhalter, der äußerst knapp um ihren vollen Busen saß, und über dazu
passenden bikiniartigen Slips durchsichtige, sich bauschende Haremshosen. Beide
gaben in ihrer Mitte einen V-förmigen Ausschnitt frei, der ihren Nabel und den
dort angebrachten glitzernden Diamanten entblößte. An ihren Füßen hatte sie
schwarze Satinpantoffeln, deren phantastisch lange Spitzen sich beinahe bis zum
Rist zurückbogen.
    »Die
Mohammedaner halten eine Houri für eine Nymphe im
Paradies«, sagte ich gesprächsweise, »aber andererseits spricht der Koran von
ihnen als von mit ewiger Jugend begabten schönen Jungfrauen. Ich habe diese
beiden Standpunkte nie miteinander verbinden können. Wie steht es damit bei
Ihnen ?«
    Der
Unterkiefer der Dunkelhaarigen sank in wenig anmutigem Erstaunen herab. »Hä —
was ?« schluckte sie.
    »Es
ist nicht weiter wichtig«, sagte ich beruhigend. »Nur, was für Funktionen für
den Abend hat meine Houri eigentlich ?«
    Sie
schluckte nochmals nachhaltiger und trat dann, einen vorsichtigen Schimmer in
den Augen, zwei Schritte zurück. »Wenn Sie etwas zu trinken haben wollen,
bringe ich Ihnen etwas«, sagte sie in frostigem Ton. »Was sonst?«
    »Fein«,
sagte ich obenhin. »Ich wollte nur sichergehen, daß keine Mißverständnisse über unsere gegenseitigen Beziehungen aufkommen, das ist alles. Bitte, Bourbon
auf Eis.«
    Als
sie auf die Bar zuging, waren die Bewegungen ihres schwarzgoldenen Hinterteils
entschieden eher nervös als sinnlich. Aber so war das Leben nun einmal,
überlegte ich nicht eben allzu geistreich — die Frau deiner Träume entpuppt
sich als spärlich bekleidete Kellnerin mit eingebautem Schreimechanismus, der
sofort in Aktion tritt, sobald man auch nur einen scharfen Blick auf die allzu
entblößten Reize wirft.
    Nach
zwei Gläsern, etwa um den Zeitpunkt herum, als ich bereits des Anblicks der um
die Tische huschenden, Sex bietenden, aber Drinks servierenden Houris müde war, traf Carter Stanton ein. Der
Geschäftsführer führte ihn zu meinem Tisch, als handle es sich um den Sultan
persönlich, und in gewisser Weise, dachte ich, war er vielleicht wirklich
einer. Nicht, daß Stanton ausgesprochen wie ein Sultan ausgesehen hätte. Er war
mittelgroß und hatte eine völlig unathletisch wirkende, deutlich zum Fettwerden
neigende Figur, sein dickliches Gesicht war von einem Schopf dichten, lockigen
blonden Haars gekrönt. Der erste Eindruck war der eines mit gebrauchten Raketen
handelnden Vertreters, der jeweils über alle Berge war, wenn man die erste von
der selbstgestrickten Abschußrampe in die Luft zu
jagen

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