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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ihn durch die Augenschlitze der klobigen Maske an. Die winzigen amphibisch-humanoiden Figuren bewegten sich erneut tänzelnd und völlig lautlos. Ob sie wohl Kongaros Stimmungen aufnahmen und umsetzten? Es wäre nicht das erste Mal, dass Saedelaere einen solchen Mechanismus bei aufwendigen escalianischen Masken entdeckte.
    »Das heißt«, fügte Eroin Blitzer diplomatisch hinzu, »wenn du damit einverstanden bist, Kommandant. TANEDRAR hat meinen Begleiter Alraska auserwählt, und ihm ist jede Unterstützung zu gewähren, aber wir erbitten dennoch, dass du uns aus freien Stücken unterstützt.«
    »Du bist ein erstaunliches Wesen, Fremder«, sagte der krötenartige Kandran. »Dass du dieses Sonnensystem ausfindig gemacht hast, zeigt, dass du etwas Besonderes bist, obwohl du keinen Escaran trägst. Doch nach allem, was man so hört, ändern sich die Zeiten ohnehin.« Die letzten Worte sprach er abfällig. »TANEDRAR wendet sich Unharmonischen zu und denkt über Verhandlungen nach. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sind die Feinde in diesen Tagen denn keine Feinde mehr?«
    »Doch«, sagte Saedelaere. »Aber vielleicht sind sie an anderen Stellen zu suchen als vermutet.«
    Kongaro rieb den Kehlsack am Brustkorb. »Dass ich diesen Gedanken überhaupt ausgesprochen habe, hätte mich vor Kurzem noch meine Stellung und wohl auch mein Leben gekostet.«
    »Du sprichst von Carmydea Yukk und ihrem Auftrag«, stellte Saedelaere fest. »Man wird sehen, was sich daraus ergibt. Aber was momentan wohl viel wichtiger ist: Wie entscheidest du in ...«
    »Ich überlasse euch eine Kleinwalze«, unterbrach Kongaro. »Die SHEYAR bleibt im Orbit über dem Planeten. Falls die Strahlung eine Funkkommunikation unmöglich macht, erwarte ich euch nach genau einem Voo zurück.«
    Etwa ein Terra-Standardtag, dachte Saedelaere. Das sollte genügen.
    »Wenn ich bis dahin nichts von euch höre, sende ich ein Rettungsteam.« Der Kommandant wandte sich wieder seinem Display zu.
    »Einverstanden«, sagte Eroin Blitzer.
     
    *
     
    Nikomus Neuntau ging zwischen den Gebäuden entlang. Diese kleine Passage mochte er am liebsten. Er stellte sich gern vor, wie früher dort Lebewesen aus den Fenstern gesehen und wie sich Kinder genau hier, an der engsten Stelle, gegenseitig einen Ball zugeworfen hatten.
    »Könnte doch sein«, sagte er in die Stille und Leere hinein, »dass sie sogar gelacht haben. Könnte es doch, Nikomus.«
    Den Ball hatte er nämlich gefunden – vor hundert oder zweihundert Jahren oder irgendwann dazwischen. Falls es nicht noch länger her war. Neuntau bewahrte ihn in seiner Sammlung auf. Dort nahm er einen Ehrenplatz ein. Wenn er den Ball ansah, hin und wieder, dachte er an das Geräusch, wie ein anderes Wesen lachte.
    Aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob es wirklich so geklungen hatte. »Spielt sowieso keine Rolle«, sagte er. Dabei ging er weiter.
    Die Gebäude waren einmal schön gewesen, vor langer Zeit. Oder zumindest neu. Und unversehrt. So wie er selbst auch, damals. Nun sahen sie stumpf und schmutzig aus. Die Dächer matt und vom Wind abgeschliffen oder ganz verschwunden.
    Auch lagen überall Säulen in Trümmern. Von ganzen Häusern waren nur Schuttberge geblieben. Verdammte Erdbeben. Und die verdammten ...
    Er stolperte.
    Früher hätte es so etwas nicht gegeben. Aber nichts war mehr so wie früher. Gar nichts mehr. Und wer trug die Schuld daran? – »Sholoubwa.« Wer sonst. Neuntau sprach den Namen gar nicht gerne aus. Er fühlte sich nicht gut an. Er weckte böse Erinnerungen.
     
    *
     
    Die escalianische Kleinwalze näherte sich der Planetenoberfläche. Aus der Höhe gesehen bildete ein über drei Kilometer aufragender Turm das Zentrum der Stadt. Der Eindruck einer Geisterstadt bestätigte sich. Weder waren irgendwelche Bewohner oder ihre Aktivitäten zu sehen, noch reagierte jemand auf die Annäherung des Beiboots.
    Die Stadt breitete sich auf einer weiten Grundfläche aus – Saedelaere schätzte, dass sie etwa tausend Quadratkilometer umfasste; Platz für viele Millionen Einwohner. Die Gebäude ragten selten höher als einige Stockwerke auf, was den gigantischen Turm umso auffälliger machte. Er drehte sich gewunden auf, verjüngte sich mit zunehmender Höhe.
    Der Anblick erinnerte den Terraner sofort an die Stadt auf dem Planeten Tolmar, wo man ihn in das mahnende Schauspiel vom See der Tränen verwickelt hatte. Die Bauweise und vor allem der zentrale Turm sprachen für sich.
    »Du denkst

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