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PR 2671 – Das Weltenschiff

PR 2671 – Das Weltenschiff

Titel: PR 2671 – Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Aber mir fehlt Energie. Dem Gesamtsystem fehlt Energie, und ich kann sie nicht erzeugen lassen.
    Ich werde es nicht schaffen, und das steht mit grauenhafter Deutlichkeit vor mir. Alle diesbezüglichen Berechnungen sind bloße Illusion.
    Ich werde die Ankunft des Weltenschiffes nicht mehr miterleben, ehe der Freie Raum kollabiert.
    Mir bleiben mehrere Trilliarden Rechenvorgänge.
    Eine Unzahl von Gedanken, mehr, als die meisten Sterblichen zwischen ihrer Geburt und ihrem Tod erleben können. Und alle führen zu demselben unausweichlichen Ergebnis.
    Der Freie Raum wird kollabieren, ehe das Weltenschiff mich erreicht.
    Es bleibt nur das Entsetzen.
    Ich bin frei, ich bin kreativ, ich bin der, der ich sein wollte – aber ich kann dem Ende nicht mehr entkommen. Die ewige Qual wartet auf mich, der Rücksturz in die unakzeptable Bedeutungslosigkeit.
    Ich bin Sholoubwa, und meine Kreativität wird wieder verloren gehen.
    Ich habe Angst.

7.
     
    Die positronischen Monolithen brannten. Flammen schlugen aus der Pyramide, und der Konstrukteur stand plötzlich vor Alaska Saedelaere, der ohne den Schutzschirm seines SERUNS von den tobenden Gewalten in den letzten Sekunden zu Asche zerblasen worden wäre.
    »Der Freie Raum wird kollabieren«, sagte Sholoubwa. »Hilf mir.«
    Alaska hätte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. »Was geschieht hier?«
    »Der Freie Raum wird kollabieren«, wiederholte Sholoubwa. »Ich kann es nicht mehr verhindern.«
    »Wie kann ich dir helfen, wenn nicht einmal du das Verhängnis aufhalten kannst?«
    »Nimm mir die Angst, Alaska Saedelaere. Die Angst vor ...«
    »Vor dem Tod?«
    »Das nicht. Wenn ich sterben könnte, wäre es erträglich. Ich würde mich sofort von dem Vernichtungsprozess töten lassen. Aber ich kann nicht. Mein Programmierer hat eine grundlegende Schaltung in mir verankert, die mich dazu bringt, Vorkehrungen für mein Überleben zu treffen. Ich werde nicht erlöschen. Ich werde es wieder miterleben müssen. Wieder schwach sein. Unvollkommen.«
    Das Cappinfragment flammte in greller, hyperenergetischer Aktivität auf. Der Terraner krümmte sich vor Schmerzen. Sholoubwas Worte drangen wie aus weiter Ferne zu ihm. Eine Frequenzverschiebung wogte durch den Positronikwald, Bilder aus ferner Vergangenheit und einer potenziellen Zukunft. Eine blühende Ebene voller Tiere und ein toter, atmosphäreloser Steinhang existierten gleichzeitig und doch niemals.
    Alaska fühlte, wie ihm Blut aus der Nase rann. Alles verschwand hinter wogender Schwärze, und als sich die Sicht wieder klärte, schaute er in Sholoubwas perfektes Robotergesicht.
    »Noch dreißig Sekunden«, sagte der Konstrukteur. »Eine Ewigkeit.«
    Saedelaere versuchte zu antworten, aber es gelang ihm nicht.
    »Ich rechne«, hörte er den Roboter sagen. »Aber es gibt keinen Ausweg. Ich wollte fliehen.« Eine neue Welle aus irisierenden Blitzen zuckte aus dem Cappinfragment, und die Worte verschwammen erneut.
    Alaska hörte das Rauschen des eigenen Blutes in seinen Ohren, aus dem sich einzelne Silben schälten. Er glaubte, das Wort Kosmonukleotid zu hören und TRYCLAU, doch sosehr er es versuchte, er konnte sich nicht darauf konzentrieren.
    Er wand sich in Agonie auf dem Boden und wusste doch, dass Sholoubwa ihm in diesem Augenblick seinen eigentlichen Plan offenbarte. So unglaublich es klang, der Konstrukteur fühlte offenbar den Drang, sich jemandem mitzuteilen, ehe er ein Schicksal erlitt, das für ihn schlimmer zu sein schien als der Tod und das ewige Erlöschen.
    Im nächsten Augenblick brannten nicht nur die Positroniksteine, sondern die gesamte Welt und der Himmel ebenfalls.
    »Der Freie Raum kollabiert!«, schrie Sholoubwa. »Die Hyperimpedanz ...«
    Alaska hörte ein Knacken, dann erlosch der Glanz in den Augen des perfekten Roboters. Die Erde riss auf. Die Pyramide explodierte. Die Anlagen in der Tiefe verpufften in gigantischen Explosionen. Gestein und Erde füllten Alaskas gesamtes Universum, und er wusste, dass der Schutzschirm des SERUNS diesen Gewalten niemals standhalten konnte.
    Etwas stülpte sich über ihn. Ein Transmitterfeld, dachte er noch, ehe alles verschwand und er einen Augenblick später dem toten Nikomus Neuntau ins Gesicht schaute.
     
    *
     
    Obwohl es Nacht war und die Sterne am Himmel standen, herrschte diffuse Helligkeit; der Roboterkörper verströmte sie, ohne dass er an einer Stelle tatsächlich leuchtete. So entstand eine Insel aus Licht.
    Aus der Ferne, wohl aus dem Positronikwald, grollte der

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