PR 2671 – Das Weltenschiff
Raumer, noch zweifelte der Zwergandroide daran, dass es gelingen könnte. Niemand kannte die Verhältnisse besser als Sholoubwa, der für sie verantwortlich war, und er selbst versprach, aus der Ferne zu helfen.
Außerdem blieb Eroin Blitzer keine andere Wahl. Er musste das Schiff in den Freien Raum bringen. Sein Freund Alraska verließ sich auf ihn.
Blitzer stutzte.
Sein Freund? – Es war das erste Mal, dass er bewusst auf diese Weise an seinen Begleiter dachte. Das verwirrte und beunruhigte ihn. Er kannte bislang Pflicht und Dienst; sein Leben war der Kommandantin der LEUCHTKRAFT gewidmet. Nur deshalb suchte er Samburi Yura. Wieso also bewegten ihn solche Gedanken? Nur weil er inzwischen zu lange mit Alraska unterwegs war und so viele Abenteuer mit ihm erlebt hatte?
Er dachte nach. Es hatte schleichend begonnen. Langsam. Sein Denken hatte sich verändert.
Er schloss die Augen. Der tote Nikomus Neuntau lag vor ihm, mit zerfressenem, zerfallenem Körper.
Der Tod eines Zwergandroiden, dachte er. Sein Tod. Alraska. Mein Tod. Alles verwirbelte und überschlug sich in seinem Kopf.
»Keine Zeit«, sagte er, obwohl es niemand hören konnte. Freundschaft? Er schüttelte den Gedanken daran ab. Er war ganz einfach zu lange von N'tur Lind, Fallun Vierauf und den anderen an Bord der LEUCHTKRAFT getrennt, das musste es sein.
Er widmete sich dem Weltenschiff und seiner Steuerung und berechnete einen Kurs durch den Hypersturm.
Ein Holo ploppte auf; Sholoubwa sah ihm daraus entgegen. Blitzer wusste es sofort, obwohl das elegante, geschmeidige Gesicht des Konstrukteurs keine Ähnlichkeit mehr mit dem hatte, das er zuletzt gesehen hatte.
»Flieg den Planeten an«, sagte Sholoubwa.
»Das Weltenschiff könnte schwer beschädigt oder sogar zerstört werden, wenn ich es in dieses Inferno steuere.«
»Überlass die Steuerung nun allein dem Rechnerverbund und damit mir. Misch dich nicht ein, und alles nimmt ein gutes Ende.«
»Gut«, sagte Eroin Blitzer. Für den Flug zum Nahroin-System mochte das gelten. Danach jedoch würde er sich einmischen.
Zur Sicherheit zog er sich in die SCHRAUBE-B im Hangar des Weltenschiffs zurück, während dieses den Hyperorkan durchflog, in Richtung des Freien Raums. Bald würde er wieder mit Alraska vereint sein. Bis dahin galt es, noch einige Vorbereitungen zu treffen.
Ihm gefiel die Aufgabe nicht, die vor ihm lag, aber er musste sie erledigen. Es war nun einmal seine Pflicht. Daran würde ihn nicht einmal die ... Freundschaft mit Alraska Saedelaere hindern.
*
Ungläubig starrte der Maskenträger auf den unverkennbaren Planeten. Eine Erde, in dem letztlich durch Sholoubwa erschaffenen Raum im Raum gefangen? Umgeben von Raumschiffen und Kunstsonnen, die ihr Licht und Wärme spendeten?
Der Anblick erschütterte ihn. Er war lange nicht dort gewesen, aber es war seine Heimat und würde es immer bleiben. Welche Katastrophe hatte sich dort ereignet? Und was war mit Sol geschehen, Terras eigentlicher Sonne?
Er fühlte mit einem Mal, wie Kälte in ihm hochkroch und ihn zu verschlingen drohte. Sehnsucht stieg in ihm auf; Sehnsucht, dies alles hinter sich zu lassen und einfach heimzukehren. Vielleicht mit Eroin Blitzer, um dem Kleinen zu zeigen, was er, Alaska, verloren hatte.
Doch noch bevor er den Anblick verarbeiten konnte, fuhr das Bild weiter in einen anderen Bereich des Raums im Raum, den das BOTNETZ erzeugte. Nun kamen zwei Planeten in Sicht, die durch eine gewaltige Brücke miteinander verbunden waren. Offenbar gab es dort nicht nur Terra und seine Kunstsonnen.
»Was ist mit diesen Welten geschehen?«, rief er Sholoubwa entgegen, doch dieser antwortete nur mit einem »Warum interessiert es dich?«, ehe ein neues Bild ins Zentrum rückte.
Offenbar verließen sie damit das BOTNETZ und dessen Wirkungskreis. Saedelaere wollte protestieren, verstummte jedoch, ehe er auch nur ein einziges Wort aussprach.
Das Holo zeigte nun eine weite Ebene. Sholoubwas Schöpfung bestand aus einem kleinen Gerät, einer Art spinnenbeinigem Stativ. Viel mehr erstaunte Alaska das schwarze Wabern, das dahinter lag – ein Zeitbrunnen!
Und am Rand dieses kosmischen Gebildes stand sie.
Samburi Yura.
Er konnte sie nur ansehen und fragte sich, was es bedeutete. Wie lange suchte er sie schon? Wie lange suchte er Erfüllung in ihrer Nähe, suchte er nach Antworten, die nur sie geben konnte, wenn sie es wollte?
»Ich habe sie gefunden«, sagte Sholoubwa, und die Bildwiedergabe raste näher heran.
Er sah
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