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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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über das »wahre« Erscheinungsbild der Entität Tafalla nichts bekannt war. Der Schauspieler, der den Kanzler darstellte, war damals so etwas wie die Hauptinkarnation gewesen.
    Kürzlich, beim Überfall auf der Landzunge vor der Festungsstadt, hatte Tafalla sich allerdings als Narr bezeichnet und mit Gommrich Dranats Stimme gesprochen ...
    »Obacht. Er variiert sehr wohl«, sagte Alaska heiser. »Wir sollten uns besser nicht darauf verlassen, dass er sich an den uns bekannten Text hält. Beispielsweise gab es in der Urfassung nicht annähernd so viele Roboter.«
    Wie um seine Warnung zu unterstreichen, löste sich eine Gruppe von etwa dreißig Kampfmaschinen aus dem Spalier, durch das der König eingezogen war. Klirrend marschierten sie quer über den Tanzboden auf Saedelaere und Samburi Yura zu und bauten sich im Halbkreis vor ihnen auf.
    »Ihr wünscht?«, fragte die Enthonin kühl.
     
    *
     
    »Ihr kennt unser Begehr«, sagte der größte Roboter, ein über fünf Meter hohes, waffenstarrendes Monstrum. »Als General und Oberbefehlshaber dieses Reichs, dessen Harmonie Ihr empfindlich stört, fordere ich Euch zur Kapitulation auf.«
    »Aha. Wie soll das ablaufen?«
    »Ihr, Prinzessin, gesteht Euren Verrat ein. Dass Ihr gemeinsame Sache mit dem Verführer, dem silberzüngigen Boten macht«, dabei deutete er auf Alaska Saedelaere, »ist schließlich evident.«
    »Weder habe ich jemanden verraten, noch bin ich Prinzessin.« Samburi Yura reckte dem Roboter herausfordernd ihr Kinn entgegen.
    Alaska entging nicht, dass sie ein wenig von ihrer Selbstsicherheit eingebüßt hatte. Lag es daran, dass sie, als Letztgeborene der Enthonen, gewissermaßen sehr wohl die Erbin eines ganzen, ehedem sehr mächtigen Volkes war?
    Geboren nach der Niederlage gegen den Dekalog der Elemente, hatte sie die Hoffnungen ihres allmählich aussterbenden Volkes auf sich vereint. Ihr Vater war Borgin Sondyselene gewesen, der damals amtierende Patron der intergalaktischen Organisation der Friedensfahrer.
    Als Gegenleistung für ihre Bereitschaft, die Friedensfahrer nicht weiter zu behelligen, hatten die Kosmokraten einen Tribut gefordert: Samburi Yura sollte in ihre Dienste treten. Daraufhin hatte sie sich gefügt und das Kommando über die LEUCHTKRAFT übernommen.
    Aber woher sollte Tafalla dies wissen?
    Samburi Yuras schlanke weiße Elfenfinger spielten mit der Fibel an ihrer rechten Schulter, als vergewissere sie sich, dass der Sternsaphir noch da war. Da begriff Alaska Saedelaere.
    Sie befanden sich zwar vermutlich noch in der Orbitalstation, gleichzeitig aber in einer Pararealität, die sowohl die Frau Samburi als auch Tafalla gestalteten. Hier war nichts, wie es schien, oder nicht nur so.
    Alles, was geschah, und alles, was gesprochen wurde, hatte einen tieferen Sinn. Jeder Satz, jede Handlung war von mehrfacher Bedeutung. Hauptsächlich aber lief das Duell, dessen Zeuge er wurde, auf einer Metaebene ab, die ihm verschlossen blieb.
    »Eure Missetaten zu leugnen wird Euch nicht helfen«, bedrängte der General die Frau Samburi. »Dies ist mein letztes Angebot. Erspart allen Beteiligten ein sinnloses Gemetzel, dessen Ausgang ohnehin feststünde. Zeigt Vernunft. Ergebt Euch.«
    »Ausgerechnet ein wahnsinniger Narr plädiert auf Rationalität?«, fauchte Samburi Yura. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, wobei sie kaum merklich außer Tritt geriet. »Das ist absurd. Du und deine Schimären, Tafalla, ihr steht auf verlorenem Posten!«
    »Ihr könnt es darauf ankommen lassen. Oder Ihr überlasst uns freiwillig Eure Machtmittel, insbesondere die beiden Raumfahrzeuge, mit denen der Bote angereist ist, sowie Eure Sternjuwelen und begebt Euch in unsere Obhut. Ihr werdet gut behandelt werden, streng nach den kosmischen Konventionen. Es wird Euch und Euren Dienern an nichts mangeln.«
    Samburi Yura schüttelte den Kopf. »Lachhaft.« Sie ergriff nun auch mit der anderen, fast durchscheinenden, ganz leicht zitternden Hand das Schmuckstück auf ihrer Schulter. »Überspring die Formalitäten. Ich lehne selbstverständlich ab. Zeig, was du aufzubieten hast.«
    »Ihr werdet staunen«, sagte der General.
     
    *
     
    Ein Geräusch ertönte, vieltausendfach, als würde der ganze Raum einatmen – röchelnd, lechzend. Als zersprängen monumentale Ketten. Als risse eine Saite, die zwischen Himmel und Erde gespannt gewesen war.
    Und alle Dimensionen verschoben sich.
    Alaska Saedelaere sah auf einmal in sämtliche 742 Richtungen zugleich.

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