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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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rede, denn ich war dabei.
     
    *
     
    Ein Tanz von rhythmischen Entladungen und synchronen Oszillationen. Unendliche Komplexität, durch keine Kausalkette zu strukturieren.
    Myriaden von Mikroereignissen ohne integrierende Kopplung. Phänomenale Fülle, durch nichts zu deuten.
    Ein Zustand, schlimmer als Verwirrung oder Panik.
    Im Inneren von Kosmonukleotiden ballen sich unzählige Psionische Informationsquanten, die Psiqs. Im Wesentlichen dienen sie zur Erhaltung der Naturgesetze und zur Festlegung der Weiterentwicklung des Multiversums. Sie repräsentieren verschiedene alternative Entwicklungen des Universums und können sowohl potenzielle Zukünfte als auch potenzielle Vergangenheiten entstehen lassen.
    Selbst für eine Höhere Wesenheit ist es nahezu unmöglich, sich in einem Kosmonukleotid zu orientieren. Die Flut widersprüchlicher Details, die Unzahl von nur scheinbar miteinander wechselwirkenden Mustern, der Mahlstrom intensiv miteinander im Wettstreit stehender Assoziationen gestatten kein kurzes Bild der Wirklichkeit.
    Der Geist explodiert in einen Raum aus unendlichen Schleifen der verzweifelten Welt- und Selbsterforschung. Das Bewusstsein geht verloren, verliert sich in sich selbst.
    All dem hätte TAFALLA trotzdem eine Weile standhalten können, ohne Schaden an der geistigen Gesundheit zu nehmen. Jedoch infizierte sich die Wesenheit überdies mit Negapsiqs – entarteten Psi-Quanten, die Fehlinformationen über potenzielle Zukünfte in sich tragen.
    Es gelang, dem Sog des Nukleotids zu entkommen. Frag mich nicht, wie. Aber nach TAFALLAS Rückkehr und der Wiedervereinigung zur Vierfaltigkeit lief die gesamte Superintelligenz TANEDRAR Gefahr, durch die Negapsiqs in den Wahnsinn getrieben zu werden.
    Anstatt in der Einheit der Vierfaltigkeit eine Lösung anzustreben, verstieß TANEDRAR einen seiner Urbestandteile. Frevelhaft beging man Verrat an TAFALLA.
    Im Zentrum des hyperphysikalischen Triangels beim Schwarzen Loch, das singt kam es zur Zwangs-Amputation. Obwohl bestimmt Heilungschancen bestanden hätten, nötigte man TAFALLA, sich seinerseits von den befallenen, angeblich negativen Aspekten zu trennen.
    Die Verräter schufen dafür eine Hülse, ein künstliches, lebendes Gefäß. Dort hinein stopften sie alles, was sie für unwürdig erachteten, unter dem gemeinsamen Dach zu verbleiben.
    Dieser Ableger wider Willen, der Ausgestoßene, der personifizierte Ausschuss – bin ich.
     
    *
     
    Die Frevler rechneten wohl nicht damit, dass ich überleben und mein Bewusstsein leidlich stabilisieren würde.
    So, wie auch der Kanzler gedacht hat, es reiche aus, dem Hofnarren das Messer ins Herz zu rammen und ihn von den Zinnen des Schlosses Elicon zu stoßen. Sträflicher Leichtsinn, der bestraft werden sollte.
    Denn im vierten Akt des Mahnenden Schauspiels kehrt der Totgeglaubte zurück, um Rache zu nehmen. Verkleidet als mechanischer Spielmann, gelangt er in den Ballsaal, wo die Maskerade immer noch im Gange ist.
    Erst dient er sich dem Gesandten an, indem er ihm schöntut und Komplizenschaft bei seinen Intrigen verheißt. Von ihm an die Tafel des Königs gebeten, gewinnt er die Zuneigung der Prinzessin.
    Unter einem Vorwand bringt er sie dazu, ihn in ihrem Gemach zu empfangen. Er gibt sich zu erkennen und gesteht ihr seine Liebe.
    Aber die Prinzessin verschmäht den Hofnarren, obwohl sie früher oft schamlos mit ihm kokettiert hat. Auch die Warnungen vor dem Gesandten und der Haltlosigkeit seiner Versprechungen schlägt sie in den Wind.
    Als der Narr vom Mordversuch des Kanzlers berichtet, glaubt die Prinzessin ihm nicht einmal. Sie verspottet ihn, stellt seine hehren Absichten ebenso in Zweifel wie dass er bei klarem Verstand ist.
    Da erwürgt er sie mit stählernen Klauenhänden.
     
    *
     
    Zum Mörder wird man nicht geboren oder erschaffen. Zum Mörder wird man gemacht.
    Von einem blinden, ungezielt waltenden Schicksal? Nein. Häufiger als der Zufall haben jene ihre Finger im Spiel, die sich als Hohe Mächte verehren lassen und sich anmaßen, die Schritte niedrigerer Existenzen zu lenken.
    Das Gleichnis des Mahnenden Schauspiels lehrt uns, dass es der Gesandte ist, der im Reich der Harmonie Zwietracht sät und somit dessen Untergang einleitet. Aber der Bote ist nur der Überbringer der fatalen Offerte. Letztlich tragen jene dafür die Verantwortung, die ihn ausgeschickt haben: die Kosmokraten.
    Ihnen ist der Verrat ebenso anzulasten wie die Schuld daran, dass der Kanzler seinem Vertrauten aus der Vierheit

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