Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
durch eine Vielzahl von Holobildern, schob sie beiseite, ohne ihnen auch nur einen Blick zu widmen, warf einige von ihnen in den virtuellen Mülleimer und zog weitere aus dem ebenso virtuellen Stapel hervor.
    Aiden Cranstoun beobachtete ihn interessiert bei seiner Arbeit. »Man sagt ihm ein eidetisches Gedächtnis und ein besonders empathisches Verhalten nach. Stimmt das?«
    »Ja. Aber er steht nicht für irgendwelche Experimente zur Verfügung.« Ankersen verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich breitbeinig vor der Ersten Terranerin hin.
    »Ich garantiere, dass ihm nichts geschehen wird. Ich möchte lediglich seine Fähigkeiten nutzen. Hier an Bord. Du als sein Vorgesetzter kannst selbstverständlich stets in seiner Nähe bleiben.«
    »Abgelehnt. Anka Hilvard besitzt eine labile Persönlichkeit, zeigt autistische Verhaltensweisen und kann nicht besonders gut mit Fremden umgehen.« Ankersen blickte die Frau von oben herab an. »Es steht dir frei, bei Flottenadmiral Lygas Barstra Beschwerde einzureichen. Er wird sich darauf freuen, ein weiteres Disziplinarverfahren gegen mich einzuleiten.«
    »Du bist dir deiner Sache ziemlich sicher, Strasky.«
    »Oberst. Ich kann mich nicht erinnern, dir angeboten zu haben, meinen Vornamen zu verwenden. Und ja, ich bin mir meiner Sache sicher.«
    Es war wie immer. Jemand, der sich nicht um die Menschen scherte, sondern nur für ihre Verwertbarkeit Interesse zeigte, wollte ihm sein Mündel wegnehmen. Er berief sich auf Vorschriften, zitierte den Flottenkodex oder drohte mit Verfahren, die Ankersen seinen Arbeitsplatz kosten konnten.
    Die Erste Terranerin zog eine Schreibfolie aus ihrer weit geschnittenen Jacke und hielt sie ihm vor die Nase. »Ich werde hier nicht die Staatschefin heraushängen lassen, aber ich wurde auf eine solche Verweigerungshaltung als typisch von dir zu erwartend aufmerksam gemacht. Das hier sollte dich allerdings zur Vernunft bringen.«
    Ankersen nahm das Schriftstück in die Hand. Er las die zweizeilige Nachricht. Einmal, zweimal, noch einmal. Er fuhr mit dem Daumen über das Siegel und betastete es. Es war zweifelsohne echt.
    »Ich verstehe«, sagte er. Entsetzliche Müdigkeit drückte auf seine Schultern und auf sein Gemüt. »In diesem Fall stehen Anka Hilvard und ich zur Verfügung.« Leise fügte er hinzu: »Ich bitte dich, ihn möglichst gut zu behandeln.«
    »Natürlich, Oberst. Du kannst wie versprochen in seiner Nähe bleiben und auf ihn achten.«
    »Die Rede war von mehreren Besatzungsmitgliedern, die ihr benötigt?«
    »Ja. Ich hätte gern die Unterstützung von Doktor Pernemas.«
    »Vom Bordarzt?«
    »Ja. Wenn ich richtig informiert bin, kümmert er sich um Ankas Wohlergehen.«
    »Korrekt.«
    »Wunderbar. Dann hast du sicherlich nichts dagegen, wenn er ein Auge auf Hilvard hat.«
    »Würdest du mir bitte schön endlich erklären, worum es geht?«
    »Gern.« Henrike Ybarri lächelte. »Wir haben vor, eine längere Unterhaltung mit Aiden Cranstouns Bruder zu führen. Wir müssen sehr überzeugend sein bei dem, was wir zu sagen haben. Deshalb benötigen wir Ankas Unterstützung.«
    »Ich verstehe nicht.« Ankersen dachte nach. »Ich dachte, Zachary Cranstoun wäre bei der Erkundung Falands zu Tode gekommen.«
    »So ist es auch. Was aber nicht unbedingt der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ist, dass die beiden nach wie vor auf mentaler Ebene miteinander kommunizieren.«
    »Aiden redet mit seinem toten Bruder?«
    »Richtig.« Ybarri nickte. »Um es zu präzisieren: Es besteht ein telepathischer Kontakt, obwohl Zachary ins Totenhirn integriert wurde.«

3.
    Der Dosanthi
     
    Eine Erinnerung:
    Chimao war von grünblauem Dosedomoos umgeben. Es fühlte sich herrlich weich und schlickig unter seinen Händen an und bot ihm dennoch Halt. Es roch frisch. Das Dosedo durchzog die Kavernen wie Wasser, das sich von der Oberfläche Dosanths in die Höhlentiefen ergoss, das sich zwischen Fels und Gestein seinen Weg bahnte, mäanderte, gegen Wände gischtete und überall seine Spuren hinterließ. Leuchtend. Gut schmeckend. Leben gebend.
    Es war jung und breitete sich nach wie vor aus. Chimaos Wohnkaverne, Gogomo genannt, würde ihm noch jahrelang Heimat sein. Erst wenn das Kraut, das ihn und andere nährte, einen blaubraunen Farbstich bekam und Trockenheit in ihren Köpfen bewirkte, würden sie weiterziehen. Wahrscheinlich Richtung Süden, um anderen Wanderclans auszuweichen.
    Chimao blieb erstarrt. Jede Bewegung war eine zu viel. Mijama und

Weitere Kostenlose Bücher