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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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große Hoffnungen. QIN SHI war schlagbar, davon waren sie überzeugt.
    Zwei Uhr vierzig Terranischer Standardzeit. Der Tunnel schrumpfte und schrumpfte. Letzte Sonden kehrten zur LEIF ERIKSSON zurück. Einige verblieben im Schlauch, um bis zum letztmöglichen Zeitpunkt Informationen zu liefern.
    Angespannt sah Bull zu, wie Raumschiffe neue Positionen bezogen, 48 an der Zahl. Sie gruppierten sich entlang einer weiten Kreislinie um den zweiten Planeten.
    Etwas materialisierte. 48 vergleichsweise kleine Körper, selbst mithilfe der Spezialsonden kaum anmessbar. Wenn man den Daten vertrauen konnte, hatten die Kugeln einen Durchmesser von 144 Metern.
    Die Schiffe verschmolzen in der optischen Darstellung mit den Kugelobjekten zu einzelnen Punkten. Was tatsächlich geschah, darüber gaben die Messgeräte keine Auskunft.
    Bull fühlte ein unangenehmes Ziehen im rechten Bein. Wer verwendet heute noch die Redewendung, dass ihn das Zipperlein plagt, wenn er von schlechten Vorahnungen gequält wird?, fragte er sich. Aber ich schwöre, dass es mir gerade jetzt so geht.
    Zwei Uhr fünfundvierzig. Der Tunnel hatte sich bis auf wenige Tausend Kilometer Durchmesser und Länge zusammengezogen, der Datenstrom versiegte.
    Bull merkte, dass er die Luft angehalten hatte, und blies nun kräftig durch. Die Vorgänge rings um die Marswelt behagten ihm ganz und gar nicht. Umso mehr, als die 48 vereinten Elemente violett zu leuchten begannen. Was für eine widerliche Farbe, brr!
    Ein Offizier, der sich um die Aufbereitung der Sondendaten kümmerte, fasste zusammen: »Die achtundvierzig Objekte formen mit ihren Strahlen hoch über der Ekliptik des Planeten einen Ring von annähernd zwanzig Millionen Kilometern Durchmesser.«
    Das Ringinnere nahm diesen seltsamen violetten Farbton an. Wolkenschlieren trieben hindurch. Vereinzelt zeigten sich Flecken abgrundtiefer Schwärze. Dunkler als das All waren sie, verstörend und Angst erregend ...
    Aus.
    Die Verbindung brach zusammen, die Sichtmembran zerbrach scheinbar in Tausende Splitter, die davontrieben und vergingen. Anomalie und Standarduniversum waren voneinander getrennt.
    »Aber wie lange?«, hörte sich Bull fragen. Niemand wunderte sich über seine Worte. Alle Mitglieder der Zentralebesatzung hingen ähnlichen Gedanken nach.
    Es war schrecklich ruhig im Rund des Raumes. Sie wussten, dass dies keinesfalls das Ende war, sondern bestenfalls der Beginn von etwas Schrecklichem. Der violette Ring – er war vielleicht das sich allmählich öffnende Tor des Feindes, der sich einen Weg in die Anomalie bahnte.
    »Der Voralarm bleibt bestehen«, sagte Bull. »Er ist ...«
    Er kam nicht dazu, seine Befehle zu präzisieren, denn in diesen Sekunden entstand eine neue Öffnung. Das Gegenstück des Rings.
    Die von QIN SHI geschaffene Verbindung.

2.
    Der Oberst
     
    Oberst Strasky Ankersen wartete im Gästehangar auf die Ankunft der Space-Jet. Trotz aller Pflichten, trotz aller Hektik, die in der RATBER TOSTAN herrschte, seit Gerüchte von baldigen Kampfhandlungen am Rande der Anomalie die Runde machten.
    Verdammte Geheimniskrämerei!, dachte er. Warum sagt man mir nicht, wer dieser vorgebliche Sonderbeauftragte ist, den ich in Empfang nehmen soll?
    Das Einschleusungsmanöver war eine Routineangelegenheit. Das Beiboot setzte sanft auf, die üblichen Landechecks wurden abgeschlossen, großteils im Dialog zwischen den Positroniken der RATBER TOSTAN und der kleineren Einheit. Eine unpersönliche Stimme sprach von drei Personen, die die Space-Jet verlassen würden.
    Ankersen befahl dem verantwortlichen Hangaroffizier, ihm das Funkfeld zu überlassen. »Zutrittserlaubnis zur RATBER TOSTAN ist hiermit erteilt«, sagte er ungeduldig. »Die Sicherheitsüberprüfungen werden verkürzt. Oberst Ankersen, Ende.«
    Er würde sich damit keine Freunde in der Abteilung für Interne Sicherheit machen. Sein Verhalten würde protokolliert und irgendwelchen Erbsenzählern zur Kenntnis gebracht werden. Ein weiterer schwarzer Punkt auf seiner ohnedies langen Liste war wohl die Konsequenz seines Tuns.
    Solange ich meine Leistung im Einsatz bringe – und das tue ich! –, kann mir keiner was anhaben.
    Die Schleuse öffnete sich, drei Menschen betraten den eben mit Luft gefluteten Hangar. Zwei Menschen und ein Sayporaner, korrigierte sich Ankersen. Der Gnom grinst wie ein Honigkuchenpferd, wie alle Sayporaner – und dennoch wirkt er irgendwie traurig.
    Die drei Personen kamen auf das Ausgangsschott zu, die schützenden

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