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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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–, desto mehr Sonden fielen aus, desto geringer wurden ihre Möglichkeiten, den Feind zu beobachten.
    Bull schaltete die Holos weg, eines nach dem anderen. Er hatte genug gesehen.
    »Wir hätten den Durchbruch wagen sollen, als es noch möglich war«, mäkelte ein Offizier. »Wir haben eine gute Chance verpasst, nach Hause zurückzukehren.«
    Major Brennstorf hatte in der Ortungsabteilung Dienst. Er galt als Pessimist und war Bull bereits öfters durch defätistische Bemerkungen aufgefallen. Er mochte ein fähiger Mann sein, doch er störte das sonst homogene Gefüge, auf das er in der Zentrale der LEIF ERIKSSON höchsten Wert legte.
    Bull betrachtete den Mann. Er wirkte müde, war womöglich von der nervlichen Belastung der letzten Tage überfordert. Auf der anderen Seite des Tunnels und hinter der Membran winkte die Freiheit. Sie übte auf alle Mitglieder der Flotte eine ganz besondere Anziehungskraft aus, war doch die Distanz binnen weniger Minuten zu überbrücken.
    Brennstorf sprach aus, was achtzig Prozent der Schiffsmitglieder dachten: Sie wollten so rasch wie möglich zurück ins Standarduniversum, zurück nach Hause.
    Mein jüngeres Ich hätte den Flug womöglich gewagt. Mit Volldampf voraus, rein in die Vollen, um es auf der anderen Seite richtig krachen zu lassen und QIN SHIS Truppen zu überraschen. Aber mein jüngeres Ich beging Fehler, die gute Leute das Leben kosteten, während ich ein ums andere Mal Glück hatte.
    »Lass dich ablösen, Brennstorf«, sagte Bull.
    »Wie bitte?«
    »Du benötigst Schlaf. Entspannung. Ich brauche während der nächsten Stunden topfitte Leute an meiner Seite. Solche, die nicht in Gefahr geraten, die Nerven zu verlieren.«
    »Aber ich ...«
    »Du lässt dich ablösen!«, wiederholte Bull mit schneidend scharfem Ton.
    Totenstille herrschte mit einem Mal. Jeder in der Zentrale hielt den Atem an. Nur das Klicken und Klackern technischen Geräts war noch zu hören.
    Brennstorf erhob sich. Er blieb eine Weile stehen, sein Gesicht lief rot an. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich aber und verließ die Zentrale, nachdem er Oberst Baeting einen Gruß zugenickt hatte.
    Hasse mich ruhig, Major! Wenn du so intelligent bist, wie ich dich einschätze, weißt du morgen, dass ich richtig gehandelt habe. Entscheidende Stunden stehen bevor. Ich brauche eine hoch konzentrierte Mannschaft. Eine, die bedingungslos mitzieht. Die Besten der Besten. Und du gehörst derzeit nicht zu diesem erlauchten Kreis, Brennstorf.
    »Zwei Uhr zwanzig«, sagte Bull an die anderen Zentralemitglieder gerichtet, als hätte er diese kleine Episode bereits abgehakt. »In etwa einer halben Stunde gibt es kein Sichtfenster mehr. Wir werden dann auf Mutmaßungen angewiesen sein. Allem Anschein nach plant QIN SHI den Durchbruch auf unsere Seite.«
    Er erhob sich, tat einige Schritte. »Wir besitzen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Wir sind vorbereitet. Wir wissen, was uns erwartet. Der Gegner hingegen ist ahnungslos. Wir können und müssen ihn überraschen.«
    Bull aktivierte Holos vor jeder einzelnen Abteilung der Zentrale. »Wir haben während der letzten sechsunddreißig Stunden Pläne ausgearbeitet. Strategien, die auf Beobachtungen beruhen, aber auch auf Hinweisen, die uns unsere jetzigen Verbündeten in den hiesigen Zapfenraumern geliefert haben.
    Wir wissen, was uns erwartet, sobald sich QIN SHIS Einheiten in Bewegung setzen. Es gibt sechs mögliche Anfangsszenarien, die sich in der ersten Stunde einer zu erwartenden Schlacht zu sechzig Millionen Grobvarianten ausweiten. Die Bordpositronik hat Simulationen aufgebaut und durchgerechnet, welche der sechs Varianten die erfolgversprechendste ist.«
    Er räusperte sich.
    »Wir haben die Manöver durchexerziert – und dennoch müssen wir das Unerwartete erwarten. Letztlich werden viele Schlachten durch Glück und unvorhersehbare Zufälle entschieden. Unsere Aufgabe kann nur sein, die Hausaufgaben so gut wie möglich zu erledigen und das Glück zu erzwingen.«
    Er erinnerte sich an eine Unterhaltung mit dem Xylthen-Protektor Glaudak. »Wir müssen aktiv bleiben und den Feind beschäftigen, dürfen ihn nicht zum Nachdenken kommen lassen. QIN SHI und seine Leute sind es gewohnt, das Heft in der Hand zu halten. Wir müssen ihnen dieses Moment des Handelns, des Agierens nehmen.«
    Faustus Baeting nickte grimmig. Er und einige andere Offiziere hatten sich aktiv an strategischen Planungen zur Abwehr der gegnerischen Truppen beteiligt. Allesamt hegten sie

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