PR 2699 – Das Neuroversum
I und alles, was sich in ihrem Umfeld befand, vom BOTNETZ versetzt!«
Rhodan atmete tief ein. Er bezweifelte keine Sekunde, dass das BOTNETZ sie in die Anomalie ausgestülpt hatte, in der sich auch das Solsystem befand.
9.
Reginald Bull empfand Hochachtung für Shanda Sarmotte.
Es ging ihr nicht gut. Haar und Gesicht waren schweißnass. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, musste von dem Medoroboter gestützt werden. Es strengte sie fast unerträglich an, ihre Psi-Fähigkeiten bei den Spenta und QIN SHI zum Einsatz zu bringen, aber sie wusste, sie stellte die Augen und Ohren des Terranischen Residenten dar. Nur sie konnte Bull mit einiger Sicherheit verraten, was sich an der Ephemeren Pforte abspielte.
Bull sah auf die Uhr in der Zentrale der LEIF ERIKSSON. 12.40 Uhr. Es war viel zu früh, er konnte es noch nicht riskieren, ihr wieder ein Aufputschmittel verabreichen zu lassen. Ihr Kreislauf würde zusammenbrechen, vielleicht würde sie sogar daran sterben.
Er warf einen Blick auf die Holos. QIN SHI strudelte in seinem Avatar als rote Miniatursonne auf den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs zu.
Soviel war auch ohne die Mutantin klar. Aber was in der Superintelligenz vor sich ging, was sie dachte, was sie fühlte ... das konnte nur Shanda ihm verraten.
Er streifte mit der Hand leicht ihre Wange, legte sie dann auf ihre Schulter. Sofort spürte er, dass sie heftig zitterte.
Nein, es stand wirklich nicht gut um sie.
»Shanda«, sagte er leise, »was ist mit QIN SHI?«
Sie sah an ihm vorbei. Ihr flackernder Blick war ins Leere gerichtet.
»Shanda?«
»Ihre ... Gedanken sind so schwer ...«, flüsterte sie schließlich.
»QIN SHIS Gedanken?«
»Die der ... Spenta. Sie sind überall. Sie warten ... sie warten auf den zweiten, den sie begleiten können ...«
Bull kniff die Augen zusammen. Das bestätigte seine Vermutung, was die negative Superintelligenz betraf.
Die Ephemere Pforte wartet auf sie ...
Er bezweifelte einen Moment lang, dass es Shanda noch einmal gelingen würde, sich mit ihren Parafähigkeiten in QIN SHI hineinzuversetzen, doch dann sah sie ihn an, und ihr Blick wurde wieder klarer. »Ich spüre ...«
»Ja, Shanda?«
»Ich spüre ... absolute Verzweiflung.« Und Shanda Sarmotte fing an, wie in Trance zu sprechen.
*
»Absolute Verzweiflung ... QIN SHI denkt an seine Vergangenheit, und er empfindet Zorn, nichts als Zorn.«
Bull schwieg, wartete darauf, dass die Mutantin fortfuhr.
»Er hat sich auf seine Hilfsvölker verlassen, auf die Sayporaner, auf die Allgegenwärtige Nachhut, die sie rekrutiert haben. Aber die Nachhut hat ihn im Stich gelassen, verraten ... Sie alle haben ihn verraten. Schon die Oraccameo, die ihn geschaffen haben ... Sie haben seine Genesis verpatzt, seine Entstehung verbockt. Sie haben ihn letzten Endes zu dem gemacht, was er nun ist.«
Bull wartete geduldig ab. Das alles wusste er schon, doch Shanda gab nur die Gedanken der Superintelligenz wieder, und die mussten keineswegs linear verlaufen. Er musste sich mit Erinnerungsfetzen und flüchtigen Eindrücken zufriedengeben und daraus Rückschlüsse auf das ziehen, was mit QIN SHI geschah.
»Und er ist enttäuscht von seinen Hilfsvölkern, von jenen Sayporanern, die sich auf die Seite des Feindes geschlagen haben, bis hin zu den Xylthen und Dosanthi, die ihre simplen Aufgaben nicht erfüllen konnten. Verrat, wohin er nur sieht!«
Bulls Mitgefühl für QIN SHI hielt sich in Grenzen.
Shanda schnappte nach Luft. »Seine Verzweiflung wird zu Hass. Er will nur noch vernichten ... und TANEDRAR kann seinen Vernichtungswillen nicht mehr bändigen. TANEDRAR ist stark in QIN SHI ... Die eine Superintelligenz ringt mit der anderen ... aber TANEDRAR verliert wieder die Kontrolle, und QIN SHI setzt sich durch ... die Emotionen peitschen ihn an ... es ist schrecklich ... Sieh doch, was geschieht, Reginald! Sieh, was geschieht! «
Shandas Stimme überschlug sich fast, und plötzlich war er wieder da, der mentale Druck, den Bull nicht mehr wahrgenommen hatte, seit TANEDRAR in QIN SHI um die Oberherrschaft kämpfte. Schmerz pochte in seinem Schädel und durchfloss seinen gesamten Körper. Einen Augenblick lang wurde er so stark, dass er ihn zu lähmen drohte, dann ließ er etwas nach.
Bull zwang sich, zu den Holos zu schauen.
Mit dem Schmerz ging ein mentaler Befehl einher, aber er galt nicht Bull oder den Terranern oder Posbis in den LFT-Boxen.
Der Befehl war durchdringend und wurde augenblicklich
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