PR 2700 – Der Techno-Mond
der einen Seite verließ, um auf der anderen zurückzukehren. Dann fragte er sich, wo Basil blieb.
Er versuchte, ihn anzurufen, doch Basil sprach gerade. Rhodan verspürte eine Ungeduld, wie er sie von sich nicht gewohnt war.
Weil ich mich frage, ob sich Geschichte wiederholt.
Weil sie vielleicht bald endet.
Da ihm ohnehin immer die gleichen Gedanken im Kopf herumgingen, beschloss er, sich abzulenken. Er aktivierte das Trivid-Holo wieder, suchte den Kanal Live-3, ging die Zeitleiste ein Stück zurück und fand die Meldung, die Basil vermutlich gemeint hatte: Auf der SINT JORIS, einem Raumschiff, von dem aus Schaulustige den Mond aus der Nähe beobachten konnten, war es zu einem Zwischenfall gekommen.
Eine Frau namens Ughalla Flekk, Anführerin einer Gruppe, die sich Die Exodisten nannte, hatte dem jenseits der Luna-Bahn stationierten ehemaligen BISON-Tender die Ehre ihres Besuchs erwiesen. Nach einem kurzen Blick durch eines der Fernrohre war sie jedoch theatralisch zusammengebrochen und hatte anschließend ihren Anhängern – und den »zufällig« anwesenden Medien – ihre Eingebungen hinsichtlich des Schicksals diktiert, das der Erde, dem Sonnensystem und dem Rest des Universums bestimmt sei. Es gab Bilder davon; der Wortlaut ihrer Erleuchtungen blieb dem Zuschauer gnädigerweise erspart.
Rhodan schaltete das Holo schmunzelnd ab. Basil konnte Gruppierungen wie diese Exodisten nicht ausstehen, konnte sich über »solche Typen« endlos aufregen – doch er bekam nie genug von Neuigkeiten über sie.
Eine eingehende Kurzmitteilung. Basil natürlich. »Entschuldige, ich stecke immer noch fest! Keine Ahnung, warum, aber die kontrollieren den Zugang, als sei das hier ein Hochsicherheitsbereich ... Bis gleich, hoffe ich.«
Perry Rhodan hätte ihm sagen können, warum: Dieser Teil des Terrania Space Port war tatsächlich Hochsicherheitsbereich, denn er hatte früher dem diplomatischen Dienst gehört. Hier waren die Raumschiffe der akkreditierten Botschafter gestartet und gelandet, eine kunterbunte Show galaktischer Raumschiffstechnik, und der Schutz dieser Schiffe gegen alle Eventualitäten hatte stets hohe Priorität genossen.
Da Terra nicht mehr Sitz der Regierung der Liga Freier Terraner war, bestand dieser Bedarf nicht länger. Gegenwärtig wurde dieses Raumlandefeld von Firmen und Privatpersonen benutzt, standen auf den Landefeldern vorwiegend kleine interplanetare Jachten und schlanke Geschäftsraumer – aber die Sicherheitsvorrichtungen waren natürlich alle noch vorhanden: Paratronschirme, Schleierfelder, Deflektoren, geschützte Zugänge und so weiter. Um Infiltrationen zu verhindern und Diebstähle von Geräten, die militärischer Geheimhaltung unterlagen, wurde der Zutritt nach wie vor streng kontrolliert.
Deswegen war es ja eine so gute Idee gewesen, die STARDIVER an genau diesem Ort zu montieren: getarnt als eher nebensächliches wissenschaftliches Projekt der Waringer-Akademie. Derartige Projekte gab es ständig, derzeit ein halbes Dutzend.
Zu Rhodans Erstaunen hatten sich die Bürger Terranias problemlos damit abgefunden, nicht mehr Mittelpunkt des terranischen Sternenbundes zu sein. Dass die schimmernde Stahlblüte der Solaren Residenz nun über Goyn schwebte, der größten Stadt auf Maharani, rund fünfhundert Lichtjahre von der Erde entfernt, schien längst niemandem mehr auch nur ein Stirnrunzeln zu entlocken.
Im Gegenteil: Es war, als seien Terrania und seine Bewohner erleichtert gewesen, die Bürde der Verantwortung los zu sein. Als hätten die Menschen insgeheim gedacht: Wir haben den Job lange genug gemacht. Zeit, dass ihn jemand anders übernimmt. Anstatt dass der von manchen befürchtete Niedergang einsetzte, schien auf einmal ein frischer, fröhlicher Wind durch die immer noch glitzernden Straßenschluchten zu wehen, waren die immer noch prächtig blühenden Parks und die immer noch weiten, immer noch belebten Plätze plötzlich von mehr Lachen erfüllt als je zuvor. Besucher hatten begonnen, Terrania als die heitere Stadt zu bezeichnen.
Das hatte auch gestimmt.
Bis der Mond schließlich zurückgekehrt war. Das hatte alles verändert.
*
Endlich näherte sich ein Gleiter, drehte eine schwungvolle Kurve und kam exakt vor Rhodan zum Stehen. Die Seitentür hob sich mit asthmatischem Zischen.
»Entschuldige die Verspätung!«, rief der junge Mann hinter der Lenkkonsole. »Ich glaube, was Stureres als Wachroboter gibt's nicht, oder?«
»Dafür baut man sie. Weil man sie nicht
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