PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
diese Ara-Kurpfuscher bestochen, um jeden Hinweis darauf, dass du das Ergebnis eines kleinen Fehltritts sein könntest, zu vernichten. Diese Arbeit und diesen Vorteil lasse ich mir nicht wieder nehmen.« Audunt nickte ihm zu. »Du wirst mein Erbe übernehmen, sobald es an der Zeit ist. Bis dahin wirst du mir den Rücken freihalten, mir das Haar schützen.«
»Gib mir einen Grund, Patriarch. Was sollte mich davon abhalten, dich zu verraten und zu betrügen?«
»Du bist das Beste, was ich jemals zustande gebracht habe, Sohn. Du bist ehrlich. Integer. Du bist mir ein Ratgeber und ein Freund. Man könnte dich also für einen Idioten halten.« Audunt grinste, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich tue es nicht. Ich weiß zu schätzen, was du für mich tust, und ich bewundere dich dafür.«
»Danke, Patriarch.« Abanell küsste die Bartzöpfe seines Gegenübers als Geste, die in den Reihen der Mehandor niemals in der Öffentlichkeit gezeigt wurde, weil sie als zu intim galt.
»Jetzt lass uns über die Geschäfte reden, Abanell. Wir sind pleite, nicht wahr?«
»Ja, das sind wir, Patriarch. Wie immer.«
*
Die Tusnetz hatten es während der letzten Jahre nicht sonderlich gut gehabt, und es war eigentlich nur der umsichtigen Leitung des Patriarchen zu verdanken, dass die sechzehn Schiffe der kleinen, unbedeutenden Sippe nicht in den Besitz eines der großen Mehandor-Geschlechter übergegangen war. Die Gondradse, Nomian, Kinipol und Regnar hatten mehr als einmal versucht, sie sich einzuverleiben.
Audunt indessen hatte sich gewehrt. Hatte die von seinem Großvater übernommene Sippe am Rande der Wahrnehmung gehalten. Hatte heimlich, still und leise ein Geschäft aufgezogen, das zwar nicht sonderlich einträglich war, ihnen aber doch eine gewisse Sicherheit im Geschäftsgebaren gab. So lange, bis sie hier gestrandet waren, im Solsystem, der Heimat der Diebe.
Diebe waren und blieben sie, diese Terraner, und jedes Geschäft mit ihnen war ein Tribut in beide Richtungen.
»Es scheint mir nach wie vor ein Wunder, dass uns die Terraner Arbeit gegeben haben«, sagte Abanell.
»Sie sind sonderbare Geschöpfe. Einerseits haben sie unsere Handelsnetze einst zerstört und unser Unheil gemehrt, andererseits zerfließen sie vor Mitleid.«
Audunt ließ sich Wasser in einer Karaffe bringen und trank gierig. Er war längst nicht der Trinker, als der er sich vor Sippenangehörigen zur Schau stellte, und ebenso wenig wie vom Alkohol hielt er vom Glücksspiel.
Aber er war ein Spaltbart sondergleichen, ein gewiefter Taktiker, der gern auf Mitleid machte und derart seine Geschäftspartner übervorteilte. »Ich musste bloß auf die Tränendrüse drücken, und schon hatte ich meine Mitbewerber ausgebootet. Das Auftragsvolumen für den Transport minderer Güter von Mimas zum Mars hält uns eine Weile über Wasser.«
»Wawacoon hat recht, wenn sie sagt, dass der Verdienst nicht einmal unsere Kosten abdeckt«, warf Abanell ein.
»Aber die Gelder fließen, mein Junge. Es findet Bewegung auf unseren Konten statt, was galaxisweit vermerkt wird und konkurrierende Sippen davon abhält, einen weiteren Versuch zu unternehmen, uns zu schlucken.«
»Das weiß ich. Aber dieses Spiel lässt sich nicht beliebig lange fortsetzen. Irgendwann werden unsere Kreditgeber Fragen stellen. Was wir hier tun, warum wir mit den Dieben Geschäfte machen, warum wir uns nicht endlich wieder dem Kerngeschäft zuwenden und Fernwarentransporte anbieten.«
Audunt grinste neuerlich. »Wir sollten die Onryonen in unsere Dankgebete einschließen, Abanell. Aufgrund ihres Verbots für alle militärischen Einheiten, in den Linearraum einzutauchen, wäre es derzeit unrentabel und unverantwortlich, das Solsystem zu verlassen. Und wenn mich mein zartes Näschen nicht täuscht, verschaffen sie uns ein einträgliches Geschäft.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Ach, du musst noch viel lernen, Junge! Sie haben diesen Flottenverband der Terraner in die Luft gejagt. Stell dir nur mal vor, Abanell: Mehr als siebzig Schiffe, in zig Bestandteile zerlegt, treiben derzeit als riesige, sich immer weiter ausbreitende Trümmerwolke durchs All. Ich meine, dass es die Angelegenheit wert wäre, sie mal genauer in Augenschein zu nehmen. Wer weiß, was es dort zu entdecken gibt.«
»Die Onryonen werden uns nicht ranlassen, nach all dem, was wir bislang von ihnen in Erfahrung bringen konnten.«
»Falsch, mein Kleiner! Sie werden die Terraner nicht ranlassen. Aber gegen Mehandor-Händler,
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