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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zu lesen waren. Er also, Josip Condaritis, sehnte die Ankunft des Mahdi so herbei, dass es schmerzte. Er durchwanderte den Park vor dem Solaren Haus, Tag für Tag. Er tat sein Bestes, die Leute zu überzeugen, dass sie Geduld haben müssten und dass der Techno-Mahdi kommen würde, sobald die Zeit dafür war.
    Er hatte solchen Hunger, oh Gott, hilf mir! Er verzichtete auf Nahrung, er verzichtete auf alle Annehmlichkeiten, er verzichtete auf die Gesellschaft dieser Wesen Tausender Welten, die bloß materialistische Güter im Kopf hatten und auf dem Weg zu Gott verloren gegangen waren.
    Er trat einer Frau in den Weg, sie starrte ihn an, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, weil sie die Wahrheit erkannte, die erbarmungslose Wahrheit, und nicht damit konfrontiert werden wollte. Sie war unzüchtig und unrein, Josip konnte es riechen dank der technoverstärkten Nasenstöpsel. Er konnte es hören dank der technoverstärkten Ohrenstöpsel. Er konnte es schmecken dank der ...
    Sie eilte davon. Weil sie Angst hatte. Weil sie den Urteilsspruch des Techno-Mahdi zu fürchten hatte, sobald er auftauchte.
    Er brüllte die Heiligen Digisuren in die Welt hinaus, die auf jahrtausendealter Überlieferung beruhten. Vögel flatterten aus den Bäumen hoch, auch sie unrein und unzüchtig.
    Oh Gott, mein irdenes Dasein, es schmerzt so, komm, komm, komm, Techno-Mahdi!
    Was, wenn Er nicht rechtzeitig erschiene? Was, wenn Josip Condaritis zuvor stürbe? Wie sollte Er sich in diesem Reich der Sünde zurechtfinden ohne Josip Condaritis, seinen treuesten Jünger?
    Er musste dafür sorgen, dass er überlebte. Er brauchte das heilige Gerät, das Techno-Gerät, das ihm ewiges Leben schenkte, das ihn unsterblich machte, sodass er bis ans Ende aller Zeiten dem Techno-Mahdi dienen konnte.
    Er brauchte den Zellaktivator!

3.
    Der Unsterbliche
     
    Was hatten die Onryonen im Solsystem zu suchen? Wie kamen sie darauf, Perry Rhodan und Imperator Bostich anzuklagen und vor das Atopische Tribunal zu bringen, für ein Verbrechen, das erst in der Zukunft liegen würde – wenn es denn überhaupt stattfände? Waren die Onryonen Teil des Atopischen Tribunals? Wie waren diese neuen Gegner überhaupt organisiert? Musste man sich auf die Auseinandersetzung mit einem galaxisweit organisierten Feind einstellen? Gab es Hintermänner, und wer waren sie?
    Solche und ähnliche Fragen beschäftigten Reginald Bull, seit die JULES VERNE im Ortungsschutz der Sonne PHP-39 trieb. Seit er Luft zum Atmen gefunden und die Nachwirkungen des Kampfes gegen die Raumrudel der Onryonen verdaut hatte.
    Es klopfte an seiner Tür. Mit einem Blick überzeugte sich Bull, dass Kendrest davorstand und in die Aufnahmeoptik starrte. Der Ara zeigte etwas, das er womöglich selbst als Lächeln interpretierte, und der Unsterbliche wünschte, er hätte es nicht getan. Die Silberzähne seines lückenhaften Gebisses ließen ihn nicht sonderlich vorteilhaft erscheinen.
    Bull seufzte, gab den Befehl zum Öffnen und erhob sich von seiner Ruheliege. »Dann mal los!«, sagte er, packte seine Ausrüstung und schloss sich dem Ara an.
    Kendrest roch seltsam. Der mit höchsten Würden bedachte Psychiater für lemuroide Völker gab sich abweisend wie immer. Einige seiner Ausreiß-Zähne schwirrten umher und kehrten in seine Mundhöhle zurück, während andere sich aus dem Kiefer lösten und sich auf den Weg machten. Die Zähne galten als harmlos, wenngleich als lästige Störenfriede. Sie taten nichts. Waren bloß anwesend und belauschten Gespräche, die Kendrest über den an sein Zerebralsystem angeflanschten Virtualspeicher aufnahm und Tag für Tag aufzuarbeiten versuchte.
    »Hat sich etwas Neues mit Khosrau ergeben?«, fragte Bull, um das Schweigen zu brechen.
    »Nein.« Der Ara öffnete weit den Mund, ein Ausreiß-Zahn bohrte sich mit einigen Drehbewegungen in den Kiefer. Kendrest scherte sich nicht darum.
    »Was hältst du von ihm?«
    »Er ist ein Psychopath, zweifelsohne. Aber das ist eine Einordnung, die auf etwa neunundneunzig Prozent aller Terraner zutrifft. Ihr leidet allesamt unter schweren psychosomatischen Beschwerden.«
    »Ihr Aras hingegen seid völlig normal, oder?«
    »Das Wort normal bedürfte einer genaueren Definition, um deine Frage präzise beantworten zu können. Aber ich würde mal ganz salopp sagen: Ja, wir Aras benehmen uns normal.«
    Ein Sirren erklang. Kendrest sah sich gezwungen, den Mund weit aufzureißen, um zwei zornig brummenden Backenzähnen die Gelegenheit zu geben, seinen

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