PR Action 15 Trabant Der Opulu
Tanishas Stimme war dünn. »Was hast du ... getan?«
Rhodan überging die Frage. »Atme tief durch, damit du zu Kräften kommst.«
Das Mädchen blinzelte. Er hätte kaum ein paar Minuten später kommen dürfen, begriff Rhodan. Dann hätte er nichts mehr für sie tun können. Doch auch so war es wenig genug, was er ausrichtete. Die Auswirkungen der Strahlung zeichneten Spuren in ihr Gesicht. Mit seinem Eingreifen hatte er das gemeinsame Ende hinausgezögert, mehr nicht.
Er beobachtete, wie sich Tanishas Brustkorb hob und senkte. Er hörte sie atmen. Knapp zwei Stünden blieben ihnen, verriet die Bestandsanzeige für den Luftvorrat.
Es knackte in Rhodans Helmempfänger. In der Ferne barst ein Berg. Eine Fontäne glutflüssiger Lava wurde in den Himmel geschleudert. Der Trabant der Opulu schüttelte sich wie in Agonie.
Tanisha schlug die Augen auf und stemmte sich auf die Ellbogen. »Ich kann ... aufstehen.«
»Halt dich an mir fest.« Rhodan half ihr in die Höhe. »Wir müssen einen sicheren Ort suchen.«
»Hör auf, mir etwas vorzumachen. Es gibt hier keinen sicheren Ort mehr. Diese Welt geht unter.« Ihre Worte waren beseelt von Trotz gegen das Schicksal, ohne Verzweiflung.
Wie als Bestätigung geriet der Abhang ins Rutschen. Auf dem Kamm registrierte Rhodan eine Bewegung. Zunächst hielt er sie für eins der üblichen Naturphänomene, doch dann erkannte er eine Gestalt in den Schleiern.
Humanoid , zumindest so viel erkannte er. Sie war undeutlich, zitterte bei den Erdstößen und behauptete sich gegen das Chaos. Noch beim Untergang des Trabanten setzte der geheimnisvolle Unbekannte seinen Kampf gegen die beiden Menschen fort.
»Tanisha, Flugaggregat einschalten und weg vom Boden!«
Rhodan jagte steil in die Höhe und ignorierte die Energieanzeige, welche Reservestatus offenbarte. Erleichtert registrierte er, dass das Mädchen vom durchgeschüttelten Untergrund aufstieg und Abstand zu der Erdlawine gewann. Er aktivierte den Schutzschirm, der mangels Energie höchstens noch ein paar Minuten durchhalten würde. Nicht einmal darauf war Verlass.
Auf den Kombistrahler, den er bisher nicht eingesetzt hatte, dafür umso mehr. Er zog die Waffe und feuerte im Impuls-Modus dorthin, wo der Gegner in den Schwaden untergetaucht war.
Energielanzen lösten sich aus den Schleiern. Sie kamen von weiter rechts. Jetzt offenbarte sich ihr Feind. Ein Strahl traf Rhodan frontal. Sein Schirm flackerte heftig auf, leitete die Energie ab und brach zusammen. Er baute sich nicht wieder auf. Rhodan wartete auf den nächsten -tödlichen - Treffer. Er zog den Auslöser des Kombistrahlers durch und belegte den Hügelkamm mit Dauerfeuer.
»Wut! «, rief Tanisha. »Abgrundtiefer Zorn. Und noch etwas anderes. Ich begreife es nicht!«
Der Berg stürzte in sich zusammen. Ein gewaltiger Abgrund tat sich auf und verschlang ihn. Kilometerlange Risse entstanden und zeugten vom Untergang des Mondes. Der Trabant der Opulu schleuderte Millionen Kubikmeter Erde und Gestein von sich. Der Horizont verdunkelte sich.
»Ein Erdbeben! Wir müssen höher steigen!«
Der unbekannte Feind schoss nicht mehr. Rhodan gab sich nicht der irrigen
Hoffnung hin, er sei umgekommen. Er war geflohen, hatte rechtzeitig das Weite gesucht. Rhodan folgte Tanisha und holte sie ein.
»Wohin wenden wir uns?« Sie drehte sich um ihre eigene Achse. »Es gibt keinen sicheren Ort.«
So weit das Auge reichte, schossen Gesteinsformationen in die Höhe. Der Mond gestaltete sich um und erhielt eine neue Form, bevor er - der Terraner sah die völlige Zerstörung auf Tanisha und sich zukommen - endgültig zerbrach. In der Ferne wölbten sich ganze Berge auf. Nicht weit entfernt erhob sich ein gewaltiger Felsbrocken aus dem Boden und wuchs auf einem steinernen Sockel von einem halben Kilometer Durchmesser ein paar hundert Meter in die Höhe.
»Das ist unsere Chance!«, trieb Rhodan das Mädchen an.
»Wozu? Der Klotz wird sich nicht lange halten, bevor er wieder untergeht.« Untergehen war der zutreffende Ausdruck. In der Tiefe brodelte ein See aus Lava. Träge umspülte er den Felssockel. Trotz ihres Einwandes flog Tanisha hinüber. Rhodan atmete auf und folgte ihr. Für einen Moment hatte er befürchtet, sie würde aufgeben. Weit gefehlt! Leider hielten ihre Körperkräfte nicht mit ihrem Willen mit. Ihr Flugaggregat trug sie dem Felsen entgegen.
*
Tanisha sank auf das kahle Gestein. Ihr Wille war ungebrochen, doch ihre Körperkräfte neigten sich dem Ende entgegen.
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