PR Action 20 Die Splitter Des Feindes
vorbeigekommen, um nach ihr zu sehen, Tests durchzuführen und per Tastendruck am Diagnosemonitor ihre Medikation zu ändern, doch ansonsten ließ man Tanisha in Ruhe.
Betty war froh darüber. Sie mochte es nicht, wenn das Mädchen wie ein Versuchsobjekt behandelt wurde - oder wie ein Karrieresprungbrett, wie Dr. Ho on es tat. Sie war erst elf Jahre alt! Andere Mädchen in ihrem Alter spielten mit Puppen und erfreuten sich der Unbeschwertheit der Jugend. Tanisha hingegen hatte in den letzten Wochen mehr erlebt und durchgemacht als die meisten in ihrem ganzen Leben.
Sie hatte es verdient, dass dieses Grauen endlich ein Ende hatte, und unwillkürlich wanderten Bettys Gedanken zu Perry Rhodan und Rettkal. Bislang hatte sie keine Nachricht von ihnen erhalten.
Ob sie Lok-Aurazin endlich unschädlich gemacht hatten? Betty konnte es nur hoffen.
Zum tausendsten Mal an diesem scheinbar endlosen Tag betrachtete sie das reglose Gesicht des Mädchens, und zum tausendsten Mal versuchte sie, in ihren Geist vorzudringen, mit ihrem Verstand in Kontakt zu treten - nicht, um dem Ansinnen der Mediker nachzukommen und herauszufinden, welche Auswirkungen die Hellquarzfragmente in ihrem Organismus auf sie hatten, sondern vielmehr, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging.
Alles andere war für Betty zweitrangig«
Gleichwohl, sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, zu Tanisha durchzudringen. Alles, was sie von Tanisha empfing, war ein vages Gefühl von Furcht und ... Wissen.
Sie hätte gern mehr darüber erfahren, was das Mädchen wusste , und obwohl sie imstande gewesen wäre, tiefer zu graben, schreckte sie doch davor zurück, aus Angst, der angeschlagenen Psyche des Mädchens damit womöglich mehr zu schaden, als zu nützen. Schließlich gelangte sie zu dem Schluss, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als abzuwarten, bis Tanisha von sich aus wieder zu sich kam.
In Gedanken versunken wachte Betty am Bett des Mädchens, und irgendwann forderten der lange Tag und die Aufregung der letzten Stunden ihren Tribut. Sie spürte, wie ihre Lider schwerer wurden, und fragte sich beiläufig, wie lange es eigentlich her war, seit sie das letzte Mal ein Auge zugetan hatte.
Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, und noch während sie darüber nachgrübelte, fielen ihr die Augen zu.
*
Irgendwann später - Minuten? Stunden? Sie vermochte es nicht zu sagen -schreckte Betty Toufry unvermittelt auf, als sie eine schwache Berührung an ihrer Hand spürte. Halb benommen vom Schlaf, glaubte sie im ersten Moment zu träumen, doch dann hörte sie Tanishas Stimme, die ihren Namen sagte - nicht in ihrem Kopf, sondern akustisch.
»Betty? Wach auf, Betty!«
Schlagartig war Betty hellwach. Ihr Kopf ruckte in die Höhe, und um ein Haar wäre sie mit dem Kopf mit Tani-sha zusammengestoßen, die sich aus dem Krankenbett beugte und sie mit großen Augen ansah.
Sie wirkte erschöpft und abgespannt, schwach und elend und nicht so, als wäre sie gerade aus einem langen Schlaf erwacht. Trotzdem war da ein Funkeln in ihren Augen, das Betty verriet, dass Tanisha nicht nur ganz sie selbst, sondern überdies vollkommen lebendig war. Ganz und gar nicht wie die lethargische Marionette, die sie unter dem Einfluss der Opulu gewesen war.
»Tanisha!« Betty ergriff die Hand des Mädchens, die sie wach gerüttelt hatte, und hielt sie ganz fest. Ihr Herz machte vor Freude einen Satz, und heiße Tränen der Erleichterung traten ihr in die Augen. »Oh, ich bin ja so froh, dass es dir gut geht!«
»Ich habe dich gerufen«, sagte Tani-sha, ohne darauf einzugehen. »In meinen Gedanken.«
Betty nickte. »Und ich bin gekommen.«
Sie blinzelte, um ihren Blick zu klären, und strich Tanisha mit der freien Hand über die Wange. Es war seltsam: Jetzt empfing sie die Signale des Mädchens wieder, und erneut nahm sie dieses Gefühl von Wissen wahr, das Ta-nisha umgab und so gar nicht zu ihrem kindlichen Auftreten passen wollte. Ihr Verstand fühlte sich reif und erwachsen und ... weise an, nicht im Geringsten wie der einer Elfjährigen.
Als würde sie Bettys Besorgnis spüren, sagte Tanisha: »Hab keine Angst, Betty. Ich bin wieder ich selbst.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und mehr ... als vorher.«
Betty runzelte die Stirn. »Mehr?«, wiederholte sie.
Statt darauf zu antworten, sagte Ta-nisha: »Bist du böse auf mich?«
»Warum bei allen Welten sollte ich böse auf dich sein?«
»Weil ich das Auge getötet habe«, sagte sie. »Das
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