PR Action 20 Die Splitter Des Feindes
1.
Liarr war eine verführerische Frau, die Männer mit einem einzigen Aufschlag ihrer langen goldenen Wimpern um den Finger zu wickeln vermochte, und zeit ihres Lebens hatte sie ihren Vorteil daraus gezogen.
Sie war sich über den Zauber ihres ebenmäßigen, engelsgleichen Gesichts mit den vollen, sinnlich geschwungenen Lippen und den großen goldenen Augen ebenso im Klaren wie über die beinahe magische Anziehungskraft ihres schlanken, wohlgeformten Leibs und ihrer langen Beine.
Der grimmig dreinblickende Magadone neben ihr allerdings, das spürte sie, war für derlei gänzlich unempfänglich und das schränkte Liarrs Möglichkeiten beträchtlich ein.
Während die braungrüne Kugel des Duellplaneten Lema-rak unter ihnen zusehends kleiner wurde, saß die Ultima stocksteif in ihrem Formsessel neben dem Magadonen. Dieser hatte sie seit ihrer unfreiwilligen »Flucht« kaum eines Blickes gewürdigt, geschweige denn das Wort an sie gerichtet. Er beachtete sie überhaupt nicht.
Davon jedoch ließ Liarr sich nicht täuschen. Sie wusste genug über ihren Entführer, um sich bewusst zu sein, dass er alles um sich herum mit äußerster Sinnesschärfe wahrnahm. Ihn zu überrumpeln schien genauso wenig Erfolg versprechend, wie ihn zu bezirzen.
Doch welche Wahl blieb ihr?
Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie den Magadonen, der seine langen, spinnenbeingleichen Finger -vier an jeder Hand - zwar behände, aber mit einer sonderbaren, unterschwelligen Langsamkeit über die Kontrollen des Raumgleiters huschen ließ, als bewege er sich im Gegensatz zu ihr in luftleerem Raum.
Lok-Aurazin trug einen der schlichten, einteiligen grauen Overalls aus grobem Leinenstoff, wie sie in den Depots in der Arena zu finden waren, damit sich die Gladiatorsklaven ankleiden konnten, nachdem beim Betreten des Kampfgebiets automatisch alles anorganische Material zerstört wurde, um zu verhindern, dass die Kämpfer nicht genehmigte Gegenstände einschmuggelten.
Der Thermostrah-ler, den er ebenfalls aus einem dieser versteckten Lager haben musste, steckte griffbereit im Gürtel. Das wulstige, unregelmäßige Ende seines abgetrennten Kinntentakels zuckte unmerklich, während er konzentriert das Schiff einem unbekannten Ziel entgegensteuerte.
Es war sonderbar: Obwohl er fast anderthalb Köpfe kleiner und vierzig Pfund leichter war als sie, wirkte der Magadone körperlich überlegen. Liarr wusste, dass er trotz seiner wenig beeindruckenden körperlichen Erscheinung mehr Kraft besaß als jeder ekhonidische Gladiatorsklave.
Wenigstens trug er keinen Hellquarz bei sich, der ihm Psi-Fähigkeiten verlieh und ihn für sie schier unbesiegbar gemacht hätte. So bestand zumindest die Chance, dass es ihr irgendwie gelingen konnte, ihn zu bezwingen.
Wäre sie nur nicht so angeschlagen gewesen!
Die Nachwehen der Granatexplosion bei der Arena von Lemarak, die Lok-Aurazin genutzt hatte, um Liarr als Geisel zu nehmen und mit ihrem eigenen Gleiter zu fliehen, steckten ihr in den Knochen.
Sie hatte ein gutes Dutzend schmerzhafter Prellungen, blauer Flecken und Abschürfungen davongetragen, und die Haut in ihrem Gesicht und ihrem Nacken brannte. Ihre sonst so zierliche Nase fühlte sich an, als wäre sie zu doppelter Größe angeschwollen, und als sie sie behutsam mit den Fingerspitzen berührte, durchzuckte sie ein weißglühender Blitz der Pein.
Kein Zweifel: Der Magadone hatte ihr mit dem Fausthieb, mit dem er sie überwältigt hatte, die Nase gebrochen. Selbstverständlich war das nichts, was ein Plastomediker nicht mit einigen wenigen Handgriffen wieder in Ordnung bringen konnte; viel schmerzhafter war das Wissen, dass sie ihrem Entführer kaum Widerstand entgegengesetzt hatte.
Ganz gleich, welche Differenzen der Magadone und Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums, auch immer miteinander haben mochten, dieser eine Faustschlag hatte die Angelegenheit für Liarr zu etwas Persönlichem gemacht.
Sie war noch nie geschlagen worden. Schon gar nicht von einem Mann.
Gewiss, Lok-Aurazin besaß einen Strahler, und trotz seiner körperlichen Defizite war sie ihm körperlich fraglos unterlegen, aber einen Vorteil hatte die Ultima zumindest.
Dies war ihr persönlicher Gleiter. Sie kannte sich hier besser aus als der Ma-gadone.
Und sie wusste, dass das Schiff einige Überraschungen bereithielt, von denen Lok-Aurazin nicht das Mindeste ahnte.
*
Der luxuriöse Gleiter war ein Unikat, eigens angefertigt für die Oberste Finanzberaterin von
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