PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe
dessen Delta sich links von ihr weiter ausdehnte, als sie es überschauen konnte, und rechts vom etwas kleineren AmroDelta.
Athreel sah nicht aus wie eine Stadt, eher wie eine Insel, und manchmal dachte Raye, aber nur bei sich, fast schon wie ein Kontinent. Es gab viele Gerüchte darüber, wie die Stadt entstanden sein sollte, vor Urzeiten, damals, als die Lemurer n us der Milchstraße hier in Andromeda eine neue Heimat gelunden, immer mehr Planeten besiedelt und sich schließlich Tefroder genannt hatten.
Eine Legende besagte, dass die Ureinwohner des Planeten di e lemurischen Kolonisten angegriffen hatten, die zuerst hier au f Cyrdan gelandet waren. Den Heimatsuchenden musste sich ein prachtvoller Anblick geboten haben: eine herrliche, ziemlich lemurähnliche Welt am Rand von Hathorjan, auf der sich fast genauso wie zu Hause leben ließ.
Die Kolonisten hatten sich dann angeblich mit ihrem großen Transportraumschiff mitten in den Amro-See zurückgezogen, der damals noch nicht durch den Gezeitenwall vom Haffeinan-Binnenmeer getrennt gewesen war, dem weitaus größten Binnengewässer des einzigen Kontinents von Cyrdan, in dem die Ureinwohner sie nicht erreichen konnten. Und nachdem sie ihre Feinde dann zurückgedrängt hatten, hatten sie das Raumschiff im See belassen, es ausgeschlachtet und kontinuierlich durch Anbauten erweitert. Der älteste Teil der schwimmenden Stadt war also jenes Schiff, mit dem die Cyrdaner ihre Heimat erreicht hatten.
Diese Legende gefiel Raye von allen am besten, auch wenn sie aus mehreren Gründen nicht stimmen konnte. Umfangreiche Forschungen zufolge hatte Cyrdan niemals intelligentes Leben hervorgebracht; somit konnte es also keinen solchen Krieg mit Ureinwohnern gegeben haben. Und die jüngsten Analysen der ältesten Teile Athreels hatten Zweifel daran geweckt, dass sie alt genug waren, um Teile des Schiffes sein zu können, das die ersten Kolonisten hierher gebracht hatte.
Aber vielleicht waren ihre fernen Vorfahren ja nicht direkt aus dem Großen Tamanium gekommen, sondern erst viel später, von Tefrod, der neuen Hauptwelt des Reichs der Lemurernachkömmlinge ... Raye hätte diese Legende jedenfalls gern geglaubt.
Bekannt war hingegen, wie die Städte und Ansiedlungen, die Flüsse und Berge, die Ebenen und Küsten Cyrdans zu ihren Namen gekommen waren. Amro, der Fluss, der den gleichnamigen See speiste, und Amronir, die Stadt, die an seinem Lauf gegründet worden war. Und der Carphiril und der Eiphiril, die sich zum Amro vereinigten, und das Duros-Gebirge, dem sie in weiter, weiter Ferne entsprangen. All diese Namen waren, obwohl im Lauf der Jahrtausende abgeschliffen und zahlreichen weiteren Änderungen unterworfen, die von Besatzungsmitgliedern jenes allerersten Kolonistenschiffs gewesen.
Sowohl der Carphiril als auch der Eiphiril wurden jeweils von zwei anderen Flüssen gespeist, und diese wiederum jeweils von Hunderten kleineren Flüsslein, und die wiederum von Tausenden von Bächen, die von genauso vielen Quellen gespeist wurden.
Das Leben ist ein Fluss, dachte Raye. Schicksalswegt laufen zusammen, vereinigen sich, gewinnen eine Kraft, der man nichts mehr entgegen setzen kann. Und irgendwann wird der Eiphiril seinen Lauf ändern, und nichts wird mehr so sein wie zuvor, und niemand wird sich mehr daran erinnern, was ein mal gewesen war, und Athreel wird vielleicht einfach untergehen, und ich werde nicht einmal als Fußnote in der Geschichtsschreibung Andromedas überleben.
Geschichte machten andere. Admiral Venk Kethmero zum Beispiel, der militärische Schutzhalter Cyrdans. Eine lebende Legende, die nun ausgerechnet sie zu sprechen verlangte.
Raye seufzte. Athreel war für sie das Synonym für Frieden und Ausgeglichenheit, für die Leichtigkeit des Seins und die Wirtschaftskraft des Planeten. Raye liebte diese schwimmende Stadt, die sich weiter ausdehnte, als das Auge reichte. Und noch vor kurzem hatte sie befürchtet, sie würde weder Cyrdan noch Athreel je wieder sehen.
Nach dem Angriff hatte auf Rakusa das nackte Chaos geherrscht. Ihre Vermutung hatte sie nicht getrogen, fast die gesamte Hauptstadt des Planeten war ausgelöscht worden. Es war nicht einfach gewesen, eine Raumschiffpassage zu ergattern. Der Raumhafen der Hauptstadt war ebenfalls zerstört worden, und jede Privatperson, die irgendeine Möglichkeit dazu sah, schien den Planeten verlassen zu wollen.
Schließlich hatte ein Militärraumschiff sie mitgenommen, das Verletzte zu tefrodischen Kolonialplaneten
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