PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Straße, die von diesen Augengewächsen überwuchert wurde.«
Das Bauwerk hatte fugenlose Mauern und einen achteckigen Grundriss. Es war fensterlos, ohne Antennen oder Aufbauten, 16 Meter breit und ebenso hoch. Abweisend und fremd wirkte es auf dieser nur von spärlichen blaugrünen Kräutern bewachsenen
Lichtung. Für den Augenwald war der Boden hier anscheinend zu felsig. Seinen natürlichen Ursprung bezweifelte Golf, denn dass das Oktogon ausgerechnet im Mittelpunkt des Kontinents stand, konnte kein Zufall sein. Der Analysator half aber nicht weiter. Die Messungen zeigten jedenfalls deutlich, dass die Radiostrahlung aus dem Gebäude stammte. Auch war eine konstante schwache elektrische Spannung nachweisbar.
»Irgendwo muss es eine Energiequelle geben. Vielleicht eine Solarbatterie«, spekulierte Golf. »Jedenfalls sind die Werte zu gering, um eine Gefahr zu signalisieren. Wahrscheinlich ist dieses Bauwerk seit Millennien verlassen.« Dafür hatte es sich freilich gut gehalten. Die rauen Wände zeigten nur leichte Spuren der Verwitterung.
Langsam schritten die Exploratoren auf das Oktogon zu. Golf hielt mit der einen Hand den Analysator, die andere ließ er auffällig nahe am Desintegratorstrahler, den er an den Gürtel seines leichten Schutzanzugs geschnallt hatte. Lena war ebenfalls bewaffnet. Acy-ton-Tats trug nur einige Botanisiertrommeln mit sich sowie ein kompaktes Mikroskop, für dessen Einsatz aber wohl keine Zeit mehr bleiben würde. Er hatte das Gefühl, als würde sie der halbe Wald hinter ihnen mit Blicken durchbohren. Als er sich mehrfach rasch umdrehte, schauten aber nicht mehr der Pflanzenaugen in ihre Richtung, als es bei einer zufälligen Ausrichtung zu erwarten war.
Lena entging die Unruhe ihres Begleiters nicht. Sie ließ ihn herankommen und sagte leise: »Ich habe auch den Verdacht, dass sie uns beobachten.«
Acyton-Tats wunderte sich, wie souverän die junge Frau wirkte. Als Exploratorin war sie wie Golf zwar darauf spezialisiert, fremde Welten zu erkunden. Aber im Gegensatz zu diesem hatte sie, soweit er wusste, keine militärische Ausbildung, sondern Psychologie studiert. Und mit Ende zwanzig konnte sie noch nicht allzu viele unbekannte Planeten betreten haben. Acyton-Tats dagegen hatte sich mit seinen 41 Jahren schon auf mehr als 100 herumgetrieben, freilich immer nur die Flora im Visier. Sie war ihm Unbekanntes genug, an weitergehenden Abenteuern zeigte er kein Interesse. »Mir gefällt das nicht«, antwortete er mit gedämpfter Stimme, obwohl Golf, der bereits zwei Dutzend Meter vor ihnen war und mehr auf seinen Analysator blickte als auf das Oktogon vor ihm, über Interkom alles mithören konnte, wenn er ihr Gespräch denn verfolgte.
»Es besteht keine Gefahr«, erwiderte Lena, deren Haarfarbe nun einen bläulichen Ton angenommen hatte, ähnlich dem wolkenlosen Azur über ihnen. »Die Augenbüsche können uns doch nichts tun, und sonst ist hier niemand.«
Acyton-Tats widersprach nicht. Trotzdem kam es ihm jetzt leichtsinnig vor, nur zu dritt und kaum bewaffnet auf Geza IV gelandet zu sein, während die VAN MODERS 700 Kilometer über ihnen im Orbit schwebte, den Planeten im Detail kartografierte und nach Rohstoffen Ausschau hielt. Aber einer aufwendigeren Expedition hatte der Kommandant nicht zugestimmt, dafür reichte die Zeit nicht. Acyton-Tats drehte sich um und schaute zur diskusförmigen Space-Jet zurück, die nicht weit entfernt auf dem Hügel stand und ihm ein beruhigendes Gefühl gab. Auch waren die silbrigen Schutzanzüge, die die Exploratoren trugen, mit Deflektorschirmen ausgestattet, die sich im Ernstfall binnen Sekundenbruchteilen aktivieren würden.
Und selbst die transparenten Sicherheitshelme hatten sie nicht abgenommen. Zwar war die Luft auf Geza IV atembar und schien frei von pathogenen Keimen oder toxischen Substanzen zu sein, doch bei Ersterkundungen unbekannter Planeten galten strenge Vorschriften. Die gesamte Kommunikation wurde über Interkom geführt und simultan zur VAN MODERS übertragen. Ebenso die Aufzeichnungen der Helmkameras.
Acyton-Tats blickte auf den Chronometer am Handgelenk: In zweieinhalb Stunden mussten sie zurückfliegen, dann würde die VAN MODERS bereits zum nächsten Ziel aufbrechen. Für eine detailliertere Erkundung von Geza IV waren dann andere Expeditionsschiffe zuständig, wenn die Explorer-Behörde zustimmte.
»Was mich viel mehr beschäftigt, ist etwas anderes«, nahm Lena ihre Überlegungen wieder auf und kam Acyton-Tats näher,
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