PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
»Mediziner« sehen?
Im Anschluss an jeden Roman der Ara-Toxin-Serie wollen wir deshalb eine etwas andere Facette dieses Volkes zeigen.
Den Anfang machte Altmeister Ernst Vlcek mit seiner Kurzgeschichte »Der Garten der irdischen Lüste« - der Geschichte eines Aras, der zum Experten in altterranischer Kunstgeschichte geworden ist. Eine Liebhaberei, die Anlass gibt zu einem mehr als merkwürdigen Abenteuer.
Nun folgt eine Story von Rüdiger Vaas. Ihn kennen die meisten PERRY RHODAN-Leser als den fleißigsten Mitarbeiter beim PERRY RHODANJournal, der Beilage zu den wöchentlichen Romanheften. Der profilierte Wissenschaftsjournalist und Philosoph arbeitet als Astronomie- und Physik-Redakteur bei dem populären Monatsmagazin »bild der Wissenschaft«. Weniger bekannt ist, dass er bereits früh im Bereich der Science Fiction veröffentlicht hat. Von ihm stammt der TERRA ASTRA-Band Nummer 638 »Chaos im Prokyon-Sektor«.
In der folgenden Geschichte nimmt er seine literarische Tätigkeit wieder auf und schickt einige Explorer-Wissenschaftler auf die Reise, darunter einen Ara, dem die Gewächse einer fremden Welt zu denken geben. Denn dieser Ara ist Botaniker...
Augen, überall Augen! Damit hatten die drei Exploratoren nicht gerechnet. Von Abertausenden Augen waren sie umgeben. Ein surrea-les Szenario, wie aus der Fantasie eines paranoiden Künstlers entsprungen. Freilich blickten die Augen in alle Richtungen. Blickten sie überhaupt? Zumindest schienen die Blicke den Schritten der Expeditionsteilnehmer nicht zu folgen. Doch im Dickicht dieser Augen konnte auch so nichts unbemerkt bleiben.
»Eigentlich möchte ich keinen Augenblick länger als nötig hier verweilen«, versuchte Acyton-Tats einen lahmen Scherz, der ihm immerhin ein schwaches Lächeln von Lena Payn einbrachte. Golf Dakron, der Expeditionsleiter, stapfte mürrisch voraus und war sorgfältig darauf bedacht, den türkisfarbenen Zweigen ringsum nicht zu nahe zu kommen, auf denen die Augen saßen. »Eigentlich.«, sagte Acyton-Tats, denn seinem Unbehagen stand die wissenschaftliche Neugier entgegen: Er war als Galaktobotani-ker schon weit herumgekommen, aber solche Gewächse hatte er noch nie gesehen - Gewächse, die zurückblickten.
»Sind das überhaupt Pflanzen?«, fragte Lena. Ihr kastanienbraunes Haar schimmerte. »Augen gibt es doch nur bei tierischen Organismen.«
»Auch Pflanzen haben Lichtsinnesorgane, sonst könnten sie sich nicht zur Sonne hin orientieren«, wich Acyton-Tats aus. Er wollte sich nicht auf heikle Definitionsfragen einlassen, aber Lenas Frage war berechtigt.
»Das meine ich nicht«, hakte sie nach. »Selbst Bakterien haben Photorezeptoren. Doch das hier sind hoch entwickelte Augen, verblüffend menschlich, wenngleich sie keine Lider haben, sondern wie Blüten auf einem Blütenkelch sitzen. Und wenn es Augen sind, dann gibt es auch Nervenzellen. Aber keine Pflanze besitzt ein Nervensystem.«
Genau das brachte auch Acyton-Tats ins Grübeln. Er verkniff sich den Hinweis auf die Horlicksträucher von Prokyon II und die Roya-Bäume von Trantoria. In ihnen steckte tatsächlich eine Art von Ner-vensystem, das allerdings nur akustische, keine visuellen Reize verarbeitete. Beides Mal handelte es sich freilich um ein tierisches Relikt, eine Extremform der Symbiose. Bei den Horlicksträuchern war es Acyton-Tats selbst gewesen, der die Evolutionsgeschichte dieses Doppelorganismus aufklären konnte. Doch er wollte Lena Payn jetzt nicht schildern, wie die ehemals parasitischen Dellicaswürmer sich mit ihren Wirtspflanzen immer mehr verschwistert hatten, bis nach Jahrmillionen schließlich kaum mehr als ihr Nervensystem übrig geblieben war. »Wir könnten uns hier wirklich in Definitionsproblemen verheddern«, antwortete der Galaktobotaniker lediglich. »Die Kategorien unserer Sprache sind Konventionen, die nicht immer die Unterschiede in der Natur angemessen beschreiben.«
Lena nickte, während sie ihre Schritte beschleunigte, um den Anschluss an Golf Dakron nicht zu verlieren. »Dennoch hat sich die Klassifikation von Pflanzen und Tieren gut bewährt«, setzte sie beharrlich fort. »Selbst das rudimentäre Nervensystem der Hor-licksträucher von Prokyon II ist tierischen Ursprungs, wie du selbst am besten weißt.«
Ihr Lächeln war hinreißend. Aber nicht deshalb blieb Acyton-Tats verblüfft stehen, sondern weil er nie erwartet hatte, dass Lena Payn sein Gutachten für das exobotanische Zentrum Acerplatanus kannte.
»Genug jetzt von
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