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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ein wildes Kopfschütteln. »Wovon soll ich erzählen?«, fragte er mit belegter Stimme. »Von Gercksvira, von zweiundzwanzigtausend Kampfraumschiffen, oder von den Bestien, denen ich vor langer Zeit selbst Auge in Auge gegenüberstand?«
    »Er ist unsterblich«, raunte Moixan, als brauche er für sich selbst eine Bestätigung. »Das sollte als Beweis genügen. Ebenso wie die Tatsache, daß wir ihn vor dem Transmitter fanden. — Im Grunde, Kammal, wollen wir alle dasselbe.«
    » ... den Traum unserer Väter zu Ende führen.« Der Angesprochene wirkte unschlüssig. »Seltsam nur, wie sich die Prioritäten verschieben.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf Bull. »Ich weiß nicht, ob wir im vertrauen dürfen — zu viel steht für uns auf dem Spiel. Dabei hätte ich noch vor wenigen Tagen dafür plädiert, die Raupen endlich in ihre Schranken zu weisen. Aber jetzt? Ich weiß nicht mehr, was richtig ist.«
     
     
    Seit fünf Minuten saß Reginald Bull auf einer gurgelnden, sanft schwingenden Matratze, hatte mit den Füßen gerade noch Bodenkontakt und stemmte sich hin und wieder der monotonen Bewegung entgegen. Er verkrampfte sich, aber das war ihm egal. Auch daß er blicklos auf die kahle Wand vor sich starrte.
    Die Männer hatten ihn von den Fesselfeldern befreit und einem ziemlich klapprigen Roboter überlassen, einer Maschine, die wie aus unzähligen Teilen zusammengeflickt wirkte, als hatte jemand alles auf einem Schrottplatz zusammengetragen.
    Der Roboter reagierte nicht auf Fragen. Reglos stand er vor dem Schott, ein stummer Wächter, der ihn an der Flucht hindern sollte. Bully glaubte, den Blick der glühenden Sehzellen im Nacken zu spüren. Trotzdem wandte er sich nicht mehr um.
    »Bin ich Gast oder Gefangener?«
    Eher beiläufig wiederholte er die Frage, einfach nur, damit der Klang der eigenen Stimme die bedrückende Stille vertrieb.
    Zögernd und nachdenklich zugleich bewegte er die Finger. Die vermeintlichen Schmerzen quälten ihn immer noch, dieses schwer zu akzeptierende Gefühl, durch den Blasterschuß den Arm verloren zu haben.
    Suggestion?
    Er ballte die rechte Hand zur Faust, öffnete sie wieder, ballte sie erneut. Nachdenklich biß er sich auf die Unterlippe. Er war mentalstabilisiert, eine Beeinflussung dieser Art sollte unmöglich sein. Zumindest mit normalen Mitteln. Aber was war im Bereich des Mahlstroms wirklich noch normal?
    Ächzend ließ er sich zurücksinken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und fixierte den menschenähnlichen Roboter. Die Arme waren unterschiedlich lang und bestanden aus verschiedenen Materialien, auch Form und Anzahl der Finger stimmten nicht überein. Während die dreifingerige linke Greifklaue eher an ein einfaches Werkzeug erinnerte, schienen die fünf Finger der rechten Kunsthand ursprünglich für ein hochstehendes Modell gefertigt worden zu sein. Der Bioplastüberzug ebenso wie die vollständig nachgebildeten Gelenke ließen kaum einen anderen Schluß zu. Entweder hatte jemand einer bizarren Bastelleidenschaft nachgegeben oder aber die Not zur Tugend gemacht.
    »Verrätst du mir, wer dich zusammengebaut hat?«, murmelte Bully. »Und vor allem, für welchen Zweck?« Er erhielt keine Antwort. »Wie wäre es mit einem kleinen Imbiß?«, fügte er hinzu. »Und was zu trinken wäre auch nicht schlecht. Ich nehme nicht an, daß ich hier verhungern und verdursten soll.«
    Ebenso gut hätte er gegen die Wand reden können. Erst als er sich nach einer Weile unwillig knurrend von der Matratze schwang, reagierte der Roboter. Seine abwehrende Haltung war unmißverständlich.
    » ... also bin ich Gefangener«, gab Reginald Bull sich selbst zur Antwort. »Weißt du, Blechkiste, daß mir das ganz und gar nicht gefällt?«
    Weder von der Größe noch von der Einrichtung her war der Raum üppig. Die Matratze war das einzige Möbelstück inmitten grau-blauer Tristesse. Absolut geschmacklos, fand Bully. Obwohl auch Designer auf der Erde vor Jahren mit derartigen Farbkombinationen experimentiert hatten. »Eine Wohnung, in der man rechts und links nur noch anhand beider Daumen unterscheiden kann und oben und unten lediglich aufgrund der Schwerkraft, ist für mich eine Folterkammer«, hatte er in einem vermeintlich unbeobachteten Moment im Selbstgespräch festgestellt, und genau diese Bemerkung war von den Medien aufgebauscht und über Dutzende Sonnensysteme verbreitet worden. Eine Arbeitsgemeinschaft »Psyche und Wohnen« hatte ihn offen der Fortschrittsfeindlichkeit bezichtigt

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