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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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dafür zu spät sein.
    Jonas bewachte das Schott wie eine Glucke ihre Küken. Wäre nicht das Glühen seiner Sehzellen gewesen, Bully hätte bald an eine stählerne Statue zum Thema Improvisation geglaubt.
    »Warum sagst du mir nicht, daß ich euer Gefangener bin?«, drängte er. »Ich befehle dir, das Schott zu öffnen!«
    »Hörst du mir überhaupt zu? — Nein? Vielleicht sollte ich dich auseinandernehmen und richtig zusammenbauen. Geh mir endlich aus dem Weg, du Blechtöle!«
    Die Greifklaue schloß sich um Bullys Handgelenk, als er im Vorbeigehen nach dem Öffnungsmechanismus des Schottes schlug. Nur lächerliche fünf Zentimeter fehlten, dann hätte er die Kontaktplatte berührt.
    »Laß mich los!«, herrschte der Terraner den Roboter an. »Ich befehle dir ... Na also, es geht doch. Es wird Zeit, daß du Kommandant Borrum mit dem nötigen Respekt behandelst. Ich würde ungern deine Verschrottung veranlassen.« Mit zwei Fingern tippte er gegen die zerkratzte Brustplatte des Roboters. »Wo befinden wir uns? — Wenn du es mir nicht sagen kannst, rufe jemanden, der dazu in der Lage ist. Worauf wartest du noch? Kannst du nicht, oder willst du nicht reden?«
    »Er kann nicht«, erklang unvermittelt Kammals Stimme. »Jedenfalls nicht eigenständig.«
    Das Schott glitt auf. Kammal quetschte sich hindurch, kaum daß die Öffnung breit genug war; in einer Hand hielt er ein antiquiertes Mikrofon mit einem kurzen Antennenstummel, in der anderen ein Vibratormesser.
    »Zurück!« herrschte er Bull an. »Bis an die Wand. Und die Arme auseinander. Na los, ich werde nicht zögern, das Messer zu benutzen. — Wer sind Sie wirklich?«
    »Kommandant Borr ... «
    »Das auf keinen Fall«, fauchte Moixan, der als zweiter in den Raum drängte. Das Schott hatte sich nicht einmal einen halben Meter weit geöffnet. Bully konnte herzlich wenig von der Umgebung außerhalb erkennen.
    »Bis zur Wand zurück!« wiederholte Kammal mit Nachdruck. »Die Arme hoch — die Handflächen an die Wand legen!«
    Angesichts der grimmigen Entschlossenheit des Lemurers erschien es Bully ratsam, der Anordnung nachzukommen. »Das Ganze ist ein Mißverständnis«, vermutete er. »Wir sollten darüber reden ... «
    Abschätzend wog Kammal das Mikrofon in der Hand. »Der Roboter besitzt zwar keine Fähigkeit akustischer Kommunikation, aber er kann Geräusche übermitteln. — Wen haben Sie in der fremden Sprache kontaktiert? Die Artmaccs?«
    »Ich habe ... « Bully wollte die Hände von der Wand lösen, doch ein scharfer Befehl hinderte ihn daran. »Ich habe mit mir selbst geredet«, vollendete er zögernd.
    »Es ist noch nicht lange her, da haben die Artmaccs versucht, einige von uns als Spione zu benutzen.« Kammals Seufzen kam aus tiefer Seele. »Wir mußten sie töten.«
    »Ich bin kein Spion«, widersprach Bully.
    »Das beweist wenig.«
    »Was erwarten Sie von mir?«
    »Die Wahrheit.«
    Bully nickte knapp. »Fragen Sie. Bevor mir die Arme einschlafen.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Mit mir selbst — ich sagte es bereits. Vielleicht ist das eine dumme Angewohnheit, aber ... «
    »Damit erklären Sie nicht die fremde Sprache. Wir durften nicht verstehen, was Sie den Artmaccs übermitteln.«
    »Für Sie mag das so aussehen. Aber Ihre Sprache ist auch nicht mehr Alt-Lemurisch in seiner Ursprungsform. Alles verändert sich im Lauf der Zeit. Interkosmo ist die heute weit verbreitete Umgangssprache der Ersten Insel.«
    Für einige Augenblicke schwiegen die Lemurer-Abkömmlinge. »Die Bestien herrschen nicht mehr in der Heimat unserer Väter?«, platzte Moixan dann heraus.
    »Die Haluter sind friedlich geworden und Freunde der Menschen«, antwortete Bully, allein schon, um nicht von dem jähen Wirbel der Gefühle mitgerissen zu werden. Trauer erfüllte ihn ebenso wie unbändiger Zorn. Wie viele Menschen hatten sterben müssen oder als Verfolgte den Zusammenbruch aller Werte miterleben? Der Weg der Erde durch den Mahlstrom war eine humanitäre Katastrophe. Die Flucht vor der Herrschaft der Laren hatte ins Desaster geführt; nichts war mehr so, wie es hatte sein können.
    Stumm kämpfte er gegen die Tränen an; doch selbst als er die Augen zusammenkniff, fanden sie ihren Weg. Seine Stirn schlug gegen die Wand; die Kühle des Metalls fraß sich unter die Schädeldecke. Er war aufgewühlt, verwirrt, hoffnungslos durcheinander. Psychisch wie physisch am Ende seiner Kräfte.
    »Sie kamen den Weg, der für Kommandant Borrums Rückkehr verheißen wurde«,

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