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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Vorgehen gegen die Meister der Insel und ihre Hilfsvölker gewonnen, aber der Preis dafür war verdammt hoch.
    Tröstende Worte konnten keine Menschenleben ersetzen. Bestenfalls machten sie den Schmerz der Hinterbliebenen etwas erträglicher. Wenn ich zeitlebens eine Pflicht gehaßt hatte, dann die, angesichts offener Gräber Trost aussprechen zu müssen. Wem halfen schon banale, abgedroschene Phrasen?
    Jeder dieser Männer und Frauen hatte wie ich einen Eid auf die Verfassung des Solaren Imperiums geschworen. » … mit meinem Leben trete ich ein für die Wahrung aller Rechte intelligenten Lebens ... «
    Ein hoher Anspruch.
    Hatte wirklich jeder darüber nachgedacht? Oder gaben unsere Kadetten den Text gedankenlos wieder, weil sie sich nur für die Zeremonie unter dem Sternenbanner interessierten.
    Wie hatte ich nach meiner Vereidigung für die U. S. Space Force halblaut hinzugefügt: »Galaxis, du hast dir neue Läuse in den Pelz gesetzt, rechne schon mal mit uns!«
    Damals hatte ich viel dafür gegeben, meine Zukunft zu erfahren.
    Heute schätzte ich mich glücklich, daß ich genau diese Zukunft nicht kannte.
     
     
    Meynor, Brent — Sergeant an Bord des Schweren Kreuzers der TERRA-Klasse AGAMEMNON.
    Meynus-Krytha, Helen — Kadett auf dem Schlachtschiff der STARDUST-Klasse YANKEE.
    Mfogu, Abdul Abu — Schiffskoch im wechselnden Einsatz. Vermißt auf dem Flottentender INDEPENDENCE.
    ... gestorben, vermißt. Schicksal ungeklärt. Alles in Pflichterfüllung für das Solare Imperium. Seit drei Tagen sind die Suchmannschaften draußen und jeder, der noch halbwegs bei Kräften ist, beteiligt sich daran. Sogar die heimischen Maahks helfen uns. Wie schnell sich doch das Blatt wenden kann. Dieselben Wasserstoff-Methan-Atmer, die Perrys Flaggschiff fast in ein Wrack verwandelt hatten, sind nun unsere Verbündeten.
    Jeder kahle Felsbrocken im Anziehungsbereich der roten Doppelsonne wird abgesucht. Achttausend Schiffe sind im Einsatz, dazu Space-Jets und Kaulquappen. Dies ist die größte Suchaktion, die je ein einzelnes Sonnensystem erlebt hat. Und der Erfolg gibt uns recht. Zweiunddreißig Männer und Frauen konnten schon gerettet werden. Einige liegen im Koma, doch die Ärzte sagen, daß sie durchkommen werden.
    Ich fürchte, daß uns die Zeit davonläuft. In einem oder zwei Tagen werden wir nur mehr Tote bergen, die erstickt, verdurstet oder ihren Verletzungen erlegen sind. Der Weltraum ist angefüllt mit Wrackstücken von Faustgröße bis hin zu den Ausmaßen eines Wohnblocks, die Ortungen liefern unter diesen Umständen sehr eingeschränkt brauchbare Daten.
    Die Maahks interessieren sich nicht für ihre Toten. Es scheint, als verachteten sie die Gefallenen wegen deren Rückzug aus dem Leben. Eine zumindest ungewöhnliche Anschauung, die ihre Wurzeln wohl in der großen Fruchtbarkeit dieses Volkes hat. Beukla hat schon angefragt, was wir mit unseren Toten machen — er scheint nicht glauben zu können, daß wir die sterblichen Überreste einsammeln, um sie anschließend zum zweitenmal dem Weltraum zu übergeben.
    Für morgen ist die erste Massenbeisetzung angeordnet. Um die weitere Suche nach Überlebenden nicht zu behindern, werden fünf Superschlachtschiffe die Toten in Sonnennähe aussetzen. Den Oberkommandierenden des Schrotschuß-Systems trifft die Pflicht, die richtigen Worte zu finden.
    Nehme ich den Sonnentransmitter als Bezug? Wohin führt unser Weg? Den Einzelnen ebenso wie die Menschheit. Die Antwort muß ich offen lassen.
    Vielleicht schlage ich mich mit zu vielen unnötigen Überlegungen herum. Wenn ich es richtig sehe, befinden wir uns in einem Quasi-Kriegszustand mit den Mächten des Andromedanebels.
    Weshalb nicht einfach das sagen, was ich selbst gerne hören würde?
    »Trauert nicht um uns« — Das würde mir gefallen? Reginald Bull, in dem Fall wird es Zeit, daß du die Verantwortung niederlegst.
    »Sagt von uns: Sie hatten einen Traum! Sie wollten die Wunder des Universums sehen.« — Das klingt besser.
     
    Leihgabe der Familie Aguila für die Wanderausstellung. »Der Weg nach Andromeda — 500 Jahre Umwälzungen und kein Ende?« Start auf Terra am 11. August 2900 n. Chr.
    Folienausdruck der Namensliste der Gefallenen des Schrotschuß-Systems, ergänzt durch handschriftliche Notizen von Solarmarschall Reginald Bull. Ein Faksimile, erweitert und erläutert durch eine erschöpfende situations-psychologische Analyse, fand Aufnahme in das Standardwerk Encyklopaedia Terrania, Band 4234 —

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