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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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angreifbar sein.
    Irgendwann werden wir auch andere Roboter bauen, sagte ich mir. Alles was denkbar ist, wird eines Tages verwirklicht werden.
    Die rotglühenden Sehzellen in dem Kugelkopf starrten mich an. Wie nahm der Kerl mich im Augenblick wahr — im Normalbereich, über Infrarotscan, oder analysierte er im Röntgenbereich die Lage meines Skeletts?
    »Ich bedauere die Unstimmigkeit zwischen uns, Sir«, schnarrte er. »Bitte seien Sie versichert, daß ich keine persönliche Aversion gegen Sie … «
    Ich schnappte nach Luft, und meine Rechte glitt zum Thermostrahler. Ein verrückter Kampfroboter hatte mir gerade noch gefehlt .Ich hatte die Blechkisten im Depot aktiviert und ihren Einsatz an Bord der Korvetten befohlen. Widerspruch war sofort von diesem einen Exemplar gekommen, das die Vorrangschaltung innehatte.
    »Der Befehl ist nicht legitimiert«, hatte er behauptet.
    »Du kennst mich.«
    »Solarmarschall Reginald Bull, Sir. Auch als Staatsmarschall bezeichnet, was jedoch keinen Unterschied macht, die Titel bedeuten identisches. Geboren am 14. Mai 1938 in Flushing, New York, ehemals Vereinigte Staaten von Amerika, Träger eines Zellaktivators und verschiedener Auszeichnungen, unter anderem der Medaille von Arkon.«
    »Es reicht. Bewege deine Spießkumpane dazu, an Bord der Korvetten zu gehen.«
    »Der Befehl ist nicht legitimiert, Sir.«
    »Der Solarmarschall ist weisungsbefugt«, hatte ich ihm vorgehalten. »Verfassung des Solaren Imperiums, Artikel 14 in der geänderten Fassung von 2201.«
    » … geändert zugleich mit der Anerkennung des Rechtsbegriffs Bordgericht innerhalb der Solaren Flotte.«
    »Na also, du kennst dich aus ... «
    »Ihr Befehl ist dennoch nicht legitimiert, Sir.«
    »Erläutere das!«
    »Die entsprechenden Sequenzen wurden überschrieben und noch nicht wiederhergestellt.«
    Organisationskram also. Bürokratie. Allein die Verwaltung der Solaren Flotte war ein Apparat, der mir vor vier Jahrhunderten den kalten Angstschweiß auf die Stirn getrieben hatte. Ohnehin war es nur dem rechtzeitigen und weitblickenden Aufbau der lunaren Hyperinpotronik NATHAN zu verdanken, daß wir nicht längst eine Verwaltung für die Verwaltung benötigten.
    Andererseits: Es war ausgeschlossen, daß bestehende Verhaltenssequenzen eines Kampfroboters durch Zusatzprogrammierungen überschrieben wurden. Das hätte allen Sicherheitsstandards Hohn gesprochen. Die einzigen Daten, von denen ich wußte, daß sie zur Verteilung gekommen waren, betrafen die aktuellen Ereignisse in Andromeda bis hin zum Verschwinden von Perrys neuem Flaggschiff, der CREST III, über Vario.
    Kein gutes Omen, und ich gebe es zu. Gerade der CREST III wegen war ich gereizt. Das ging an die Substanz. Meine Nerven lagen blank und wer dann auch noch darauf herumtrampelte, der wurde einen Reginald Bull erleben, wie er ihn gewiß noch nicht kennengelernt hatte.
    »Meines Wissens wurde nur ein Datenpaket freigegeben.«
    »Zwei Ergänzungen wurden überspielt, Sir«, sagte der Roboter.
    »Dann stelle die verlorengegangenen Daten wieder her!«, verlangte ich.
    Für Sekundenbruchteile schien sich das Glühen seiner Sehzellen noch zu verstärken. Das gedämpfte Licht innerhalb des Großhangars trug ein übriges dazu bei. Meine Finger schlossen sich um das Griffstück des Strahlers.
    »Ich bedauere den Zwischenfall«, plärrte er lauter als zuvor. »Zugleich weise ich darauf hin, daß ich keine Verantwortung trage.«
    Der Tonfall klang aufdringlich. Das stand einem Kampfroboter überhaupt nicht zu. Mit einem raschen Seitenblick taxierte ich die Hundertschaft der 2400/II, die aller Imposanz zum Trotz wie leblose Golems wirkten. Aber das war mir im Moment sogar recht.
    »Deaktiviere alle Funktionen!«, befahl ich.
    Vergeblich. Meine Nackenhaare sträubten sich, als der Roboter jäh seinen rechten Arm ausstreckte, der im Gegensatz zum linksseitig fest montierten Desintegrator in eine fünffingrige Greifhand auslief.
    »Unkompetenter Befehl!«, schnarrte er.
    Ich hatte es geahnt. Dies war so ein Tag, an dem alles schiefging. Der Getränkeautomat in der Offiziersmesse hatte erst keinen Kaffee und anschließend eine nach Desinfektionsmittel schmeckende eiskalte Brühe ausgespuckt. »Energetischer Überlappungseffekt im Zwischendeck«, hatten die Wartungstechniker lapidar behauptet, und das konnte alles oder nichts bedeuten. Ich hatte es noch akzeptiert, wäre ihnen unsere in den frühen Morgenstunden abgebrochene Linearetappe als Ursache in den Sinn gekommen.

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