PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
daß Kommandant Borrum zurückkehren und uns beistehen wird.«
»Verrät die Prophezeiung auch, wie das geschehen soll?«, Bullys Blick heftete sich auf die Gitterkonstruktion in einer von Aggregäten umrahmten Nische. Mit raschen Schritten hastete er weiter. Da war der wahnwitzige Gedanke, mit dem Transmitter zu experimentieren. Möglicherweise schaffte er das Kunststück, die Justierung auf eine Terranische Gegenstation vorzunehmen.
»Kommandant Borrum wird hinter diesem Gitter erscheinen«, sagte Kammal.
Zögernd glitten Bullys Finger über das blanke Metall. Vor den Sensoren des Energiepegels verharrte er und berührte erst einen tiefen Atemzug später die Kontaktplatte.
Es war, wie er befürchtet hatte unterbrochene Energieversorgung und Speicherstand zu gering, als daß ihm Spielraum für Experimente geblieben wäre. »Sie wissen, was ein Transmitter wie dieser bewirkt?«, wandte er sich wieder den beiden Lemurer-Abkömmlingen zu.
Moixan nickte zögernd. »Es gibt eine unsichtbare Daseinsebene, die unsere durchdringt«, sagte er. »Zeit und Raum werden für jeden gegenstandslos, der hinter das Gitter tritt, sobald es mit Energie versorgt wird.«
»Nur der Raum«, berichtigte Reginald Bull, »nicht die Zeit. Deshalb wird es sinnlos sein, auf Kommandant Borrum zu warten. Er ist seit Tausenden von Jahren tot.«
Das Funktionsprinzip lemurischer Transmitter glich den alten akonischen Geräten ebenso wie den aktuell in der Milchstraße gebräuchlichen Anlagen. Es gab bautechnische Besonderheiten, aber keine grundlegenden Unterschiede. Hier wie da waren die Strukturwandler, die Hyperenergie in fünfdimensionale Feldimpulse transformierten, im Gerätesockel untergebracht, und die Felddüsen, die eben diese Impulse zu dem als schwarz empfundenen, aber eigentlich lichtlosen Transportfeld bündelten, beanspruchten die Innenseiten der Wände.
Transmitter arbeiteten ausschließlich computergesteuert, wobei die Positroniken grundsätzlich doppelt vorhanden waren, um im Falle eines Ausfalls den eingeleiteten Transportvorgang dennoch aufrechterhalten zu können. Scharf gebündelte Hyperenergie im kurzwelligen Bereich, salopp als Bildstrahl bezeichnet, durchleuchtete das jeweils zu transportierende Objekt bis hinab in die subnuklearen Details. Zeitgleich wurde die im Feldbereich befindliche Materie in Hyperenergie verwandelt und dem Bildstrahl als Information aufmoduliert, die letztlich, vom Transposer gelesen, zur Modulation einer Hyperfunk-Trägerwelle diente.
Im Empfangstransmitter spielte sich ohne erkennbaren Zeitunterschied der umgekehrte Prozeß ab, der exakt jeden atomaren Baustein richtig lokalisiert neu entstehen ließ.
Natürlich bestand die Gefahr, daß bei einer Übertragung von Hypersendungen über weite Distanzen Informationsinhalte verlorengingen. Die Reichweite eines Transmittersprungs war somit begrenzt und wurde im wesentlichen durch die zur Verfügung stehende Sendeenergie bestimmt.
Daß es dennoch bei einem verschwindend geringen Bruchteil aller Transmitterdurchgänge zu Modifikationen oder gar Überlappungen kommen konnte, mit mehr oder weniger schweren Folgen für den Betroffenen, zeigte das Beispiel Alaska Saedelaera. Bully entsann sich nur an sehr wenige Transmitterunfälle in den vergangenen fünfhundert Jahren.
Schwache Datenverzerrungen allein, toleriert im Größenbereich von eins zu mindestens fünfundzwanzig Millionen, konnten durch eine positronische Wahrscheinlichkeitsberechnung ausgeglichen werden. Der Bildstrahl für den schichtenweisen Lesevorgang ebenso wie für die Rematerialisation wurde von einem weiteren Rechnersystem kontrolliert. Exakt an dieser Stelle war der lemurische Transmitter manipuliert worden. Reginald Bull glaubte zu spüren, wie sich sein Nackenhaar sträubte.
Eingriffe in die Wiederverstofflichung waren im Solaren Imperium untersagt, die Strafandrohung dementsprechend hoch. Aber auch die Wissenschaftler anderer Völker experimentierten nicht in diesem Tabubereich.
Zwei Speicherkristalle waren in den Datenfluß eingeschlossen worden, synthetische Kristalle von jeweils Daumengröße, die im allgemeinen dazu dienten, umfangreiche Bild- und Tonsequenzen zu archivieren.
Er selbst war durch diesen Transmitter an Bord gelangt. Kammal hatte gesagt, daß er ihn bewußtlos und in verkrampfter Embryohaltung auf dem Sockel hegend gefunden und deshalb sofort an Kommandant Borrums Rückkehr geglaubt hatte.
Unwillkürlich lauschte Bully in sich hinein. War er manipuliert
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