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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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landete eines ihrer kastenförmigen Raumschiffe neben den Kugelraumern, um ausgeschlachtete Aggregate abzuholen. Es sah ganz danach aus, als wollten sie die letzten Lemurer auf der sterbenden Welt ihrem Schicksal überlassen.
    Knapp fünftausend Männer und Frauen lebten noch in den Schlachtschiffen. Ihr Kontakt untereinander beschränkte sich auf Funkverkehr. Es gab ebensowenig Beiboote an Bord wie Raumanzüge, und die Wagemutigen, die in den letzten Jahren versucht hatten, die kilometerweiten Distanzen zwischen zwei Schiffen ohne Hilfsmittel zu überwinden, lagen unter den Wanderdünen begraben.
    Die Mehrzahl der Konverter lieferte noch Energie. Bulls erste Arbeit war es gewesen, die Brennstoffvorräte zu überprüfen — sie würden keine wochenlange Betriebsdauer mehr zulassen, wohl aber eine Reihe kurzer Linearflüge, je nach den Gegebenheiten bis zu dreißig- oder vierzigtausend Lichtjahre. Die Abschirmfelder einiger Ringwulstdüsen waren zusammengebrochen, aber auch sie waren nicht unbedingt nötig, um das Schlachtschiff, das diese Bezeichnung längst nicht mehr verdiente, in den Raum zu bringen. Die Beschleunigungsphasen würden mehr Zeit in Anspruch nehmen. Und wenn schon. Wichtig war allein, daß die Erde wieder in greifbare Nähe rückte.
    In Gedanken spulte Reginald Bull eine ellenlange Liste ab. Immer noch fügte er Positionen hinzu, die ihm wichtig erschienen. Zum Teil waren es Selbstverständlichkeiten, die auf den modernen Raumern der Solaren Flotte permanent von Sektorenpositroniken kontrolliert wurden, deren reibungsloses Zusammenspiel er hier aber wenigstens einmal überprüft haben mußte.
    Erneut wurde der Himmel in ein flackerndes Farbenmeer getaucht. Überrascht registrierte Bull, daß die Energie-Algen aufstoben. Vorübergehend schienen sie die Orientierung zu verlieren und wurden von dem heftiger werdenden Sturm durcheinandergewirbelt.
    Jäh schlug eines der quallenartigen Gebilde gegen das Kraftfeld der Mannschleuse. Strukturrisse entstanden, die wie ein bizarres Netz von Sprüngen in einer splitternden Glasscheibe wirkten, und Energietentakel wollten sich hindurchbohren. Ein anschwellendes Heulen erfüllte die Schleusenkammer, Ozongestank hing in der Luft, dann brannten die ersten Feldprojektoren aus. Es war wie eine Kettenreaktion, die den Stahl des äußeren Schottrahmens von innen heraus zu einer zähflüssigen Masse aufheizte, die langsam abzutropfen begann.
    Den flackernden Zusammenbruch des Energieschirms sah Bull schon nicht mehr. Er hatte sich herumgeworfen und suchte sein Heil in der Flucht. Die Hitze begann unerträglich zu werden, als seine Rechte auf den Schleusenkontakt schlug.
    Viel zu langsam schlossen sich die Schotthälften. Daß inmitten der verblassenden Entladungen die Energie-Alge jede Farbe verlor, zu einem nicht einmal faustgroßen grauen Klumpen schrumpfte und außenbords in die Tiefe stürzte, registrierte Reginald Bull erst, als die Schleuse schon hermetisch abdichtete. Unter anderen Umständen hatte er herauszufinden versucht, was der verbliebene Klumpen tatsächlich darstellte. Er vermutete eine Art sterbliche Hülle der mehrdimensionalen Erscheinung, zu Materie gewordene Energie. Trotzdem war er sich noch immer nicht klar darüber, ob er die quallenförmigen Gebilde als Lebewesen oder doch nur als eine Art Naturphänomen einordnen sollte.
    Dank seines Zellaktivators genügten ihm zwei Stunden Schlaf am Tag, damit er sich wieder frisch und ausgeruht fühlte. Ansonsten schuftete Reginald Bull wie ein Berserker, der nur an die Erfüllung seiner Aufgabe dachte und sich selbst dabei am wenigsten schonte.
    In den ausgedehnten Maschinenhallen des Raumers war er in seinem Element. Obwohl er sich manchmal verloren fühlte, ein Zwerg zwischen den gewaltigen, teilweise turmhoch aufragenden Umformern und Kompakt-Konvertern. Versorgungsleitungen, in deren Innerem er bequem hatte stehen können, spannten sich zwischen den Aggregaten, daneben verliefen mehrstöckige Wartungsbrücken und mechanische Aufzüge in Form von Gitterkäfigen, die selbst bei optimaler Konverterleistung ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisteten.
    Den Geruch von Schmierstoffen und vielfältigen Legierungen, scheinbar aufs Engste verbunden mit dem prickelnden Empfinden elektrostatischer Aufladungen in der Luft, hatte Bully viel zu lange vermißt. Zumindest hatte er als der Aphilie verfallener Regierungschef Terras solche Details nicht mehr wahrgenommen, weil derart irrationale Empfindungen nur die

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