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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schmorenden Kunststoffen und brennenden Kabelverbindungen.
    Ich wollte mich hochstemmen, doch eine unsichtbare Faust hielt mich zurück. Die Gurte! Palmen, Meer und Strand verwischten in Gedankenschnelle und wichen einem von flackernden Reflexen durchbrochenen Halbdunkel, in dem Rauchwolken sich träge mit der Nässe aus den Sprinklerdüsen vermischten.
    Vor mir glommen Bildschirme in düsterem Rot. Wie Dämonenaugen starrten sie mich an. Das Rot zerfiel in körnige Schleier, verwehte, entstand von neuem, begleitet von dem fernen Rumoren, das mir im Zustand weichender Bewusstlosigkeit wie Brandungsrauschen erschienen war.
    Die Protuberanzen einer Sonne?
    Meine Rechte krachte auf das Gurtschloss. Ich hastete hinüber zum Kommandantenpult. Oberst Nisset war noch bewusstlos, aber seine Augenlider flatterten bereits. Im Hintergrund der Zentrale erklang qualvolles Stöhnen. Mir blieb keine Zeit, mich um die Crew zu kümmern. Mit wenigen Griffen löste ich Nissets Gurte und zerrte ihn aus dem Sessel.
    »Schadensmeldung!«
    Die Automatik reagierte nicht. Meine Finger huschten über die Sensorfelder und aktivierten neue Schaltbilder.
    Beinahe die Hälfte aller Programme war nicht verfügbar. Keine Internkommunikation, kein Zugriff auf die Linearkonverter. Wenigstens der Energieschirm stand noch. Neunundachtzig Prozent Belastung, steigend. In drei bis vier Minuten würde die Kapazitätsgrenze erreicht sein, dann gab es bestenfalls noch zehn Prozent Reserve. Aber die Speicherbänke zeigten alles andere als Grünwerte.
    Wir mußten weg hier, zumindest den Kurs ändern. Wenn ich die miserable Bildwiedergabe richtig interpretierte, driftete das Schiff in stumpfem Winkel gegen dichter werdende Plasmafronten.
    Fünfundneunzig Prozent ...
    Mehr als eine Nußschale in der heranbrandenden harten Strahlung war unser 500-Meter-Kugelraumer nicht. Das vermeintliche Brandungsrauschen, das von den Schirmfeldprojektoren durchschlug, dröhnte lauter.
    Im Bereich der Hauptortung implodierten Aggregate. Ich sah den flackernden Widerschein aufzüngelnder Flammen, konnte mich aber nicht darum kümmern. Die Sprinkleranlage hatte die Überhitzung nicht verhindern können.
    Poltern hinter mir, Stöhnen und gequältes Husten.
    »Wer immer wach ist, das Feuer löschen!«, stieß ich hervor.
    »Aye, Sir!«
    Endlich hatte ich die Triebwerkskontrollen auf einem der kleinen Monitore. Die zur Verfügung stehende Energie war lächerlich gering, sie hätte kaum für einen Start von der Erde gereicht. Im nächsten Moment wollte mir die Positronik weismachen, daß wir nicht einmal mehr über Impulstriebwerke verfügten.
    »Verfluchter Blechkasten! Willst du mich verscheißern?« Meine Faust donnerte auf die Konsole hinab. Ich konnte gerade noch erkennen, daß die Belastungsanzeige des Schirmfeldes in den Warnbereich kletterte, bevor das Logo der Explorerflotte erschien. Höhnisch grinste mich die Graphik an, danach war das Hauptkontrollpult tot.
    Wenn wenigstens mein Schlag ursächlich gewesen wäre, hätte ich es noch einmal auf die gleiche Weise versuchen können. Zurzeit der U. S. Space Force hatten solche Reparaturmethoden noch hin und wieder Erfolg gezeitigt, leider nicht bei einem hochmodernen Raumschiff, dessen Bauteile völlig andere Belastungen wegstecken mußten.
    Oberst Nisset kam soeben schwankend auf die Beine. » ... kein Zugriff auf die Impulstriebwerke!«, informierte ich ihn knapp.
    Wie viel Zeit blieb noch? Vermutlich zuwenig. Das Dröhnen der Brandungswellen hatte sich zum prasselnden Stakkato verändert, mit dem Uberschlagsenergien vom Schirmfeld aus die Schiffshülle trafen. Dem Stabilitätsverlust würden Strukturlücken folgen, in die das Plasma vorstieß und den Schirm endgültig zusammenbrechen ließ. Was die sonnenheißen Energien von der EX-414 übriglassen würden, brauchte ich mir nicht erst auszumalen.
    Die Verkleidung des Hauptschaltpultes polterte herab, als ich die Magnethalterungen löste. Vor mir lag ein unüberschaubarer Wust von Schaltelementen in Mikrobauweise. Ein bestialischer Gestank schlug mir aus den verschmorten Bereichen entgegen.
    »Befehlen Sie die Crew in die Beiboote, Oberst!«, kommandierte ich, wahrend ich zwei Spezialmeßgeräte aus ihren Halterungen löste.
    »Sir, ich … «
    »Wollen Sie, daß alle draufgehen?«, herrschte ich ihn an. »Die Besatzung ist wichtiger als alles andere.«
    »Wir müssen in den Maschinenraum, Sir. Von dort aus … «
    Im Prinzip hatte er recht. Aber wenn die Anzeigen korrekt

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