Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
gewesen wären, kämen wir an die Doppelkontrollen nicht mehr ohne Spezialanzüge heran. Im Gegensatz dazu war das Problem, das sich mir hier stellte, geradezu banal. Ich bildete mir ein, die Hauptzentrale demontieren und anschließend funktionsgerecht wieder zusammenbauen zu können — sofern mir genügend Zeit dafür zur Verfügung stand, einige Wochen mindestens.
    »Haben Sie nicht verstanden, Nisset?«, herrschte ich den Oberst an. »Schaffen Sie die Mannschaft raus!«
    Er brüllte Befehle und sagte dann in aller Seelenruhe: »Ich bleibe, Sir. Das ist meine verdammte Pflicht ebenso wie Ihre.«
    Funken sprangen über, wo eigentlich keine Energie fließen sollte. Mit einer blitzschnellen Drehung löste ich mehrere siganesische Module aus einem Verteiler-Verbundblock. Das waren Schaltkreise, die Aktivierungsimpulse hinsichtlich ihrer inneren Logik und der Zugriffsberechtigung prüften. Banalitäten, die niemand bewußt beachtete, aber vermutlich hatte ihre Blockierung den Ausfall des Hauptschaltpults verursacht.
    Ich war gezwungen, mehrere Überbrückungen anzubringen. Für die erste gab es drei Möglichkeiten. Falls ich eine falsche wählte, erhielt ich keine zweite Chance.
    Wenige Millimeter noch. Durch die transparente Ummantelung sah ich meine Hand vor dem Steckkontakt verharren. Alles um mich her versank in Bedeutungslosigkeit, ich spürte die heftigen Erschütterungen des Schiffes, registrierte sie aber nur unbewußt. Ein ungutes Gefühl ließ mich innehalten.
    Die zweite, seitlich versetzte Isolierröhre trug die Kennung 13.6.WE. Angesichts dieser Ziffern- und Buchstabenkombination entschied ich aus dem Bauch heraus, daß sie mir Glück bringen würde. Daß mir dabei der Schweiß in den Augen brannte, war eine lästige Nebenerscheinung.
    Wie lange hantierte ich schon an den Schaltungen? Vierzig Sekunden. Fünfzig? Sie erschienen mir wie eine Ewigkeit.
    Beinahe hätte ich laut gelacht. Sekunden verloren also auch für einen Unsterblichen nicht an Bedeutung. So, wie ein Millionär auf jeden einzelnen Soli angewiesen ist. Ein schöner Vergleich. Ich würde ihn mir merken und in mein Büro hängen — und in der Folge wohl hundertmal die gleiche dumme Frage beantworten müssen.
    Die letzte Überbrückung ... Mit dem Handrücken versuchte ich, mir den Schweiß aus den Augen zu wischen. Es half wenig.
    Die Platinen verschmolzen bei Berührung der Steckkontakte selbsttätig zu einer unlösbaren Einheit. Schnell hintereinander befestigte ich zwölf Stück im Halbkreis; ihr Brennpunkt war auf den facettenartig geschliffenen Hyperkristall justiert, dessen Aufladung niederfrequente Pulsation erzeugte und einfach lichtschnelle Positronen in ein energetischneutrales Feldgitter emittierte. Die Zustande »on« und »off« wurden um ein halbes Dutzend nur hyperphysikalisch mögliche Definitionen erweitert ...
    Die bislang heftigste Erschütterung durchlief den Explorer. Im selben Sekundenbruchteil, in dem ich den letzten Kontakt aktivieren wollte, fühlte ich, daß ich abrutschte, aber der Gedanke wurde mir nicht einmal bewusst. Ich spürte einen fürchterlichen Schlag im Arm und im Oberkörper, ich wurde durch die Luft geschleudert, schlug hart irgendwo auf — und kämpfte mühsam gegen die Schwärze an, die mich überwältigen wollte. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht einmal schreien, wurde von heftigen Krampfen geschüttelt und sah aus schräger Perspektive heraus, daß Oberst Nisset versuchte, den letzten Kontakt herzustellen.
    Sein Schrei gellte mir in den Ohren, trotzdem schien er es irgendwie geschafft zu haben. Ich konnte die Kommandantenkonsole nicht sehen, brachte es nicht einmal fertig, mich herumzuwälzen, doch ich registrierte die gleichmäßigen Vibrationen, die nur von den auf Vollast geschalteten Impulstriebwerken stammen konnten.
     
     
    Lächelnd schüttelte der Mann im weißen Kittel den Kopf. Es war ein verkniffenes, eisiges Lächeln, das mich in Rage versetzte. Ich hatte keine Lust, meine Zeit in der Krankenstation zu verbringen.
    »Im Bett sterben die Menschen, Doc«, stieß ich ungehalten hervor. »Sie wollen bestimmt nicht, daß Reginald Bull in Ihrer Obhut … «
    Mich aufzuregen war sinnlos. Er hörte mir überhaupt nicht zu, sondern studierte die Daten, die auf seinen Handscanner übertragen wurden. Von dem ganzen überflüssigen Christbaumbehang, den er mir verpaßt hatte.
    »Mir fehlt nichts!«, sagte ich scharf. »Falls Sie anderer Meinung sind, Doc, spucken Sie's endlich aus.«
    Dafür

Weitere Kostenlose Bücher