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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Zeit fielen auch die ersten Begegnungen mit den Posbis, die mit ihren Fragmentraumschiffen den Leerraum durchstreift hatten. Roboter und Unsichtbare, von uns Laurins genannt, hatten sich erbitterte Raumschlachten geliefert.
    Ich dachte zurück an die stockenden Verhandlungen zwischen Terra und den Akonen des Blauen Systems, die durch das unerwartete Auftauchen von Fragmentraumschiffen neu in Gang gekommen waren. Um unseren Willen zur Verständigung zu beweisen, hatte eine mit Terranern bemannte arkonidische Flotte unter Atlans Befehl gegen die tropfenförmigen Raumer der Laurins gekämpft, die nahe dem Kugelsternhaufen M 13 Fragmentraumschiffe angegriffen hatten. Wahrend die Unsichtbaren sich zurückzogen, war unsere Flotte von fünfhundert aus dem Überlichtflug kommenden Posbiraumern unter Feuer genommen worden. Anschließend hatten die Posbis M 13 heimgesucht und zahlreiche Welten des Großen Imperiums zerstört.
    Die Geschichte der Begegnung mit den positronisch-biologischen Robotern war eine Geschichte gegenseitiger Mißverständnisse, zeigte aber auch, daß letztlich ein friedliches Zusammenleben möglich war. Und nur das war es, was wirklich zählte, der Beweis, daß auch völlig andersgeartete Zivilisationen nebeneinander Platz im Kosmos hatten. So bitter dieser Friede erkauft worden war, die Opfer waren nicht vergebens gewesen.
    Nicht nur einmal hatte ich mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen und mich aus der Verantwortung zurückzuziehen. Das war immer dann der Fall gewesen, wenn neue Hiobsbotschaften von zerstörten Raumschiffen berichtet hatten.
    In vielerlei Hinsicht hatte ich mir in den vergangenen hundert Jahren ein dickes Fell zugelegt. Überzogener Bürokratie konnte ich ebenso mit selbstkritischem Spott begegnen wie mitunter auftretenden nationalistischen Tendenzen, die zum Glück seltener wurden. Die Menschen hatten endlich gelernt, mit ihren Brüdern und Schwestern anderer Hautfarbe oder anderer Glaubensrichtung ebenso ungezwungen umzugehen wie mit rotbärtigen Springern, eierköpfigen, haarlosen Aras oder den Echsenwesen von Topsid . Und das waren nur einige Beispiele.
    Wir Menschen verdienten heute wirklich den Namen »Terraner«, wir beanspruchten unseren Platz auf der kosmischen Bühne, und dazu gehörte als allererste Verhaltensregel Toleranz. Ein Gandhi oder Martin Luther King meiner Zeit hätten an der neuen Menschheit bestimmt die Verwirklichung ihrer großen Ideale entdeckt.
    Was hieß meine Zeit? Ob das zwanzigste oder inzwischen das zweiundzwanzigste Jahrhundert, mit jedem identifizierte ich mich. Und den übrigen Unsterblichen erging es keinen Deut anders. Oft genug kreisten unsere Gespräche um dieses Thema, wenn wir am Goshun-See beisammen saßen. Es gab eben mehr als nur große Politik und galaktisches Geschehen.
    Daß das Geisteswesen ES uns die potentielle Unsterblichkeit gewährt hatte, war nicht nur die Erfüllung persönlicher Traume, wie uns hin und wieder vorgehalten wurde. In erster Linie bedeutete die Chance auf ein langes Leben Verpflichtungen, die wir vorher nicht gekannt hatten. Nahezu täglich neue Probleme und ein wahrhaft mörderisches Streßpotential waren damit verbunden. Auch das mußte man sehen.
    Wenn mir ein Raumfahrer in meiner Stammkneipe am Raumhafen von Terrania lässig auf die Schulter klopfte und leicht angesäuselt den neidvollen Wunsch äußerte, so ein Glück möchte er ebenfalls haben, wenigstens für einige Jahrzehnte, weil er ja bescheiden sei, war ich manchmal nahe daran, ihm den Inhalt meines Glases ins Gesicht zu schütten, einfach nur, um ihn zu ernüchtern.
    Unser Privatleben war kaum als solches zu bezeichnen. Natürlich himmelten Frauen den Solarmarschall Bull an, das war die Verlockung, die Macht schon immer ausgeübt hatte, und mein Bauchansatz und das rote Stoppelhaar, die mir einst manche spöttische Bemerkung eingetragen hatten, wurden in der Folge beinahe schon zum Schönheitsideal.
    Warum fragte mich eigentlich niemand wirklich nach meinen Wünschen? Es wäre bestimmt nicht lustig, wenn alle mit einigen Kilo Übergewicht und meinem Gesicht durch die Gegend liefen. Wobei ich überhaupt nicht anders sein wollte. Wozu fasten, wenn jeder neue Planet lukullische Köstlichkeiten bereithielt — na ja, es gab manches, was ich allem Heißhunger zum Trotz angewidert auf die Seite geschoben hatte, so dezent, daß meine Gastgeber keinen Grund fanden, beleidigt zu reagieren. Schon die unterschiedlichen Kulturen der Erde hatten jede Menge

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