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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Glieder zuckten abwehrend. Zudem stieß er jenes Knarren aus, das der Terraner als Umschreibung für »Lemurer« interpretierte, mittlerweile ebenso als Synonym für »Götter«.
    Niemand, der die Milchstraße nicht exakt kannte, konnte die Abbildung geschaffen haben. Schon bei oberflächlicher Betrachtung entdeckte Bully Details wie offene Sternhaufen oder diffuse Nebel allein im Bereich des Orionarms. Die kleinsten Objekte durchmaßen aber noch einige Dutzend Lichtjahre — es wäre müßig gewesen, die Erde oder eine der benachbarten Sonnen zu suchen, die Wega zum Beispiel oder Beteigeuze.
    Bull streckte einen Arm aus. Er spürte nichts, als die Finger die Abbildung berührten und in das gleißende Sternenmeer eindrangen.
    Was lag dahinter? Ein Kraftfeld, womöglich ein zweiter Transmitter?
    »Ich wünschte, Egon, wir konnten uns vernünftig unterhalten.« Bis zum Ellbogen war der Arm bereits verschwunden, als Bully ihn ruckartig zurückzog. Die Hand, die Finger, alles war noch da. Der Arachnoide beobachtete ihn aufmerksam, seine abgehackten Lautäußerungen forderten Bully zum Weitermachen auf.
    Raumschiffe kamen näher. Das Aufblitzen ihrer schweren Thermogeschütze schien niemals enden zu wollen. Zwei, drei Minuten noch, schätzte Reginald Bull, dann mußten die Angreifer heran sein.
    Abermals durchstieß er die Darstellung, sein Arm drang fast bis zur Schulter darin ein. Er spürte Widerstand, kühlen Stahl, der durchaus ein Portal im Fels sein konnte. Nichts anderes hatte er erwartet. Er brauchte nur noch den Sesam-öffne-Dich. Zweifellos erwartete der Arachnoide, daß er es schaffte.
    Die Raumschiffe feuerten ununterbrochen. Sie näherten sich auf geradem Kurs. Zu spekulieren, ob sie einem Zufall oder ihren Ortungen folgten, war müßig; wer in den meterdicken Strahlbahnen starb, fragte nicht mehr, ob zufällig oder nicht.
    Die Abbildung der Milchstraße erlosch. Für einen Augenblick sah Bully fugenlosen, rötlich schimmernden Stahl vor sich, eine Platte, die ihn an ein Hangarschott erinnerte, dann entstand das Hologramm erneut, diesmal auf dem Stahl.
    Erst auf den zweiten Blick registrierte Bully die Veränderungen. Winzige Farbnuancen markierten unterschiedlich große Sektoren innerhalb der Milchstraßenebene. Die meisten dieser Bereiche konzentrierten sich im Orion- und im Perseusarm, aber auch einige Kugelsternhaufen waren davon erfasst. M 13 zum Beispiel.
    Die Aufforderung war unverkennbar. Irgendwo in dem Hologramm lag der Öffnungsmechanismus für das Schott verborgen. Die Erbauer dieser Anlage mußten überzeugt gewesen sein, daß eines Tages Menschen der Erde hier stehen würden ...
    Menschen oder Lemurer!
    Hatte jemand wissen können, daß er eines Tages ... ? Unsinn. Er mußte sich darauf konzentrieren, den Zugang zu öffnen. Alles andere war nebensächlich — auch die angreifenden Raumschiffe. Bully spürte, daß sich seine Nackenhaare sträubten. Die Feuerwalze war nur noch wenige Kilometer entfernt.
    Wie um alles in der Welt fand er den Schlüssel für die Anlage? Hatten die farbigen Sektoren eine Bedeutung? Oder sollten sie nur ablenken? Vergeblich versuchte Bully sich ins Gedächtnis zu rufen, wann er eine ähnliche Abbildung der Milchstraße schon gesehen hatte.
    Wie viele Farbfelder mochten es sein? Fünfzig ... ?
    Mehr! Zweifellos. Mindestens doppelt so viele.
    Verzerrt spiegelte der Stahl das näher kommende Verderben. Rot glühende Blitze verbrannten das Land.
    Kaum mehr als zehn Kilometer ...
    Er hatte gewußt, daß er eines Tages sterben würde. Aber nicht auf einer namenlosen Welt im Mahlstrom, irgendwo fernab der heimatlichen Galaxis. Da war kein Zorn, kein Hadern mit dem Schicksal, nur das Gefühl grenzenlosen Bedauerns, daß es so enden mußte. Viel hätte er dafür gegeben, wenigstens die Menschen der Erde in Sicherheit zu wissen, doch in nicht mehr ferner Zukunft würde die Erde in den Schlund stürzen und von den Kräften der Engstelle zerrieben werden. Das war es, was er bedauerte, die ohnmächtige Hilflosigkeit angesichts der Erkenntnis, daß alles umsonst gewesen sein sollte.
    Er hatte immer geglaubt, die Fäden in der Hand zu halten und die Entwicklung voranzutreiben, doch die Erkenntnis, daß er nichts anderes als eine Marionette des Schicksals war, ließ Bitternis zurück.
    Zum Davonlaufen war es zu spät. Höchstens noch zwanzig Sekunden blieben, dann mußten die Raumer über ihm sein. Ringsum tobte ein Orkan. Niemand würde je erfahren, wo und unter welchen Umständen

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