Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
die Letzten sein. Mit ihnen endet der Exodus der Generationen.«
    Der Shuttle hatte schon mit der Bremsphase begonnen, ohne dass man an Bord irgendetwas merkte. Andruckabsorber, künstliche Schwerkraft, Antigravgeneratoren - all diese Dinge waren längst selbstverständlich geworden.
    Zwei große Schiffe hingen neben den Werften im All, das eine röhren- und das andere ringförmig, umschwirrt von Montagerobotern und semiautomatischen Konnektoren. Das hauptsächlich aus Röhrenelementen konstruierte Generationenschiff wies für Deshan geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit der Raumstation auf, in der es damals zu einer Explosion gekommen war, die Professor Luban und sein wissenschaftlich-technisches Team getötet hatte. Das Schiff war natürlich viel länger, aber wie jene Station bestand es aus einzelnen miteinander verbundenen Zylindern, Ringelementen, Projektorkränzen und Antennenbünden: ein Koloss, der gleichzeitig seltsam fragil wirkte. Dieser Eindruck täuschte, wie Deshan wusste. Die neue Technik machte diese Schiffe wesentlich stabiler und widerstandsfähiger als etwa die AKAN HATA oder HENTECK AVRAM.
    »Das ist die ACHATI UMA«, sagte Levian Paronn. »Das letzte Schiff des Exodus-Projekts. Mit ihm werde ich das Apsu-System verlassen.«
    Deshan richtete einen erstaunten Blick auf ihn. Aus irgendeinem Grund hatte er angenommen, dass Paronn auf Lemur bleiben würde, um gegen den Feind zu kämpfen, wenn er schließlich kam.
    »Und ich werde deine komplette Chronik mitnehmen«, fügte Paronn hinzu.
    Der Shuttle glitt an den beiden Schiffsgiganten vorbei, an den einzelnen Elementen und Modulen, die zu einem größeren Ganzen zusammengesetzt wurden. In einigen Wochen würden die beiden Schiffe fertiggestellt sein, Nummer 46 und 47, und damit gingen die hundertfünfzig Jahre des Exodus-Projekts zu Ende.
    »Die Werften, die Fabriken auf dem Mond, unsere Stationen bei den äußeren Planeten... All diese Ressourcen stehen bald dem Raumfahrtsolidar zur Verfügung«, sagte Paronn. »Damit zahlen wir ein wenig von dem zurück, was Lemur uns gegeben hat.«
    Der Shuttle blieb außerhalb des Konstruktionstanzes, den die zahllosen Montageroboter im All vollführten, passierte ein Ambientalmodul, hinter dessen transparenten Wänden Pflanzen im Licht von Sonnenlampen gediehen. Menschen bewegten sich im Grün, winzig, wie zweibeinige Ameisen. Er flog an den Fangfeldprojektoren vorbei, und dann blieb die ACHATI UMA hinter Paronn und Deshan zurück. Sie näherten sich dem anderen Exodus-Schiff, dem vorletzten, das auf die lange Reise gehen würde: die GALAN BAL. Sie wirkte ein wenig schlanker als die ACHATI UMA und war etwas kürzer, doch bei der allgemeinen Struktur gab es große Ähnlichkeiten. Auch bei ihr konnten die einzelnen Elemente gedreht und in Rotation versetzt werden, obwohl es längst nicht mehr nötig war, Gravitation mit Zentrifugalkraft zu simulieren.
    »Die Ziele sind bereits programmiert«, sagte Paronn.
    »Und du wirst sie nur den Kommandanten mitteilen.«
    »Ja. Je weniger Personen davon wissen, desto besser.«
    »Und die Kommandanten sind unsterblich.«
    Paronn nickte. »Während an Bord neue Generationen geboren werden, leben und sterben, müssen die Kommandanten wachen und bewahren, über Jahrhunderte hinweg, während außerhalb der Schiffe Jahrtausende vergehen. Sie sind die Garanten für Kontinuität bei ihren jeweiligen Populationen.« Er betätigte die Navigationskontrollen, und der Shuttle entfernte sich von der GALAN BAL, flog zum Werftkomplex.
    »Wann wird der Kommandant der GALAN BAL seinen Zellaktivator erhalten?«, fragte Deshan. Er blickte nach draußen und beobachtete das schrumpfende Exodus-Schiff. Apsus Licht tastete über seine Flanken, die sich daraufhin wie in Silber und Gold verwandelten. Plötzlich erschien ihm die GALAN BAL wunderschön.
    »Er hat ihn bereits bekommen«, sagte Paronn.
    »So früh? Normalerweise wartest du mit der Zeremonie immer bis kurz vor dem Start.«
    »Normalerweise. Diesmal liegt der Fall anders.«
    »Wen hast du zum Kommandanten ernannt?«, fragte Deshan. »Kenne ich ihn oder sie?«
    »Es ist ein Er. Und du kennst ihn ziemlich gut.«
    Deshan dachte an die Sternensucher, die dafür infrage kamen, die GALAN BAL zu den Sternen zu bringen. Und dann verstand er plötzlich.
    Er riss die Augen auf. »Du meinst...?«
    Paronn lächelte. »Ja. Du sollst der Kommandant der GALAN BAL sein.«
    Deshan Apian prägte sich alles ein, jede Einzelheit, jedes noch so banale Detail.

Weitere Kostenlose Bücher