Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
Vom Netzwerk:
Um ein Haar hätte er die brüchige Stelle im Gestein nicht bemerkt und wäre abgestürzt. Aber die Routine und die langen Jahre der Schulung ließen ihn mit einer Schnelligkeit reagieren, die er seinem angespannten Zustand gar nicht zugetraut hätte. Trotzdem musste er vorsichtiger sein!
    Den überhängenden Felsen nutzte er, um für einen Moment innezuhalten. Sein Körper mochte noch so durchtrainiert sein, wenn der Geist nicht mit ihm harmonierte, brachte das rein gar nichts. Die Regeln des Dagor, übergegangen in Fleisch und Blut, übernahmen die Kontrolle und stießen ihn brutal auf die Ursachen für seinen Stress. Er musste den Schwerpunkt seiner Gedanken verschieben, weg von Sayoaard und da Teffron, hin zum Hier und Heute und zu der Aufgabe, die auf ihn wartete.
    Er wusste, dass er dem Todeskommando nicht entrinnen konnte, aber tief in seinem Innern ahnte er, dass er eine winzige Chance besaß. Den Befehl von da Teffron zu missachten hieße Meuterei – und auf Meuterei stand im Imperium die Todesstrafe für ihn und all seine Männer. Aber wenn er die Schlacht überlebte, konnte er – er ganz allein und ohne seine Leute zu gefährden – sich an dem überheblichen Arkoniden rächen. Er würde ihn finden!
    Im selben Moment änderten sich seine Wahrnehmung und seine Einstellung. Er sah den Pfad zum Gipfel in klarer Deutlichkeit, genauso wie er seine persönliche Motivation erkannte. Es ging nicht mehr darum, in diesem Wettkampf seine Gegner zu besiegen. Nein, er musste seine eigenen Schreckgespenster verjagen, seine eigenen inneren Blockaden auflösen. Nur so konnte er gestärkt in die härteste Schlacht seines Lebens ziehen. Mit einem bewussten Atemzug aktivierte er die letzten Reserven seines Körpers – und sprang.
    Novaals Arme schienen sich auf das Doppelte zu verlängern, während er auf den einzigen Griff am äußeren Rand des Überhangs zuflog. Den Aufschrei der Zuschauer nahm er nur am Rand wahr und auch nur seltsam gedehnt, als liefe die Zeit langsamer ab. Er krallte sich an dem winzigen Vorsprung fest, während der Schwung seine Beine über den Rand hinwegkatapultierte.
    Bevor sich sein Körper überschlug, fasste er mit der Linken hastig nach einer Erhöhung im Gestein. Die Rechte folgte, und Novaal klappte zusammen wie ein Taschenmesser aus dem Notfallpack für gestrandete Raumfahrer. Als er mit den Zehen auf der Abbruchkante landete, brandete hinter ihm der Applaus auf. Er hörte ihn kaum. Er musste weiter.
    Die Griffe im nächsten, senkrechten Abschnitt bestanden aus kleinen Löchern, in denen nur die Kuppen von zwei Fingern Platz fanden. Novaal zog sich an ihnen hoch, während er die Beine gegen den Felsen drückte. Für Mehandor mit ihren zierlichen Händen mochte dieser Teil der Route einfach sein, doch für ihn wäre er bei normaler Schwerkraft unmöglich gewesen.
    Von weit links kam ein unterdrückter Schrei. Ein Naat ruderte mit den Füßen und einer Hand in der Luft. Nur die andere Hand hielt ihn am Felsen fest. Der Farbe seines Anzugs nach konnte es nur Tirkassul sein, der da in schwindelnder Höhe um sein Gleichgewicht rang. Langsam gingen die unkontrollierten Bewegungen in ein gesteuertes Pendeln über, und Tirkassul schaffte es, sich mit der anderen Hand festzuhalten.
    Novaal kletterte weiter und überholte den Kommandanten der ITAK'TYLAM, den der Ausrutscher die Führung gekostet hatte. Das Ziel am Gipfel vor Augen gab ihm neue Kraft. Er registrierte, dass Faluuan inzwischen seine Route verlassen hatte und unter ihm kletterte. Das löste einen Endorphinschub aus, der Novaal die letzten Schwierigkeiten meistern ließ. Der lediglich fingerbreite Riss im Gestein war eine Erleichterung, denn dort hielten seine Finger fast wie von selbst. Eine letzte Kante noch, über die er sich mithilfe der Beine hochziehen musste, dann hatte er es geschafft.
    Heftig atmend blieb er liegen. Wie durch Watte drangen die Jubelschreie der Soldaten an sein Ohr. Er musste aufstehen, durfte keine Schwäche zeigen.
    Schwerfällig zog er die Arme an den Körper und schob sie unter den Bauch. Sein Atem pfiff wie ein Sandläufer, aber das ungewohnte Geräusch gab ihm Kraft. Er stützte sich auf, erst auf die Knie, dann wuchtete er seinen Körper hoch.
    Auf den Plattformen rings um den Felsendom im »Garten der Nham« erhoben sich seine Männer und applaudierten. Diese Soldaten würden mit ihm durchs Feuer gehen, und wenn es sein musste, auch durch das Feuer der Topsiderfestung ...
    Novaal drehte sich im Kreis, um

Weitere Kostenlose Bücher