LIEBES ABENTEUER
1
Wie...?
von Ashley Wilkes Stockingdale
Wie vermeide ich Bindung? Lass mich zählen wie.
Ich liebe dich von ganzem Herzen -
außer wenn ich dir einen Ring kaufen soll.
Ich liebe dich am Tag,
solange du nicht nachts in meine Wohnung eindringst
(und deine Toilettensachen ausbreitest).
Ich liebe dich ganz offen - aber nicht vor den anderen.
Ich liebe dich mit der ganzen Leidenschaff eines Ingenieurs.
Bei meinen früheren Freundinnen
bin ich der Entscheidung ausgewichen,
aber mit dir, Ashley,
kann ich meinem Schicksal nicht entfliehen.
Und wenn es Gottes Wille ist,
werde ich gefasst zum Altar schreiten
- mit der gleichen Stärke wie Isaak, der geopfert werden sollte.
Ich bin mir sicher, dass das die Sicht der Männer von Ehe ist - als wäre der Traualtar die Opferstätte, auf der sie geopfert werden sollen. Und sie beten, dass noch rechtzeitig von irgendwoher ein Widder erscheint. Ich, Ashley Wilkes Stockingdale, bin jetzt seit neun Monaten mit Seth Greenwood befreundet. Gott kann zwar in dieser Zeit einen ganz neuen Menschen entstehen lassen, aber einen ausgewachsenen Mann dazu zu bekommen, zum Juwelier zu gehen, das ist etwas ganz anderes.
Ich habe meine eigene Theorie über Bindungen, und da ich Patentanwältin bin, trage ich mich mit dem Gedanken, sie patentieren zu lassen. Ich wollte schon immer einmal ein Buch über Plattitüden schreiben, um das sich die Menschen im Buchladen dann reißen, als hätte ich die größten psychologischen Erkenntnisse gehabt. So ähnlich wie Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus. Hier ist mein erster Versuch:
Wie Sie einen Mann zum Altar kriegen
Zuerst müssen Sie das »Schleudertrauma« überwinden. Schleudertrauma tritt in der Phase auf, in der Ihr Freund denkt, dass jede andere Frau in Sichtweite vielleicht besser sein könnte. Beim Umschauen nach diesen weiblichen Wesen kann es durch die schnellen Kopfbewegungen zum Schleudertrauma kommen, bis er schließlich zu dem Schluss kommt, dass er Sie aus einem ganz bestimmten Grund erwählt hat. Diese Phase dauert ungefähr sechs Monate.
Danach kommt die »Gewöhnungsphase«. Hier hat Ihr Freund entdeckt, dass Sie in der Tat die beste Frau für ihn sind - im Augenblick. Aber vielleicht ruft Gott ihn ja in die Mission. Er kann Sie wahrscheinlich nicht zu seinem wunderbaren und zutiefst aufopferungsvollen Missionseinsatz mitnehmen. Deshalb versucht er, Sie an den Gedanken einer bevorstehenden, tief greifenden Veränderung in seinem Leben zu gewöhnen, damit Sie ihn gehen lassen. Das dauert etwa zwei Monate.
Jetzt spielen wir Risiko. Ihr Freund muss sich jetzt entscheiden - ganz oder gar nicht. Der Druck wächst. Sie sehen zu, wie er sich windet wie ein Fisch an der Angel, und Sie wissen, dass es in Ihrer Hand liegt, ihn frei zu lassen. Aber wäre das das Richtige? Während Sie beobachten, wie er mit sich ringt, fangen Sie an sich zu fragen, ob Sie diesen Kerl wirklich so sehr heiraten möchten, dass Sie bereit sind, ihn von ... ja von was eigentlich zu befreien? Ich weiß es nicht, aber es muss ja ungeheuer wichtig für ihn sein, wenn er sich so windet.
Seth und ich spielen momentan Risiko. Er hat Angst, mit mir allein zu sein, hat Angst, dass ich ihn dazu bringen könnte, die alles entscheidende Frage zu stellen. Die Romantik ist verflogen. Jetzt bleibt nur noch Angst, und das ist nicht sehr reizvoll. Ich habe schon fast vergessen, wieso wir uns eigentlich angefreundet haben. Ich erinnere mich noch daran, dass ich damals wusste, dass es Gottes Wille für mich war. Jetzt weiß ich, dass es wahrscheinlich Gottes Wille für mich war, weil er mir damit etwas beibringen wollte. Ich hoffe, dass ich es begriffen habe. Ich will diese Lektion nicht noch einmal durchmachen.
Meine beste Freundin, Brea, liest gerade meine ersten Poesie- Versuche - Wie...? Brea ist verheiratet. Sie hat ein Baby adoptiert und schwupp! erschien ein zweites in ihrem Bauch. Breas beste Freundin zu sein ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn sie ist ein absoluter Glückspilz. Man hat das Gefühl, dass lauter kleine Feen ständig Rosenblätter auf ihren Weg streuen.
Brea schaut von meinem Gedicht auf. »Was hast du mit diesem ... diesem Gedicht - das ist ein leichtfertiger Gebrauch des Wortes - vor?« Brea wedelt mit dem Blatt Papier. Ihr kleiner Sohn, Miles, grapscht danach und kaut auf den Ecken herum. »Wie vermeide ich Bindung? Ash! Das ist irgendwie armselig. Wenn du es so siehst, dann solltest du Schluss machen.«
Na schön, so hatte ich mir ihre
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