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PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

Titel: PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Du kennst ihn nicht! Halt Abstand!
    Mein Gedankenbruder hatte wie so oft recht. Und wie so oft ignorierte ich seinen Rat. Manoli war ein Fremder, ja. Doch zugleich spürte ich eine Vertrautheit, beinahe, als wäre ich ihm bereits begegnet – was natürlich Unsinn war.
    Du siehst Gespenster!, flüsterte mein Gedankenbruder, und auch in diesem Punkt musste er recht haben. Im Lauf der Jahrtausende hatte ich in unzählige Gesichter geblickt, unzählige Orte aufgesucht. Ein Vielfaches der Sinneseindrücke war auf mich eingestürmt, die ein gewöhnlicher Sterblicher wahrnahm. Es ist das Privileg des potenziell Unsterblichen, und zugleich mutet es mich bisweilen wie ein Schatten an, der sich schwer auf mich legt. Unsterblich zu sein bedeutet ein permanentes Déjà-vu. Das nicht abzuschüttelnde Gefühl, schon einmal an diesem oder jenem Ort gewesen zu sein, schon einmal diesen oder jenen Menschen getroffen zu haben.
    »Sie wissen nicht weiter«, stellte Manoli fest. »Mit dieser Reaktion der Naats hatten Sie nicht gerechnet.«
    »Nein«, gab ich zu. Ich nickte in Richtung zur Decke, wo die Kugel der ITAK'TYLAM weiter die sich ihr entwindende Beute der Topsider zu greifen versuchte. »Das ist Irrsinn. Und Selbstmord. Eine konzentrierte Salve, und von den Naats bleibt nur eine Wolke glühenden Plasmas.«
    »Was haben Sie erwartet? Diese Naats sind Soldaten.«
    Manoli sprach das letzte Wort mit Verachtung. Was, fragte ich mich, musste dieser unscheinbare Mann durchlebt haben? Kriege und Gewalt gehörten auf der politisch zersplitterten Erde zur Tagesordnung. Hatte man Manoli gezwungen zu dienen? Hatte er Verwandte oder Freunde in Kriegen verloren?
    »Auch Soldaten sind denkende und fühlende Wesen«, entgegnete ich, lauter als eigentlich beabsichtigt. Die Worte des Menschen hatten mich an meine Kameraden erinnert. Den alten Tarts, der mich mehr über das Leben gelehrt hatte als jeder andere. Die vielen Männer und Frauen, die ihr Leben dafür gegeben hatten, dass die Erde nicht von den Methans überrannt worden war. »Und außerdem heißt, Soldat zu sein, nicht zwangsläufig, nicht bei Verstand zu sein.«
    »Mit Verlaub, dieser dreiäugige Bursche, mit dem Sie verhandelt haben, wirkte nicht gerade wie ein Denker.«
    »Sie kennen die Naats?«, fragte ich.
    »Ich ...« Manoli strich sich mit der Hand durch sein dichtes Haar. »... ich, offen gestanden nein. Woher auch? Ich bin nur ein einfacher Mensch, den es ins All verschlagen hat und der versucht, sich einen Reim auf die unglaublichen Dinge zu machen, die er erlebt.«
    Mein Zorn flaute ab. Manoli hatte seit Monaten in permanenter Todesangst gelebt. Es wäre ein Wunder gewesen, hätte er Nerven gezeigt.
    »Ich kenne die Naats«, sagte ich.
    »Gut?«
    »Ja ... ich habe einige Zeit unter ihnen gelebt.«
    »Unter diesen Kolossen?« Manolis Augen weiteten sich. »Man hat Sie entführt?«
    »Nein. Aus freien Stücken.« Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. »Entführen lassen hat mich mein Vater. Von den Naats.«
    »Das müssen Sie mir erklären!«
    »Ich stamme aus einer Familie, zu der man auf der Erde ›aus gutem Hause‹ sagen würde.« Ich musste aufpassen, dass aus meinem Lächeln kein Grinsen wurde. Was für ein Gesicht würde Manoli erst machen, sollte er je erfahren, wie ausgesucht erlesen mein Elternhaus war! »Meine Kindheit und Jugend waren behütet, viel zu behütet. Also schlich ich mich eines Tages davon und suchte das Abenteuer.«
    »Bei diesen Naats?« Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Genau dort. Ihr Heimatplanet liegt im selben System wie Arkon. Der Gedanke lag nahe. Arkon war ein Gefängnis der Konventionen und Zwänge, Naat war von meinen Artgenossen zu einem Gefängnis für seine Einwohner gemacht worden. Die Furcht vor der Wildheit der Dreiäugigen war zu groß. Niemand rechnete damit, dass ein Arkonide so verrückt sein könnte, sich freiwillig nach Naat zu begeben.«
    »Aber Sie waren es ...«
    »Manchmal ist Verrücktheit die wahre Klugheit. Es brauchte fünf Wochen, bis die Häscher meines Vaters mich aufgespürt hatten. Aber diese Wochen veränderten mich von Grund auf. Ich lernte von den Naats, was das Leben ausmacht. Sie führten harte, kurze Leben, aber das mit einer Intensität, die mir bis dahin unbekannt gewesen war. Die Naats, die ich kannte, liebten das Leben. Diese hier ...«, ich zeigte auf die Darstellung der ITAK'TYLAM, die weiter aus allen Rohren feuerte, »... sind anders. Es sind Selbstmörder.«
    Manoli nickte bedächtig. »Ich

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