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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Beine gaben sofort wieder nach. Rodrigo hatte das Gefühl, eine Puppe in den Armen zu halten.
    Endlich heulte der Motor des Ssangyong auf, und der Wagen holperte auf sie zu.
    »Jetzt wird alles gut, Juri«, sagte Rodrigo. »Gleich wird dir wieder warm sein.«
    Fünf Meter vor ihnen hielt Alexej an und ließ die Scheibe einen Spalt weit hinunterfahren.
    »Keine Passagiere!«, rief er. »Das bringt nur Ärger!«
    »Das ist Juri!«, gab Rodrigo wütend zurück. »Er ist total durchgefroren. Und wenn du nicht sofort Ärger willst, dann hilfst du besser, ihn auf die Rückbank zu legen!«
    »Der da heißt nicht Juri, ich kenne ihn!«, blaffte Alexej zurück. »Erst letzte Woche versuchte er, wertvolles Material aus unserem Lager zu stehlen!«
    »Juri ist mein Spitzname«, sagte der Junge in Rodrigos Armen aus. »Und es war kein Lager – es war eure Abfallgrube!«
    »Einerlei! Ich nehme ihn nicht mit. Er soll zurück in sein Dorf gehen!«
    Rodrigo trat einen Schritt auf den Wagen zu.
    Alexej ließ die Scheibe hochfahren und fuhr zwei Meter rückwärts.
    »Halt sofort an!«, schrie Rodrigo. Der Zorn und der eiskalte Wind trieben ihm Tränen in die Augen.
    »Ich habe kein Dorf mehr«, schluchzte Juri. »Sie mussten es aufgeben, weil ...«
    Rodrigo presste die Lippen aufeinander. Alexej rollte im Schritttempo rückwärts, wollte ihn dazu bewegen, Juri loszulassen.
    Rodrigo legte einen Arm um den Jungen und stapfte verbissen auf den Wagen zu. »Ich werde ihn mitnehmen!«, schrie er gegen den Wind und das Knurren des Motors. Er spürte, wie der Zorn sich heiß in ihm ausbreitete, die beißende Kälte vergessen machte.
    Alexej drückte erneut auf die Hupe. Als dies nichts nutzte, ließ er den Motor aufheulen, warf den Wagen herum und fuhr davon. Die Rücklichter leuchteten rot auf und entfernten sich schnell von ihnen.
    Rodrigo schrie aus Wut und Enttäuschung.
    All die Vorbereitungen für sein großes Abenteuer in Baikonur – und noch bevor er dort war, schien ihm alles zwischen den Fingern zu zerrinnen. Der falsche Namen, der neue Reisepass, die Operationen, mit denen sein Gesicht leicht verändert worden war. Und nun scheiterte alles an einem verstockten Menschen.
    »Lass mich!«, stieß Juri aus. »Auf dich wartet der Weltraum. Ich habe sowieso nichts mehr. Ich kann genauso gut ...«
    »Nein!«, fuhr ihn Rodrigo an. »Ich werde dich nicht zurücklassen! Schließ die Augen! Wir werden ihn gleich wieder eingeholt haben!«
    »Wie?«, hauchte Juri.
    Rodrigo hatte sich entschieden. Es gab nur diesen einen Weg. »Schließ die Augen!«, befahl er erneut.
    Als er sah, wie Juri die Augen zusammenpresste, sprang er.
    Er materialisierte in einem Funkenregen, keine fünfzig Meter vor dem heranbrausenden Ssangyong.
    Die Fernlichter flammten auf, dann geriet der Geländewagen ins Schleudern. Rodrigo presste den Körper des Jungen fest an sich. Falls Alexej nicht anhielt, würde er erneut teleportieren müssen.
    Schlingernd und mit quietschenden Bremsen kamen die Scheinwerfer auf ihn zugerast. In seinen Armen spürte er, wie Juri zusammenzuckte und dann laut aufschrie.
    Der Ssangyong begann sich auf der schneebedeckten Straße zu drehen. Haarscharf an den beiden vorbei. Für eine Zehntelsekunde sah Rodrigo Alexejs weit aufgerissene Augen. Dann kam der Wagen am Straßenrand zum Stehen.
    »Warte hier!«, befahl er flüsternd und ließ Juri sanft zu Boden gleiten.
    Dann rannte Rodrigo auf den Wagen zu, riss die Fahrertür auf, griff an dem perplexen Alexej vorbei, öffnete dessen Sicherheitsgurt und nahm seine Hand.
    »Nun werde ich dir mal zeigen, was ich kann!«, zischte er.
    Rodrigo de Vivar konzentrierte sich und teleportierte.
    Dreihundert Meter vom Wagen entfernt materialisierten sie. Alexej, immer noch in der sitzenden Haltung, die er im Wagen gehabt hatte, fiel wie ein Sack Mehl in den Schnee. Rodrigo bückte sich und ergriff seinen Kragen.
    »Wenn du nicht sofort spurst, werde ich dich allein hier zurücklassen, wie du Juri und mich dem Schicksal überlassen wolltest«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme.
    Alexej stierte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Wenn du mir versprichst, dass du ab jetzt alles machst, was ich dir sage, sind wir wieder Freunde, Alexej!«, fuhr Rodrigo fort. »Ich werde deine kleine Aktion vergessen, und du fährst Juri und mich nach Baikonur. Dort werde ich dir ein paar Dollar geben, um deine zusätzlichen Mühen zu vergelten, und du wirst vergessen, was du eben erlebt hast. Ist das

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