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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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stöhnte. Er beschattete die Augen und drehte sich langsam im Kreis.
    Wohin er auch blickte – er sah nur Sand, Geröll und das Flimmern von heißer Luft. Abgesehen von der äußerlich windschiefen Hütte, die den Eingang des unterirdischen Labors tarnte, sah er nicht einmal entfernteste Anzeichen von Zivilisation ... Nicht einmal einen Baum, hinter dem er sich hätte verstecken können.
    Mark Vier kletterte aus der Kombi und setzte sich auf seine Schulter, schnüffelte an seinem Ohr, als würde er ihm sagen, dass er ebenso überrascht wie er wäre.
    »Schöne Scheiße«, murmelte der Gefangene.
    »Ts, ts, ts«, machte es hinter ihm. »Wollten wir eben mal ein Sonnenbad nehmen gehen?«
    »Mir war es langweilig da unten.« Er drehte sich um.
    Edwardson stand mit verschränkten Armen in der Tür. McLangley folgte ihm schnaufend.
    Er stieß mit dem Zeigefinger in seine Richtung. »Noch so eine Aktion, Whistler, und wir kürzen deine Essensrationen. Und ab sofort benutzt du dein eigenes Klo. Falls es überläuft, kannst du dir überlegen, wie du dich bei uns wieder gut stellst.«

1.
    16. März 2037
     
    Hatte er sich getäuscht? Ein Gespenst gesehen?
    Rodrigo de Vivar rieb mit dem Ärmel seines Pullovers über die angelaufene Scheibe. Durch das Guckloch versuchte er, im Schneetreiben den Schemen wiederzufinden. Vergebens.
    »Kannst du ein wenig langsamer fahren?«, rief er dem Fahrer zu, der den alten Ssangyong-Geländewagen wie ein Verrückter über die holprige Straße jagte.
    Er musste seine Bitte zweimal wiederholen, bis Alexej ihm den Kopf zuwandte. »Noch eine halbe Stunde!«, gab der Kasache durch das Dröhnen zurück.
    Rodrigo deutete mit dem rechten Daumen nach draußen. »Ich habe etwas gesehen!«
    »Was?«
    Rodrigo stöhnte genervt. Aus irgendeinem Grund schien der Translator sein Russisch nicht richtig zu formulieren. Oder der Fahrer machte sich einen Spaß daraus, ihn auflaufen zu lassen. Jedenfalls hatte sich seit seiner Ankunft auf dem Flughafen Karatomyr mit dem grimmig dreinblickenden Kasachen kein richtiges Gespräch ergeben.
    »Bitte halt an!«, sagte Rodrigo. »Ich bin sicher, dass ich jemanden da draußen gesehen habe.«
    Alexej presste die Lippen aufeinander. Dann trat er so unvermittelt auf die Bremse, dass der Geländewagen auf der schneebedeckten Straße ins Schlingern geriet. Mit quietschenden Bremsbelägen kam der Ssangyong zum Stehen.
    »Was hast du gesehen, Söhnchen?«
    Rodrigo atmete ruhig ein. Nur nicht provozieren lassen. »Fahr zurück, dann zeige ich es dir!«
    »Ich soll dich nach Baikonur bringen«, sagte Alexej mit steinerner Miene. »Ich werde nicht für Umwege bezahlt!«
    Rodrigo blickte seinen Fahrer drei Sekunden lang unbeeindruckt an, dann griff er in den kleinen Rucksack, der auf seinen Knien ruhte, und zog einen Geldschein heraus. »Hier!«, sagte er rau. »Dann bezahle ich für die zweihundert Meter Umweg!«
    »Was ist das?«
    »Zehn Solar. Das sollte mehr als reichen!«
    Alexej nahm den Schein, betrachtete abschätzig die Vorder- und Rückseite und warf ihn Rodrigo in den Schoß. »Dein Mickymaus-Geld kannst du behalten. In Kasachstan haben wir Tenge als Währung.«
    Einen Moment lang überlegte Rodrigo, ob er einfach die Tür öffnen und zu Fuß zurückgehen sollte. Aber die Gefahr war zu groß, dass Alexej die Gelegenheit ergreifen und mitsamt seiner Reisetasche, die im Kofferraum lag, auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde.
    Also seufzte er ergeben, langte tiefer in den Rucksack und förderte einen 10-Dollar-Schein zutage. »Und sag jetzt nicht, dass du keine Dollar akzeptierst.«
    Wortlos klaubte ihm Alexej den Schein aus der Hand, vollführte ein ruppiges Wendemanöver und bretterte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Langsamer!«, schrie Rodrigo. »Da vorne irgendwo ist es!«
    Alexej steuerte den Wagen von der Fahrbahn, und Rodrigo musste sich mit aller Kraft festhalten, um nicht durchgeschüttelt zu werden.
    »Da ist es!«, rief er. »Gleich da vorne!«
    Ein seltsamer, dunkler Umriss zeichnete sich durch die wehenden Schneeflocken ab. Zu groß für einen Menschen, aber definitiv kein Strauch oder Felsbrocken, wie sie in der halb zugeschneiten kasachischen Steppe häufig vorkamen.
    Alexej trat auf die Bremse. Der Wagen schlitterte ein paar Meter weiter und blieb dann stehen. »Dafür haben wir angehalten? Wegen eines Kamels?«
    »Ein Kamel in Kasachstan?«
    »Gibt viele hier«, brummte Alexej. »Kasachstan besteht zum größten Teil aus Wüste.

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