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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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länger Rhodan.
    Er war ein Fremder unter Fremden.
    Er entdeckte Crest, der sich gerade in seiner offenen Koje aufsetzte und sich neugierig umschaute, als sähe er den Saal zum ersten Mal. Er war hagerer als Atlan, weniger athletisch, und trug das Haar kürzer. Seine Augen waren von einem tieferen Rot. Doch von dem kranken, gebrechlichen Mann, den Rhodan vor fast einem Jahr auf dem irdischen Mond getroffen hatte, war nichts geblieben. Auch an Crest hatte sich eine Änderung vollzogen – doch eine sehr viel offensichtlichere. Der Zellaktivator, den er wie ein Schmuckstück um den Hals trug, hatte dem alten Mann die Vitalität und den Wissensdurst eines jungen Forschers zurückgegeben.
    Es war auffällig, dass Atlan nicht geblieben war, um den anderen Arkoniden zu begrüßen, der scheinbar älter, in Wahrheit aber viel jünger war als er. Sie hatten so viel gemeinsam – und doch so viel, was sie trennte. Das hatten sie auf ihrem kurzen gemeinsamen Weg schon gelernt.
    Da entdeckte Crest den Mann, dem er die Sterne und der ihm die Jugend geschenkt hatte, und lächelte ihm zu. Perry Rhodan erwiderte das Lächeln.
    Weiter hinten sah er die beiden Mutanten, die sie auf ihrer Mission begleiteten: Iwan Goratschin und Ishy Matsu. Sie gaben ein sehr ungleiches Paar ab, auch was ihre Parabegabungen betraf. Wenn sie nebeneinanderstanden, reichte die zierliche Japanerin Goratschin gerade bis zur Brust. Doch der verliebte Blick, den er ihr zuwarf, als sie sich das lange schwarze Haar zurückband, war nicht zu übersehen.
    »Was ist?«, fragte eine vertraute Stimme hinter ihm. »Stehen wir nun auf oder nicht?« Grinsend schwang er die Beine über den Rand der Koje und sprang zu Boden. Vor ihm standen Belinkhar, die ehemalige Matriarchin, und der Purrer Chabalh, Rhodans selbst ernannter Beschützer, dem das Durcheinander der vielen Schläfer sichtlich zuwider war.
    »Da hat es wohl jemand eilig«, sagte Rhodan. »Wieso treffen wir uns nicht in der Lounge? In einer Stunde wäre gut. Angeblich gibt es dort etwas zu sehen, und das Frühstück soll gut sein.«
     
    Die schummrig ausgeleuchtete Lounge war an der abgeflachten Vorderseite des walzenförmigen Schiffs untergebracht. Die HETH-KAPERK war ein typischer Mehandorraumer: über 400 Meter lang, knapp 70 Meter im Durchmesser und damit fast baugleich zur IMH-TEKER, auf der sie zuvor gereist waren und die dem Kommando von Belinkhars Freund Talamon unterstanden hatte. Die großen Frachter der Mehandor erreichten noch beeindruckendere Ausmaße, wiesen aber dieselbe Grundform auf.
    Auch wenn der Großteil des Volumens vom Transitionstriebwerk eingenommen wurde, waren die Flure eines solchen Schiffs weitläufig genug, dass man sich als Fremder in ihnen verlaufen konnte, und so gab es die üblichen Scherze über vergessene Decks und geheime Bereiche, die derartige Ausmaße provozierten. Ein Pilotenfreund Rhodans, der lange auf einem Flugzeugträger stationiert gewesen war, hatte ihm einmal erzählt, dass er in den zwei Jahren, die er dort verbracht hatte, nie die Bowlingbahn gefunden hatte.
    Tatsächlich fühlte sich Rhodan bei den Schiffen der Mehandor an die Baugeschichte irdischer Flugzeuge und Raketen erinnert: Die Serienreife eines neuen Modells war ein jahrzehntelanger, auf der galaktischen Bühne womöglich jahrhundertelanger Prozess. Man entwickelte Ausstattung und Instrumente zwar weiter, blieb aber so lange wie möglich beim bewährten Grundmuster – besonders, wenn man wie die Galaktischen Händler auf die Zufriedenheit seiner Kunden und Passagiere angewiesen war.
    Obwohl sie sich dieses Mal für eine Passage im Tiefschlaf entschieden hatten, genossen sie dank Atlan jeden Luxus an Bord, den die sehr detaillierten Beförderungsverträge vorsahen. Zwar wurde Belinkhar nicht müde zu betonen, dass die IMH-TEKER das bessere Schiff gewesen sei. Dennoch gehörten zum »Goldpaket«, das der Arkonide für sie gebucht hatte, nicht zuletzt die Benutzung echter Duschen und der kleinen Bäderlandschaft, eine Vielzahl an Unterhaltungsangeboten (ein gutes Geschäft, wenn man das Paket an Passagiere mit einer Tiefschlafpassage verkaufte) und auch der Zutritt in exklusive Bereiche wie die Aussichtslounge, die Rhodan nun betrat.
    Die Lounge stellte einen der wenigen Bereiche des Schiffes dar, an dem die metallische Außenhülle von einer mehrfach verstärkten und von Energiefeldern geschützten Fensterfront durchbrochen war. Vor den Fenstern lag die grenzenlose Dunkelheit des Alls. Sie schienen

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