PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
fünfgeschlechtlichen Pflanzenwesen verletzt?
»Betty?« Der drahtige Latino erkannte die blonde Frau offenbar ebenfalls sofort, mit der er im Januar dieses Jahres – also vor rund drei Monaten – den Stardust Tower in Terrania vor der Zerstörung gerettet hatte. »Was … tust du … hier?«
Sie eilte zu ihm, stützte ihn.
»Öffne dich mir!«, befahl sie scharf und stürzte sich mit ihren telepathischen Sinnen auf seine Gedanken wie ein Raubvogel auf eine fette Maus.
Sid schloss die Augen. Sie spürte sofort, wie peinlich es ihm war. Was konnte es sein, das den jungen Mann derart in Verlegenheit brachte?
Sie sah und hörte, was geschehen war. Die beiden angehenden Kadetten hatten sich den Rauswurf aus der Akademie für Raumfahrer eingehandelt, und als sei das nicht schlimm genug, auch noch eine Leka-Disk gestohlen und Kurs auf den Mars genommen … Und dann …
Wie konnte das geschehen sein? Hatten die Santor etwas damit zu tun? Der Ausruf, als Sid in die Kaverne platzte, schien darauf hinzudeuten.
Aber das musste warten. Sid und sein Kumpan benötigten dringend ärztliche Hilfe.
Rasch holte sie ihren Pod heraus und wischte über die Glasoberfläche, bis sie die richtigen Symbole gefunden hatte. Automatisch verbinden.
Es dauerte keine drei Sekunden, dann erhielt sie die erwartete Meldung: Kontakt!
Der Pod sprach ein Relais an der Oberfläche an, von dem aus die Verbindung direkt zum automatisierten Funkgerät von Bradbury Base ging. Der Hauptstützpunkt zur Erforschung des Mars war verlassen, aber die robuste terranisch-ferronische Technologie funktionierte weiterhin.
»Hier spricht Betty Toufry. Ich benötige dringend Hilfe. Schicken Sie ein Rettungsteam zum Mars, hier sind …«
Sie unterbrach sich. Etwas umklammerte ihren Kopf. Nein, eher ihre Gedanken.
Etwas – oder … jemand?
Lazan!, rief eine Stimme. Ich habe Lazan gesehen!
Was haben wir …?, schrie eine andere in ungläubigem Entsetzen.
Lasst mich los!, versuchte Betty Toufry die Santorstimmen mental zu überdröhnen.
Hör mir zu!, rief eine einzelne Stimme, die wie eine Klammer klang, die alle anderen zusammenhielt. Hört mir alle zu! Und vergebt mir …
Betty Toufrys Gedanken kamen zum Stillstand. Ihr wurde schwarz vor Augen, und für einen winzigen Augenblick blitzte das Bild eines Planeten auf, der über und über von Santor bedeckt war. War dies einmal der Mars gewesen?
Doch so schnell die Vision gekommen war, so schnell verging sie wieder.
Betty Toufry glaubte zu schreien, glaubte zu fallen – und landete.
Aber sie war nicht mehr sie selbst.
2.
Phylior: Erwachen
Hallo, Betty Toufry! Verzeih, dass ich dich so brachial in meine Erinnerungen ziehe und nicht herauslassen werde, ehe ich nicht am Ende bin. Aber etwas geht hier vor, was ich nicht einschätzen kann. Vielleicht bedeutet es für uns endlich die Zeit des Erwachens. Und wenn es so ist, wenn Cyra Abina zurückkehrt, wenn wir Santor an ihrer Seite sein werden – dann bleibt vielleicht keine Zeit mehr.
Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Ihr Menschen seid nicht unsere Feinde, seid es nie gewesen und werdet es nie sein. Aber du musst etwas erfahren, was ich dir nicht einfach so erzählen kann.
Ich wollte warten, bis du die Seele der Telepathie selbst begreifst, aber dazu reicht unsere Zeit nicht mehr. Die Lazan mussten sich zeigen, und so neigt sich wohl unsere eigene Zeit ebenfalls dem Ende zu – im Guten wie im Bösen, die beide oft so nahe beieinanderliegen, dass man sie nicht unterscheiden kann, wenn man ihnen so dicht gegenübersteht.
Wenn du jemals eine gute Telepathin werden willst, darfst du nicht eine Gedankenfischerin bleiben, wie du es gegenwärtig noch bist. Du musst dich auf den anderen einlassen, du musst versuchen, in dir selbst den anderen zu finden. Egal, wie abscheulich oder wie erhaben ein anderer wirken mag, du selbst trägst von alldem irgendwo einen Punkt in dir, selbst wenn er dir nicht bewusst sein mag. Finde diesen Punkt, und du findest einen Weg, den anderen zu verstehen und mit ihm zu kommunizieren. Bleib Gedankenfischerin, und du wirst ein ums andere Mal scheitern.
Ich werde es dir beweisen. So viel kann ich tun. Ich bitte dich allerdings, mir vorbehaltlos zu vertrauen, dir wird kein Schaden entstehen.
Sei ich. Sei Phylior, der grüne Halbschläfer, der so viel unverdientes Glück hatte, der von hohen Hoffnungen träumen durfte, dessen großes Leben in einer Tragödie endete und der seitdem auf ein neues Leben wartet. Begleite
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