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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ihn fragend an. »Was meinst du?«
    »Ein Vers aus einem alten Seemannslied und zu allem Überfluss auf Englisch«, murmelte der Afrikaner, was ihm einen verständnislosen Blick einbrachte. Er winkte ab.
    Über den Häusern zischte ein Schwebegleiter hinweg, blitzte vor dem strahlend blauen, von keiner Wolke verhangenen Himmel. Vielleicht eines der arkonidischen Beiboote der neuen Flotte. Kurz dachte Tschubai darüber nach, was es wohl an diesem Ort zu suchen hatte, vergaß es aber sofort wieder.
    Ohne diese flüchtige Erinnerung daran, dass die Zukunft längst angebrochen war, auch auf der Insel Java, wäre sich der Teleporter wie in einem schlechten Film aus seiner Jugendzeit vorgekommen.
    Die Hitze drückte, und die Luftfeuchtigkeit erreichte mörderisch hohe Werte. Es herrschten nur knapp über dreißig Grad Celsius, aber es kam ihm schlimmer vor. Schweiß perlte ihm auf dem Leib. Ein Tropfen rann an der Wirbelsäule entlang über den Rücken. Das zerschlissene Hawaiihemd, das vor einigen Jahrzehnten zuletzt in Mode gewesen war, klebte auf der Haut. Tschubai trug eine Mütze, die ebenso heruntergekommen war wie sein restliches Outfit: Nur wer sich seiner Umgebung anpasste, fiel nicht auf.
    Der Betrunkene wankte an ihnen vorüber, einer der zahllosen anonymen Bewohner dieser Insel, die mit 198 Millionen Einwohnern die größte Bevölkerungsdichte der ganzen Welt aufwies. Gut möglich, dass keine Behörde von seiner Existenz wusste, dass er nirgends erfasst worden war. Ein Leben jenseits aller Statistiken, finanziert durch Gelegenheitsarbeiten oder kleine Diebstähle: die Kehrseite des Glanzes von Jakarta und anderen Mega-Citys. Vielleicht war Javas Bevölkerung in Wirklichkeit längst auf mehr als 200 Millionen gestiegen.
    Ein paar weitere Schritte näher am Bordelleingang sagte Olf Stagge so leise, dass nur sein Begleiter ihn hörte: »Und ausgerechnet hier sollen wir eine Mutantin finden?«
    Der Afrikaner nickte. »Hoffentlich.« Sonst wären sie umsonst hierhergekommen. Keine angenehme Vorstellung. »Und nun hör auf mit deiner elenden Skepsis. Nach dem ... Debakel in Afrika könnten wir ein Erfolgserlebnis gut brauchen.«
    Im Auftrag von Allan D. Mercant, dem Koordinator für Sicherheit der Terranischen Union, bereisten Teams von Mutanten die ganze Welt und gingen Spuren nach. Gerüchten. Seltsamen Geschichten, die oft als lächerliche Spukgeschichten durch die Sensationsmedien geisterten. So auch auf Java. Deshalb waren Olf Stagge und Ras Tschubai hierhergekommen.
    Auf die Insel.
    In die Hauptstadt Jakarta.
    In die Gebiete abseits der schönen Viertel mit ihren modernen Hochhäusern.
    In den Innenhof dieses billigen Bordells, in dem sie eine Telekinetin zu finden hofften oder eine Frau mit einer der Telekinese ähnlichen Gabe.
    Tschubai schob die Tür auf. Ein kleines Glöckchen schlug an und bimmelte hell. Es roch derart penetrant nach aufdringlichem Parfüm, dass wenigstens der Gestank der sauren Milch verschwand; der von Sex allerdings nicht.
    Im Gegenteil.
    Zwei junge Frauen kamen ihnen entgegen, von einer mit dünnem, welligem Holz verkleideten Bar. Dahinter saß ein dürrer Mann und starrte auf den Bildschirm eines Pods, das gegen den Tresen lehnte. Ein Dutzend Spiegel hingen an der Wand, meist kreisrund und erstaunlich klar geputzt. Sonst hielt sich niemand in dem kleinen Vorraum auf. Ein offenes Treppenhaus führte nach oben und unten.
    Dem ersten Eindruck nach schienen die einzigen herausragenden Eigenschaften der Prostituierten ihre großen Brüste zu sein. Einige gespannte Stoffriemen bedeckten die Blößen mehr als notdürftig. Jede der beiden steuerte einen der Neuankömmlinge zielgerichtet an: Zeit war Geld.
    Olf Stagge schüttelte den Kopf. Wie vereinbart übernahm er das Reden; seine rudimentären Kenntnisse in Bahasa Indonesia, der Amtssprache Javas, und der einheimischen Vielfalt der Kultur prädestinierten ihr kleines Team überhaupt erst für diesen Auftrag. Chinesisch sprach Stagge hingegen flüssig, genau wie Japanisch und Indisch; doch damit kam er auf Java nicht weit. Die chinesische Minderheit machte weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus, und sie hatte sich in große Wehrdörfer zurückgezogen.
    Dennoch beherrschte Stagge, das ständig über ein Computer-Implantat mit einem Nachrichten-Feed verbundene Sprachgenie aus Norwegen, die Landessprache himmelweit besser als Tschubai. Der würde dem Gespräch nur so lange folgen können, wie es exakt in den vorbereiteten und

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