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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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überaus wohlwollend aufgenommen worden. Das Gebaren des Adels auf Arkon wurde von manch hohem militärischen Würdenträger schon länger als Ausdruck purer Prunksucht und Arroganz empfunden, und die Autarkiebestrebungen vieler Kolonien waren in den Augen des eher absolutistisch denkenden Teils der Heeresleitung vor allem die Folge einer zu liberalen Grundhaltung des Imperators und seiner Ratgeber. Wenn sich die Gefahr durch die Methans als real herausstellte, war das praktisch der Todesstoß für jegliche Diplomatie und ein Freibrief für das drastische Vorgehen gegen jede Art von Widerstand.
    Aras und Mehandor krähten indessen im Chor. Die bislang durch das Imperium gewährten Sonderrechte, die sowohl den Medizinern als auch den Händlerclans weitgehende Autonomie garantiert hatten, waren mit sofortiger Wirkung ausgesetzt worden. Der Rat auf Aralon malte düstere Endzeitszenarien aus und prognostizierte in ersten Verlautbarungen das Ende der medizinischen Grundversorgung und die Ausbreitung galaxisweiter Seuchen. Dagegen hielten sich die Mehandor noch halbwegs zurück und sprachen lediglich von einer drohenden Rezession, die das Imperium mittelfristig in ein gigantisches Armenhaus verwandeln würde.
    Sergh da Teffron spielte nervös mit dem Ring an seinem Finger. Er hätte viel dafür gegeben, in diesen Stunden auf Arkon sein zu können, dort, wo das Herz seines Volkes schon immer besonders kräftig geschlagen hatte und noch in zehntausend Jahren schlagen würde.
    »Sie wirken angespannt, Sergh.«
    Sergh da Teffron hatte gar nicht bemerkt, dass der Regent das Zimmer betreten hatte, und konnte ein kaum merkliches Zusammenzucken nicht verhindern. Für die zahlreichen Adjutanten und Bediensteten war sein Quartier im Tir'tok tabu. Niemand hätte es gewagt, unangemeldet in da Teffrons Privaträume einzudringen. Für den Regenten galten solche Beschränkungen freilich nicht.
    »Ich mache mir Sorgen, Herr«, sagte Sergh da Teffron und wandte sich um. Die Tatsache, dass ihn sein Gegenüber mit dem Vornamen angesprochen hatte, war ihm nicht entgangen; über die Bedeutung dieses Umstands wagte er nicht einmal zu spekulieren.
    »Angesichts der schwierigen Lage, in der sich das Imperium befindet, halte ich diese Sorgen für nicht unberechtigt.« Der Regent fuhr sich mit der rechten Hand über das kurz geschorene weiße Haar, in dem vereinzelte schwarze Strähnen schimmerten. Im kalten Licht der Deckenstrahler wirkte seine selbst für arkonidische Verhältnisse blasse Haut wie frisch gefallener Schnee. Der Mann, den Sergh da Teffron noch vor wenigen Stunden für tot gehalten hatte, trug eine dunkelblaue Kombination mit aufgenähten silbernen Zierknöpfen. Die Sohlen der schwarzen Stiefel, die bis knapp unter die Knie reichten, erzeugten beim Gehen nicht das geringste Geräusch.
    Sergh da Teffron erwiderte das schwache Lächeln seines Gegenübers nur zögernd. Vor ihm stand der mächtigste Mann im Umkreis von Zehntausenden von Lichtjahren – und er wirkte auf befremdliche Weise heiter. Für da Teffron hatte die Aufgeräumtheit des Regenten, die sich unter anderem im völligen Verzicht auf das sonst so strenge Protokoll äußerte, beinahe etwas Bedrohliches.
    »Allerdings verstellen einem klugen Mann die Bedenken nicht den Blick auf das Wesentliche«, sprach der Herrscher weiter. »Würden Sie mir da zustimmen, Sergh?«
    »Unbedingt, Herr«, versicherte da Teffron. »Vor zehntausend Jahren stand das arkonidische Reich vor dem Untergang, und auch wenn sich die militärische Schlagkraft des Imperiums seit dieser Zeit vervielfacht hat, weiß niemand, in welche Richtung sich die Methans entwickelt haben. Wenn sie es allerdings wagen, uns erneut anzugreifen, darf man annehmen, dass auch sie sich in einer deutlich besseren Position wähnen, als das damals der Fall war.«
    »Das ist es, was ich an Ihnen schätze.« Der Regent nickte. »Sie analysieren eine Situation mit dem notwendigen Abstand. Sie verlieren nie das große Ganze aus den Augen. Und um ehrlich zu sein: Sie sprechen genau das aus, was auch mich bewegt.«
    Ein Teil der Anspannung fiel von Sergh da Teffron ab. Er war bereit zu akzeptieren, dass er das Bild, das er sich bislang vom Regenten gemacht hatte, in einigen Nuancen korrigieren musste. Ein Großteil der Informationen, die er über den Herrscher besaß, stammte aus Quellen, deren Zuverlässigkeit angezweifelt werden durfte. Seine persönlichen Begegnungen mit dem Mann ließen sich dagegen an den Fingern zweier

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