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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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»Endlich.«
    Ageare war dankbar, dass er ihre Gedanken unterbrach. Sie war längst erwachsen, und ein Naat im Nachbarsitz sollte für sie so normal sein wie ein Jahrestreffen mit der Geshur.
    Gemeinsam bewunderten sie die Planetendarstellung, die in Echtzeit von den Außenoptiken übertragen wurde: ein grau-violetter Ball, bedeckt von Wolkenspiralen, die sich in bizarren Mustern um den Globus wanden. Er wirkte wie ein verschleierter Augapfel mit zahlreichen weißgrauen Pupillen. Über den Meeren schwebten weite Wirbel.
    Der Anblick war gleichzeitig erhaben und Furcht einflößend. Ageare hatte eine Ahnung von den Gewalten, in die sie sich hineinbegeben würden. »Schön, oder? Dabei ist das ein Sturm von einer Stärke, wie ich nie einen erlebt habe.«
    »Es sind drei«, sagte Tineriaan. »Achte auf die Zentren.«
    »Wissensfresser.«
    Tineriaan verzog den Mundwulst zur schaurigen Nachahmung eines Grinsens.
    Während die ANKH-TARIKH innerhalb des Systems im weißgoldenen Licht Gondolars abbremste, erkannte Ageare im Zoom mehr und mehr Details. Das Holo veränderte sich zu einer Wolkenwand, die an einer Stelle orangerot leuchtete. Ageare berührte die Stelle mit dem Zeigefinger, dass ein heller Lichtpunkt auf der Kuppe tanzte.
    »Der Leitlaser am Raumhafen«, sagte Tineriaan. Der Naat bewegte die Säulenbeine. »Orangerot ist gut. Ich will endlich wieder Platz haben.« Zwar standen Tineriaan in diesem Bereich der Mehandorwalze zwei Sitzplätze zur Verfügung, doch der Raum für seine Beine reichte kaum aus, sie zu strecken. Die knapp vierhundert Meter lange Walze bot trotz des voluminösen Transitionstriebwerks genug Platz, sich darin zu verlaufen, und schaffte es dennoch nicht, einem Naat den nötigen Komfort zu bieten.
    »Auf Sonnenschein brauchen wir wohl kaum zu hoffen«, scherzte Ageare. Sie berührte den golden gefärbten Hautwulst an ihrem Hals, der wie eine eng anliegende Kette aussah.
    »Meinst du, wir schaffen es?«, wechselte Tineriaan das Thema. Es war Ageare klar, dass er damit nicht ihren vorgeschobenen Auftrag meinte, sondern die eigentliche Mission, von der alles abhing.
    »Wenn du daran zweifelst, hat da Gonozal den Falschen für den Job gewählt.«
    Tineriaan senkte den Kopf und blickte mit allen drei Augen zur Seite. Das helle Rot der Iriden wirkte gedämpft.
    Ageare bedauerte den harten Kommentar. Tineriaan hatte etwas an sich, was in ihr Widerstand provozierte. Vielleicht, weil sie sich gegen ihn körperlich unbedeutend fühlte. Mit Kraft würde sie ihm niemals beikommen, und ein winziger Teil von ihr genoss es, wenn sie mental die Stärkere sein durfte.
    »Na los, raus aus dem Swoonsitz! Bis zum Landeanflug vertreten wir uns die Beine in der Lounge.« Egal wie angenehm die Formschaumsitzfläche war: Wenn sie mehrere Tontas gesessen hatte, tat Ageare alles weh.
    Sie hätten sich für die einwöchige Reise von Ter'nafon über Desdirnos nach Thersunt in einen Schlaf versetzen lassen können, doch Ageare wollte nicht im Tiefschlaf liegen. Obwohl es hieß, dass der Körper in dieser Zeit hervorragend regenerierte, hatte sie Bedenken, einen wichtigen Teil von ihrem Leben zu verpassen. Außerdem hatten sie beide die Zeit nutzen können, um sich optimal vorzubereiten.
    Tineriaan zögerte. »Du kannst ruhig allein gehen.«
    »Komm schon! Lass sie einfach reden. Du hast das Goldpaket gebucht.«
    Die Hilflosigkeit, die der riesige Naat ausstrahlte, hatte etwas Komisches an sich. Gleichzeitig machte sie Ageare traurig. »Du musst für deine Rechte einstehen, Großer«, sagte sie eine Spur zu schroff. Melancholie war kein Gefühl, das sie gern nach außen zeigte.
    Tineriaan stieß einen Laut aus, der irgendwo aus einem seiner drei Mägen kommen musste. »Ich falle eben überall auf.«
    »Selbstmitleid kannst du dir schenken. Los, los, ich will meinen araischen K'amana.« Sie wedelte mit beiden Händen, was Tineriaan tatsächlich zum Aufstehen bewegte.
    Was die Vorurteile an Bord betraf, hatte Tineriaan vor allem deshalb einen schweren Stand, weil der Mehandorraumer überwiegend von Arkoniden belegt war. Im Gegensatz zu den aufgeschlosseneren Mehandor ließen sie Tineriaan deutlich spüren, dass er für sie eine Unmöglichkeit darstellte. Ein Naat, der sich frei im Imperium bewegte, ohne Soldat und damit Kanonenfutter der Flotte zu sein, passte nicht in ihr Weltbild.
    Ageare dagegen hatte als Ara ein solides Ansehen bei den Arkoniden, sogar bei denen auf diesem Flug. Immerhin steuerten sie keine Medo- oder

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