PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
beobachten - denn das Licht braucht Zeit, und den neuesten Messungen zufolge können wir nicht weiter als 13,7 Milliarden Lichtjahre ins All hinausblicken. Vielleicht werden wir eines Tages aber eine physikalische Fundamentaltheorie haben, die uns verrät, ob das Universum unendlich ist oder nicht - und ob es andere Universen gibt. Dass der Weltraum sehr groß ist, haben die Astronomen in den letzten Jahrhunderten nach anfänglich frustrierenden Messungen inzwischen jedenfalls hinreichend demonstriert.
Dass die Sonne nur ein Stern unter vielen ist, geht als Idee auch wieder auf die Vorsokratiker Leukipp, Demokrit und Pythagoras zurück. Denn sie glaubten, die Milchstraße bestünde aus Sternen - was erst Galileo Galilei im Jahr 1609 mit seinem Fernrohr tatsächlich sehen konnte. Wie weit die Sterne entfernt sind, wurde aber nach vielen mühsamen Anstrengungen erst 1838 klar, als Friedrich Wilhelm Bessel es erstmals gelang, die Parallaxe eines Sterns zu messen (also eine scheinbare Positionsveränderung am Himmel bedingt durch die Bewegung der Erde um die Sonne, welche in einem halben Jahr eine um 300 Millionen Kilometer verschobene Perspektive zur Folge hat). Bessel errechnete damals, dass der Stern 61 Cygni im Sternbild Schwan 10,2 Lichtjahre entfernt ist (tatsächlich sind es 11,3). Daraus folgt: Unsere Sonne ist nur ein Stern unter vielen. Tatsächlich gibt es allein in unserer Milchstraße über 100 Milliarden davon.
Dass die Milchstraße eine gigantische Scheibe aus Sternen sei, hat der nach England ausgewanderte Astronom Friedrich Wilhelm Herschel schon 1785 aus seinen Beobachtungen geschlossen. Und dass unscheinbare Lichtfleckchen am Himmel andere Galaxien seien, hatte bereits 1755 der Königsberger Philosoph Immanuel Kant vermutet. Doch noch 1920 fand in Washington die Große Debatte zwischen den amerikanischen Astronomen Harlow Shapley und Heber Curtis statt. Streitpunkt war, ob unsere Milchstraße im Universum dominiert und womöglich das einzige Stern-system ist (Big Galaxy-Hypothese) oder aber nur eine Weltinsel unter unzähligen darstellt (Island Universe-Hypothese). Die Kontroverse hielt nicht lange an: 1924 gelang es Edwin Powell Hubble vom Mount Wilson Observatory und anderen, den Andromeda-Nebel in einzelne Sterne aufzulösen und seine ungefähre Entfernung zu bestimmen. In den 1950er Jahren verbesserte Walter Baade die Methoden kosmischer Entfernungsbestimmungen so weit, dass es keine Zweifel mehr an einem Milliarde Lichtjahre großen Universum gab.
Damit war auch klar, dass das Universum aus Myriaden von Galaxien besteht. Und ebenso wenig wie die Erde oder die Sonne das Zentrum des Universums ist, steht unsere Galaxis im Mittelpunkt oder ist außergewöhnlich. Allein im beobachtbaren, das heißt unseren Teleskopen zugänglichen Bereich des Weltalls gibt es ungefähr so viele Galaxien wie Sterne in der Milchstraße. Sie sind nicht gleichförmig verteilt, sondern bilden Gruppen und Haufen aus Dutzenden bis Hunderten von Mitgliedern. Und diese Ansammlungen schließen sich zu noch größeren Strukturen zusammen: Galaxiensuperhaufen. Sie verleihen dem Universum eine seifenschaumähnliche Struktur - wobei in diesem Vergleich die Haut der Schaumblasen aus den Superhaufen besteht, die riesige Leerräume umhüllen, in denen nahezu keine Materie existiert. Einen Mittelpunkt im Universum gibt es nicht.
Unvorstellbare Verhältnisse
Die kosmischen Größenverhältnisse sind für unseren Alltagsverstand nicht fassbar - und die intergalaktischen, ja sogar interstellaren Distanzen, die in Science-Fiction-Romanen und - Filmen so leicht und hurtig zurückgelegt werden, sprengen, wenn man ernst-haft darüber nachdenkt, unsere Vorstellungskraft völlig.
Daran würde sich wenig ändern, wenn wir das Weltall um den Faktor eine Milliarde verkleinern könnten. Dann wäre die Erde eine ein Zentimeter große Erbse, die in 150 Meter Entfernung einen knapp eineinhalb Meter großen Wasserball umkreist, die Sonne. Pluto, der sonnenfernste Planet, wäre ein sechs Kilometer entferntes Sandkorn. Der nächste Stern würde mit einer Distanz von 40000 Kilometern die Anschaulichkeit dieses Maßstabs schon wieder sprengen. Und der Durchmesser der Milchstraße wäre in dieser Miniaturwelt bereits so groß, eine Milliarde Kilometer, dass das Licht eineinhalb Stunden vom einen Ende zum anderen brauchte (zum Vergleich: In unserer wirklichen Welt benötigt es eine Sekunde vom Mond zur Erde und gut acht Minuten von der Sonne). Und das
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