PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
darstellbare raumzeitliche Entfernung von der Alltagswelt. Entsprechend phantastisch sind die Wege dorthin.
Zu den beliebtesten Szenarien gehören einerseits Zeit-reise-Geschichten (von denen im nächsten Band die Rede sein wird), zum anderen Alternativwelt-Romane. Letztere beschreiben andere historische Entwicklungen, ausgehend vom Gedanken was wäre wenn ..., und werfen somit ein interessantes Schlaglicht auf unsere eigene Geschichte. Philip K. Dicks Roman Das Orakel vom Berge (The Man In The High Ca.stle, 1962) ist das wohl bekannteste Beispiel: Hier wird geschildert, was wäre, wenn Nazi-Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die wirtschaftlich verelendete USA unter sich aufgeteilt hätten. In der schon früher entstandenen Geschichte Die Räder der Zeit (The Wheels Of if, 1940) hat Lyon Sprague de Camp ein Amerika beschrieben, das vor tausend Jahren von Wikingern besiedelt wurde, die sich mangels Überlegenheit mit den Indianern arrangieren mussten, statt sie zu massakrieren.
In John Brunners Zeiten ohne Zahl (Times Without Number, 1974) hat die spanische Armada die englische Flotte geschlagen und England wurde marginalisiert, sodass Nordamerika im 20. Jahrhundert Neu-Kastilien heißt und von Seiner Allerkatholischsten Majestät Philipp IX. beherrscht wird. Europäischer geht es in Christian von Ditfurths Die Mauer steht a.m Rhein (1999) zu: Darin haben sich die Westmächte mit der Sowjetunion über eine Neuaufteilung der Interessengebiete geeinigt und dabei Westdeutschland dem Ostblock zugeschlagen, sodass die einen in die Schweiz emigrieren, die anderen zum Wendehals werden, zerbrechen oder ins innere Exil gehen. In der TV-Serie Sliders schließlich schlittern die Protagonisten von einer Alternativwelt in die andere und versuchen, ihr eigenes Universum wieder zu finden. Der vielleicht eindrucksvollste Versuch alternativer Erzählungen ist Stephen Baxters Multiversum-Trilogie Zeit, Raum und Ursprung (Manifold: Time, Space, Origin, 1999 bis 2001), in der dieselben Figuren dreimal ganz unterschiedliche kosmische Entwicklungen durchleben.
Auch der PERRY RHODAN-Zyklus Das kosmische Schachspiel gehört zum Alternativwelt-Genre, aber verdoppelt als Alternativwelt zum ja schon selbst fiktiven Perryversum: Während eines Experiments mit einem neuartigen Reaktor wird das Raumschiff Marco Polo in ein Paralleluniversum verschlagen, wo die Protagonisten in einer ihrer Heimat sehr ähnlichen Galaxie auf ihre moralisch invertierten Doppelgänger stoßen: Der skrupellose Rhodan II und seine verbrecherischen Spießgesellen Atlan II und Bull II haben hier ein tyrannisches Regime errichtet.
Die PERRY RHODAN-Serie handelt aber auch von Universen mit anderen physikalischen Eigenschaften. So vergeht im Universum der insektenähnlichen Druuf die Zeit um den Faktor 72000 langsamer. Und das Universum Tarkan ist zum Untergang verdammt - es kontrahiert, hat sich bereits auf 700 Grad Celsius erhitzt, ist deshalb nicht nachtschwarz, sondern leuchtet düsterrot, und wird in einer Jahrmilliarde in einem Endknall vergehen; um dem tödlichen Schicksal durch den Temperaturanstieg zu entrinnen, haben die Bewohner der Galaxie Hangay kurzerhand ihre Weltinsel in unser Universum versetzt.
Auch andere SF-Romane konfrontieren unser Universum mit der Existenz von Parallelwelten. In Lunatico (The Gods Themselves, 1972) schildert Isaac Asimov, wie Materie und Energie zwischen Universen ausgetauscht werden und dabei Gefahr durch die Vermischung der verschiedenen Naturgesetze droht. Ein ähnliches Thema verfolgen Mark Martin und Gregory Benford in Eine dunkle Geometrie (A Darker Geometry, 1996), worin Quasare als Einfallstore der überschüssigen Energie eines anderen, kollabierenden Universums beschrieben werden. Und im Roman Twistor (1989) des auch als Physiker tätigen SF-Autors John Cramer wird ein Wissenschaftler mit seinen beiden Kindern bei einem Laborexperiment in eine Schatten-Parallelwelt verschlagen.
Direkt von der modernen Physik inspiriert sind Romane über die bizarre Vielwelten-Interpretation der Quantenmechanik (siehe unten). Dazu gehören October The First Is Too Late (1966) des Astrophysikers Fred Hoyle, The Coming Of The Quantum Cats (1986) von Frederik Pohl, Quarantäne (Quarantine, 1992) von Greg Egan und die einigermaßen verhedderten Quantennetze (Hard Questions, 1996) von Ian Watson.
Eine weitere Art der Paralleluniversen-Literatur ist das inzwischen weit verbreitete Cyberspace-Genre, wo die Protagonisten
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