PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel
Millionen Arkoniden
leben, die in ihrem Leben niemals etwas von Fiktivspielen gehört
haben und sich mit Grausen abwenden würden, wenn sie eines
dieser verdummenden Programme sähen. Erstaune nicht allzusehr -
nach einem bestimmten Schema wird dieses Band alle zwei Jahre ergänzt
und überarbeitet, mit den neuesten Zahlen versehen. Deine
Aufgabe wird sein, mein Werk weiterzuführen.
Zu diesem Zweck habe ich eine große Macht in deine Hände
gelegt. Zwei Millionen Arkoniden werden auf jeden deiner Befehle
reagieren, denn diese Befehle werden ihnen von den Vögeln in
bekannter Form übermittelt. In dem Moment, da du dich
anschickst, diese Macht in einem Sinn zu mißbrauchen, der nicht
in meiner Absicht steht, wirst du gnadenlos getötet. Man wird in
dieser Festung eine Hetzjagd auf dich veranstalten… genügend
Fallen sind eingebaut. Du wirst mächtige Maschinen sehen.
Gigantische Positroniken, die alles errechnen, alle
zweitausendvierhundert Vögel steuern und nahezu alles können.
Steueranlagen … Programmierungspulte und ein Heer von Robots, die
dir helfen. Es wird Jahre dauern, bis du gelernt haben wirst, dich
hier unbefangen zu bewegen.
Ändere meinen Kurs vorsichtig und langsam. Vergiß
nicht, daß die Natur eines Arkoniden nur langsam auf neue
Aspekte aufmerksam wird, sich nur ungern umstellt. Arbeite mit
sanftem Nachdruck, mit Zwang, wenn es sein muß. Vergiß
nicht, daß es trotz aller Härte Gesetz geben muß,
Moral und die Würde des Menschen. Gliedere Glynth in Arkon ein!
Arbeite mit allen Tricks und hunderttausend Schlichen. Du findest
hier eine Bibliothek, in der alle einschlägigen
Veröffentlichungen stehen. Filme, Spulen und Bänder. Alles
steht in diesem Dienst. »Mein Sohn…«, die Stimme sank
zu einem eindringlichen, gespannten Flüstern ab, einer
suggestiven
Beeinflussung, der man sich schwer entziehen konnte, »… es
geht um mein Volk. Um das Volk, das auch dich hervorgebracht hat. Es
geht um die Menschen von Arkon. Eine Welt, die einmal mächtig
war und die Sterne beherrschte. Zu meiner Zeit gab es Männer,
die darunter litten, daß Arkon langsam dahinsiechte. Aber sie
konnten es nicht ändern. Ich versuchte es mit den Resten einiger
Raumschiffsbesatzungen. Viele kamen freiwillig, andere wurden
gezwungen - niemand kam zu Schaden. Niemand starb; Glynth ist
unermeßlich reich.
Ich werde wieder mit dir sprechen, wenn es an der Zeit ist. Die
Robots werden dich jetzt durch meinen letzten Schlupfwinkel führen.
Was immer du getan hast, um den Funken meiner Vögel zu entgehen;
hier sind keine Gefahren mehr. Du wirst auch den großen Lift
und den Ausgang am Fuß des dunklen Massivs sehen und vieles
andere. Begib dich also in meine Welt, mein Sohn.«
Die Stimme schwieg, das Band knackte. Der Robot sagte unterwürfig:
»Ich bitte, mir zu folgen, Herr.« Yser stand auf und
schälte sich aus seinem Raumanzug. Capa und Nome taten dasselbe.
Sie brauchten annähernd vier Stunden, um den gesamten Komplex im
Eiltempo zu durchschreiten.
Der gesamte Berggipfel war ausgehöhlt wie ein Schwamm. Saal
lag neben Saal. Zimmer neben Zimmer. Korridore, laufende Bänder
und Rolltreppen, Antigravschachts und pneumatische Lifts verbanden
die Hohlräume miteinander. Wegweiser waren angebracht; farbige
Linien, die sich wie Ariadnefaden durch die Gänge zogen und in
verschiedenen Tönungen leuchteten. Der gewaltigste Saal war der,
in dem die Positronik stand.
»Zentralpositronik«, erklärte der Robot. Er
schien so programmiert worden zu sein, daß er nur die
allernotwendig-sten Erklärungen abgab, um den unbekannten
Nachfahren Aulaires nicht zu verwirren. »Hier also«,
sagte Tschato langsam, »werden die Kombinationen getroffen, die
zweitausendvierhundert einzelne Vögel handeln lassen, und zwar
so, daß es die Antwort auf Wahrgenommenes darstellt. Nur
NATHAN, das Gerät auf Luna, ist größer. Wo hat
Aulaire diese Maschinen her?«
Der Roboter schwieg.
»Die Wohnräume«, sagte er an anderer Stelle.
Zimmer neben Zimmer. Eine vollautomatische Küche, Robotgeräte
und Robots in humanoider Form. Riesige Scheiben, die Ausblicke boten
nach allen Himmelsrichtungen, dazu Schirme, die jeweils auf die
Optiken der Vögel eingestellt werden konnten. Wer hier wohnte,
konnte in jeder Sekunde sehen, was auf Glynth vorging. Er konnte mit
Hilfe einer besonderen Apparatur Vögel sogar manuell steuern.
Möbel, Teppiche, wertvolle Bilder aus allen Stilepochen Akrons
und rund dreißig verschiedenen anderen Welten - keine
Kopien;
Weitere Kostenlose Bücher