PR TB 023 Der Einsame Von Terra
drei
Personenwagen zur Verfügung, von denen einer ein Allradschlepper
war und zwei Antigravgleiter. Die beiden mächtigen
Doppelscheinwerfer flammten auf und offenbarten erst die
Verkommenheit, der anliegenden Geschäfte. Gestalten lagen
schlafend herum wie Lumpenbündel. Ein Mann schlug mit einem Beil
eine Holztür ein, hinter der schrilles Geschrei gellte; der
Wagen wendete, fuhr den Weg der zwei Häfen hinunter und bog
rechts auf die breite Corniche ab, die Uferstraße, die wie eine
Mondsichel entlang der runden Bucht lief.
»Sie fahren gern, nicht wahr?« fragte Elisabeth.
»Ja«, sagte Seymour. Der Motor zog den Wagen sicher
und schnell die weite Linkskurve hoch, entlang der Wohnhänge.
Hinauf auf die Steilfelsen, zwischen zwei Steinwänden auf
grollend . . . erste Büsche tauchten auf. Dann ließ
Seymour das Fahrzeug auslaufen und bremste sacht.
»Drehen Sie sich um«, meinte er. Das Mädchen
gehorchte.
»Oh!« sagte sie. »Das ist schön.«
Unter ihnen standen in der klaren Luft tausend kleine Lichter.
Die Stadt lag vor und unter ihnen.
»Dort hinten, links neben der Holding, liegt die Flachstadt
mit dem Basargelände. Die breite Straße ist der Weg der
zwei Häfen mit der Brücke der Ketten. Hier links sind die
Wohnhänge. Das Haus dort ganz oben, vor den Koniferenwäldern,
ist das Haus der Mutter der Klans.«
Eine Zigarette lang betrachteten sie die Aussicht, und die Lichter
des Leuchtturmes, der wie das Bauwerk unbekannter Künstler über
dem Hafen stand, beleuchteten ihre Gesichter. Zweimal weiß,
einmal grün - vierhundert Umdrehungen in der Stunde.
»Es war eine Flucht nach vorn, Seymour«, sagte das
Mädchen leise und unerwartet. Ihre Augen hingen wie gebannt auf
einer der beleuchteten Skalen des Wageninneren.
Seymour wartete ruhig und schweigend.
»Ja - eine Flucht. Wovor? Vor unzähligen jungen
Männern, alle sehr schön, sehr selbstbewußt und sehr
reich; das Geld ihrer Väter oder ein hoher Rang in der
Raumflotte. Zynisch und leicht, frühreife Kinder, die gut
schössen, gut ritten, gut segelten, elegante Konversation
machten, perfekte Tänzer waren ... Sie verstehen es sicher. Was
noch? Eine Familie, einejener guten, großen Familien. Einfluß
und Geld sind die Gesetzestafeln, und der Monarch entscheidet mit der
Präzision und der wohlwollenden Herzensgüte eines
Rechengehirns. Die Frauen sind neurotisch und schön, die Männer
Maschinen. Und der Erfolg ist der Gradmesser aller menschlichen
Werte.
Unsere Familie ist so reich, daß wir nicht einmal die
Einkünfte aus den Zinsen verbrauchen können. Sogar eine
Stiftung ist nach uns benannt, schön, nicht? Ehrlich - ich hasse
sie nicht einmal mehr. Sie sind mir so gleichgültig geworden,
daß ich eines Tages meine Koffer packte, mir ein Ticket nach
Shand'ong kaufte und hier bei der Holding begann.
Ganz langsam finde ich meine Ruhe wieder. Und Sie kommen und
wühlen alles wieder auf. Sie können nichts dafür, aber
Ihre Frage hat alles wieder fragwürdig gemacht. Vielleicht
fliege ich weiter ... irgendwohin.«
Seymour räusperte sich. Er warf seine angerauchte Zigarette
aus dem Wagen, sah, wie sie in einem Funkenregen auf dem Geste neben
der Straße versprühte und streckte seinen Arm aus.
»Fassen Sie mich nicht an«, sagte das Mädchen.
Seymour legte die Innenfläche seiner rechten Hand gegen die
linke Wange des Mädchens in einer leichten Bewegung, sie spürte
es kaum. Sie spürte nicht die Hand, sondern dahinter den Mann
Seymour Alcolaya. Sie ergriff die Hand, drückte ihr Gesicht
hinein und begann zu weinen. Immer noch schwieg Seymour, er war zu
erfahren, um etwas zu sagen. Es dauerte eine Viertelstunde. Seymour
begann, das Haar des Mädchens zu streicheln. Es war eine
beruhigende Bewegung, beruhigend durch die stete Wiederholung; das
Haar floß wie feiner Sand durch seine Finger, wie die
Seidenfäden exotischer Insekten. Elisabeth hob den Kopf und
lächelte.
»Zufrieden?« fragte sie rauh, strich sich über
die Stirn, ließ aber seine Linke nicht los. Er schüttelte
den Kopf.
.»Ich hatte einmal einen Chef«, sagte Seymour und sah
das Mädchen nicht an, »einen kleinen, unscheinbaren Mann,
er wirkte wie ein Junge, der etwas schüchtern ist. Mit diesem
Mann wartete ich einmal im Regen, und wir begannen über Sinn
oder Sinnlosigkeit des Daseins zu sprechen. Eines aus
seinen Erklärungen werde ich nicht vergessen, und ich glaube,
es stimmt auch. Er sagte, daß der Mensch nicht auf dieser Erde
sei - noch auf einer anderen Welt,
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