PR TB 034 Die Festung Der Raumfahrer
hatte es bis dahin in Nevertheless nicht
gegeben.
Senator Obrinsk brach das Schweigen nach einigen Sekunden.
„Ich schlage vor, wir erweitern die Anklage gegen den
Federic um den Punkt der Präsidentenbeleidigung und der
Mißachtung des Gerichts!“
Omar Hawk erhob sich.
„Neuer Protest! Jeder Angeklagte hat das Recht, sich gegen
Unterstellungen zu verwahren. Die Behauptung von Präsident
Alpharo, wir würden eine ,stabile und bewährte‘
Gesellschaftsordnung untergraben, ist eine solche Unterstellung. Wir
treten lediglich für vernünftige Gesetze ein.“
„Das kommt auf das gleiche hinaus“, wehrte sich
Obrinsk schwach.
„Keineswegs!“ erwiderte Yezo. „Die bestehende
Gesellschaftsordnung ist weder stabil noch bewährt sie sich
weiterhin. Sie erzeugt nur Stagnation und verhindert den
Fortschritt.“
Präsident Alpharo hieb, mit dem Hammer auf den Tisch, wieder
und wieder, als wollte er damit jedes Argument der Angeklagten
symbolisch zertrümmern.
„Wir sind hier nicht in einem terranischen Institut, wo
jeder halbreife Jüngling provokatorische Reden führen darf.
Es geht nicht um unsere Gesellschaftsordnung, sondern um ganz
konkrete Anklagepunkte. Alle Äußerungen der Angeklagten,
die sich nicht im Rahmen der Anklage
bewegen, erhöhen automatisch das Strafmaß.“
„Na und?“ rief Joaqu Manza aufgebracht. „Sie
brauchen doch die Strafe nicht zu verbüßen!“
Präsident Alpharo mochte halsstarrig in seinen Ansichten
sein, dumm war er nicht. Er begriff, was die Angeklagten mit ihren
Protesten und provokatorischen Bemerkungen erreichen wollten. Vor den
Zuschauern an den Videophonschirmen sollten die Ankläger in die
Verteidigung gedrängt werden.
Er gab einem der Posten einen Wink. Das Surren der Kameras
verstummte.
Alpharo lächelte sarkastisch.
„Steigen Sie wieder auf den Boden der Realität herab,
meine Damen und Herren. Sie kennen die Anklagepunkte. Was haben Sie
zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?“
„Lassen wir doch die Farce, Herr Präsident!“
sagte Orni Belt. „Der Urteilsspruch steht ohnehin fest. Warum
sollen bei diesem Theater auch wir noch mitspielen?“
Senator Obrinsk lächelte sardonisch.
„Bestimmte Faktoren könnten uns vielleicht veranlassen,
ein Gnadengesuch zu prüfen ...“
„Wir verzichten auf Gnade!“ erwiderte Omar fest.
Präsident Alpharo blickte sie ernst an. Nach einigen Sekunden
wandte er sich zu Obrinsk und flüsterte:
„Es sind gute Fachkräfte, Senator. Vielleicht sollten
wir sie nur zu doppelter Arbeitszeit...“
„Nein!“ wehrte Obrinsk ab. „Wir müssen ein
Exempel statuieren!“
Alpharo nickte düster. Er strich ein Blatt Schreibfolie glatt
und beugte sich so darüber, daß sein Gesicht im Schatten
lag.
„Im Namen des Gesetzes verkünde ich folgendes Urteil:
Die Angeklagten sind überführt, gegen Ordnung und Recht auf
Oxtorne konspiriert zu haben. Sie werden deshalb zu befristetem
Ausschluß aus der Gemeinschaft und zu Verbannung zweiten Grades
verurteilt ...“
Einen Herzschlag lang tauchte das Bild einer mörderischen
Wildnis vor Omars geistigem Auge auf.
„ ... dürfen folgende Ausrüstungsgegenstände
mitnehmen: zwei Superschildkröten, Bauteile für zwei
Wohnkuppeln des
Typs A, Lebensmittel für ein zehntel Jahr sowie je eine
Schockwaffe mit zwölf Reservemagazinen. Die Verbannung wird für
zehn Jahre oxtornischer Zeitrechnung ausgesprochen. Das Urteil tritt
sofort in Kraft.“
Er wartete eine Minute, dann fügte er hinzu:
„Den Vorschriften entsprechend muß ich noch einmal
fragen, ob jemand gewillt ist, ein Gnadengesuch ...“
Omar Hawk hörte nicht mehr zu. Er preßte Yezos Hand und
wunderte sich darüber, daß sie nicht zitterte. Tapferes
Mädchen, dachte er. Zehn Jahre oxtornischer Zeitrechnung -das
entsprach fünfunddreißig Terra-Jahren. Wenn sie es
überlebten, würden sie alt und verbraucht zurückkehren.
Von draußen drang plötzlich das Dröhnen
vorfahrender Superschildkröten herein.
Nur noch wenige Minuten, dachte Omar, dann werden sie uns
hinausbringen in die Wildnis ...
2.
Die Triebwerke eines landenden Raumschiffes hüllten die
Landschaft in gespenstisch bleiches Licht, bevor ihr Tosen
verstummte.
„Ein Sendbote der großen Zivilisation - aber nicht
mehr für uns ...“, flüsterte Yezo.
„Noch nicht wieder!“ gab Omar zurück.
„Mach dich doch nicht lächerlich!“ knurrte Joaqu.
„Oder glaubst du im Ernst daran, die holen uns vor Ablauf der
Zeit wieder zurück?“
„Es wird an uns liegen,
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