PR TB 034 Die Festung Der Raumfahrer
trat wieder Ruhe ein.
Überraschend schnell trat Joaqu Manza vor das Mikrophon. Zu
schnell für Omar.
„Männer und Frauen!“ schrie Joaqu. „Das ist
eine Kampfansage der Älteren gegen die Generation der Zukunft.
Nur Feiglinge würden sich der Auseinandersetzung entziehen und
ins Asyl gehen. Für uns gibt es eine einzige Lösung: die
Entscheidung zu erzwingen, solange der Rat noch tagt. Ziehen wir hin
und setzen die Diktatoren ab, notfalls mit Gewalt. Sie haben unserer
physischen Überlegenheit nichts entgegenzusetzen!“
Begeisterte Zustimmung war die Antwort.
Omar war blaß geworden. Aber gleichzeitig umspielte ein
harter Zug seine Lippen. Er wußte, der Kampf hatte seinen
Höhepunkt erreicht: der Kampf zwischen Joaqu und ihm!
Er hob die Hand und atmete auf, als Law Federic ihm das Wort
erteilte. Widerwillig wich Joaqu, aber auch er hatte sich den Regeln
zu unterwerfen.
„Ich stimme meinem Vorredner zu“, sprach Omar Hawk
ruhig, „was die Ablehnung des Asylangebots angeht. Es wäre
keine Lösung unserer Probleme, wenn sich die gewählten
Vertreter der vierten Generation feige vor dem Zorn der Alten
verkriechen würden.“
Er ließ den Beifall an sich vorbeirauschen. Ein flüchtiger
Blick zu Yezo brachte ihm ein aufmunterndes Lächeln ein. Er
konnte es gebrauchen, denn das Schwerste kam erst jetzt.
„Eine blutige Revolution kann ich jedoch nicht befürworten“,
fuhr er fort. „Ich zweifle nicht daran, daß wir
dabei Sieger bleiben würden. Aber wir müßten die
eine Diktatur durch eine andere ablösen, ganz abgesehen davon,
daß bei dem Kampf viele unserer Väter getötet
würden.“
„Sie haben es nicht anders gewollt“, rief Joaqu Manza
dazwischen.
Omar reagierte nicht darauf. Er wartete ab, bis der
Versammlungsleiter seinem Gegenspieler einen Verweis erteilt und die
Ruhe wiederhergestellt hatte.
„Wir sind stolz auf unsere demokratische Gesinnung“,
sagte er eindringlich. „Das ist der Faktor, der uns eint und
der uns von den Alten unterscheidet. Wollen wir unsere gute Sache
verraten, indem wir in die Fehler der älteren Generation
verfallen? Wenn wir eine Gewaltherrschaft errichteten, was
unterschiede uns dann noch von ihnen?“
Fast eine Minute lang herrschte Stille. Zwar meldete sich Jaoqu
erneut, aber die Regeln der Gruppe sorgten dafür, daß eine
Diskussion niemals zum Zwiegespräch zweier Kontrahenten ausarten
konnte. Bevor Joaqu oder Omar wieder sprechen durften, müßten
mindestens drei andere ihre Meinung geäußert haben. Es war
Mara Shant‘ung, die sich zu Wort meldete.
Sie trat vor das Mikrophon und blickte über die Versammlung
hinweg, als suchte sie ihre Argumente im Hintergrund des riesigen
Raumes.
„Was Omar gesagt hat, kling vernünftig ...“ Sie
flüsterte nur, aber die Lautsprecher verstärkten ihre
Stimme und trugen sie überall hin. „Auch ich bin nicht für
eine blutige Revolution. Aber ich sehe keine Alternative zu Joaqus
Vorschlag. Was können wir anderes tun, wenn wir weder das
Asylangebot annehmen noch mit Gewalt gegen den Rat vorgehen?“
Die nächste Wortmeldung kam von einem einfachen
Versammlungsteilnehmer. Es war einer der jüngsten der vierten
Generation.
„Warum streiten wir uns überhaupt?“ rief er. „Was
wollen die Alten denn unserem Präsidium vorwerfen? Sie können
uns doch nicht verurteilen, nur weil wir eine andere Meinung
vertreten haben!“
Law als Versammlungsleiter stellte lediglich richtig: „Doch,
sie können. Das Gesetz stellt nicht nur Geset
zesbruch unter härteste Strafen, sondern auch die
Aufwiegelung zum Gesetzesbruch. Das Harmloseste, was uns erwartet,
ist eine Verbannung zweiten Grades.“
Lake Portman riß den Arm hoch. Er wartete nicht ab, bis Law
ihm das Wort erteilte, sondern redete sofort los:
„Ich finde, das genügt. Sollen wir uns gefallen lassen,
daß der Rat die Gruppe führerlos macht? Sollen wir
zusehen, wie vier Männer und drei Frauen in den sicheren Tod
geschickt werden? Das wäre Begünstigung eines Verbrechens.
Außerdem würde es die Machtstellung des Rates noch mehr
stärken.“
Jetzt war Joaqu wieder an der Reihe. Seine Stimme triefte förmlich
vor Sarkasmus, als er sich an Omar wandte.
„Vielleicht möchte er gern zum Märtyrer werden. Er
übersieht dabei nur, daß sein Entschluß eine
Bestätigung der alten Gesetze bedeutet. Einen größeren
Dienst könnte er den Alten nicht leisten. Zögern und
Unentschlossenheit sind unsere größten Feinde. Man kann
keine neue Gesellschaftsordnung
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