PR TB 064 Männer Fur Lacertae
Regierung hat immer Feinde. Es gibt
immer Leute, die alles besser wissen wollen. Ihnen geben wir
Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu beweisen, und wenn sie dann
versagen, sind wir sie los.«
»Einfache aber wirksame Methode. Aber wieso Feinde?«
Bully sah auf seine Uhr.
»Das kann ich dir nicht so schnell erklären. Ein
Problem, das es schon immer gegeben hat. Es ist in der Mentalität
des Menschen verwurzelt. Es liegt in seiner Natur, sich selbst immer
wieder beweisen zu wollen, daß er intelligent und ganz
besonders befähigt ist. Wie aber könnte er das besser tun,
als jene anzugreifen und zu kritisieren, die in der
gesellschaftlichen Rangordnung über ihm stehen? Im Innern mag er
noch so überzeugt davon sein, daß sie das Richtige tun, er
wird einen Fehler finden - weil er ihn einfach finden muß.«
»Und er hat recht?«
»Nur bis zu einem gewissen Grad, denn nichts ist vollkommen.
Auch unsere Regierungsform nicht. Wir sind dankbar, wenn man uns auf
Schwächen aufmerksam macht, ohne Rücksicht auf die Motive
des Kritikers. Aber es kann auch passieren, daß Kritiker an
unserem System aus reiner Bosheit handeln und mit angeblichen
Beweisen versuchen, die Bevölkerung gegen uns aufzuwiegeln. Doch
wir werden mit diesem Problem fertig. Es gibt genug andere Welten,
Kolonialwelten, auf denen andere Gesellschaftsformen üblich
sind. Dorthin können die Störenfriede auswandern. Niemand
zwingt sie, bei uns zu bleiben, um unsere Welt, mit der wir zufrieden
sind, zu verbessern. Meist jedoch ist es so, daß sie bald
zurückkehren. Friedlich und geläutert.«
Gucky nickte.
»Die einzige Methode, muß ich zugeben. Und auch
demokratisch, wenn man so will.« Er seufzte. »Da war es
auf Tramp, meiner zerstörten Heimatwelt, schöner. Wir
hatten überhaupt keine Regierung.«
Bully lachte.
»Hattet ihr auch nicht nötig, denn ihr kanntet weder
Krieg noch Mißgunst. Ihr wart auch nicht mit einer Zivilisation
belastet wie wir.
Der Mensch kann leider nicht in völliger Freiheit leben, ohne
in Anarchie zu verfallen. Wichtig ist nur, daß die richtigen
Leute an der Spitze sind, denen das Wohl der Gesamtheit am Herzen
liegt. Und ich glaube, das ist bei uns wohl der Fall.«
»Natürlich ist es das«, bestätigte Gucky
überzeugt. Dann reichte er Bully seine Hand. »Es wird Zeit
für mich, mein Freund. Lebwohl, Bully. Und halte uns die Daumen,
daß wir Erfolg haben.«
»Ich halte die Daumen, aber ich glaube nicht daran, Gucky.
Es ist alles schon viel zu lange her.«
»Für Ellert spielt die Zeit keine Rolle.«
»Eben«, sagte Bully und erwiderte den Händedruck
des Mausbibers. »Eben.«
Die fünfundfünfzig Lichtjahre bedeuteten für die
THUNDERBOLT keine nennenswerte Entfernung. Es schien in der Tat
erstaunlich, daß ein so nahes System bisher von der
terranischen Flotte weder angeflogen noch erforscht worden war. Aber
es gab Dutzende von Sternen in diesem Umkreis, die bisher ohne jede
Bedeutung geblieben waren.
Der Flug verlief für die zwölf Terraner und acht
Mausbiber ohne jeden nennenswerten Zwischenfall. Man lebte sich an
Bord ein, stellte Vermutungen über Guckys geheimnisvolle
Hinweise an und versuchte im übrigen vergeblich, etwas aus ihm
herauszukriegen. Selbst als der Stern CM-Lacertae III auf dem
Panoramaschirm erschien und immer mehr anschwoll, erzielte Graybound
keinen nennenswerten Erfolg.
»Die Daten können jeden Moment hereinkommen«,
sagte er anzüglich und warf Gucky einen Blick zu. »Eigentlich
müßte ich so ganz allmählich wissen, wo wir den Kahn
landen sollen. Vielleicht gibt es gar keinen Planeten.«
»Doch, es gibt einen - oder so etwas Ähnliches.«
Graybound starrte ihn verwundert an.
»So etwas Ähnliches? Wie soll ich das verstehen?
Entweder ist es ein Planet oder es ist keiner.«
»Dann ist es meinetwegen einer. Ein Astronom würde das
Ding als >Begleiter< bezeichnen. Außerdem ist Lacertae
ein Doppelstern, dazu
noch ein variabler.«
»Kompliziert, wenn du mich fragst. Und ausgerechnet da
willst du diesen Ellert finden?«
»Habe ich nicht behauptet. Höchstens einen Hinweis.«
»Himmel.!« Graybound wurde durch das Summen des
Interkoms unterbrochen. »Ja, was ist?«
»Chefkoch Ernesto, Boß. Ich habe eine Frage: Darf ich
für eine Stunde in die Beobachtungskuppel? Sie wissen ja, ich
bin Amateurastronom, habe aber selten Gelegenheit, eine Landung
direkt zu verfolgen. Außerdem interessiert mich das System.«
Lücke?
aber es sind eine atembare Atmosphäre und Vegetation
vorhanden.
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