PR TB 084 Das Meer Der Zeit
Tage
nichts anderes tun müssen als Gemüse einzusammeln. Der Kerl
frißt ja wie ein Scheunendrescher!«
Lin lächelte zufrieden.
»Guter Appetit zeugt von Wohlbefinden«, stellte er
fest und marschierte davon.
Grützli folgte ihm besorgt.
***
»Plus oder minus fünftausend«, sagte Morrison und
zuckte die Schultern. »Besser geht es nicht - leider.«
»Ist immer noch zuviel, aber jedenfalls besser als
Millionen!« Grabner warf Grützli, der an der Besprechung
teilnahm, einen forschenden Blick zu. »Was meinen Sie?«
»Natürlich sollten wir es versuchen. Im schlimmsten
Fall können wir korrigieren.«
»Nur dann, wenn wir vor Gegenwart herauskommen! Ist das
wahrscheinlich, Captain?«
Morrison zögerte einige Sekunden.
»Beides ist möglich, die Chancen stehen gleich. Wir
können zwar die außerhalb des Schiffes vergehende Zeit
ziemlich genau berechnen und festlegen, aber die
Radialgeschwindigkeiten stimmen nicht hundertprozentig. Sie ändern
sich. Wir könnten also zwar zur richtigen Zeit, aber zu weit von
unserem Ziel entfernt den Flug beenden. Damit hätten wir dann
dieselbe Situation wie zu Beginn. Gegenwart, aber Tausende von
Lichtjahren vom nächsten Stützpunkt entfernt. Bral äußerte
schon die Hoffnung, daß wir in der Nähe von Blue III
herauskommen. Sein Wunsch ist zu verstehen, aber ich machte ihm klar,
daß es wesentlich besser sei, zuerst Kontakt mit unserer Flotte
aufzunehmen. Mit einem neuen Lineartriebwerk können wir dann
Brat jederzeit und ohne Zeitverschiebung auf seine Heimatwelt
zurückbringen.«
Grabner seufzte und warf einen letzten Blick auf die
Aufzeichnungen.
»Na gut, versuchen wir es. Wann können wir starten?«
»Jederzeit. Der Kurs ist bereits programmiert. Wir brauchen
nur noch auf den Knopf zu drücken. Alles andere erfolgt
automatisch.«
Der Kommandant stand auf.
»Gut, dann also morgen früh.« Er wandte sich an
Grützli. »Wie geht es Ihrem Dino?«
»Der fühlt sich wohl. Lin darf sogar zu ihm hinein und
ihn streicheln. Ich glaube, er betrachtet ihn als seine Mutter.«
»Er hat ihm ja auch das Leben gerettet. Erstaunlich, wie ein
Tier dankbar sein kann.«
Grützli lächelte nachsichtig.
»Ich glaube nicht, daß Dino alles so verstanden hat,
wie Sie meinen. Der kleine Kerl ist einfach froh, nicht immer allein
sein zu müssen. Hinzu kommt die fremde Umgebung, die Sonne fehlt
ihm, vielleicht auch der Sumpf. Er säuft jeden Tag einen Trog
Wasser aus.«
Grabner nickte.
»Also gut, wir nehmen ihn natürlich mit. Der Start ist
morgen früh. Bis dahin kann jeder der alten Erde Lebewohl
sagen.«
Sie trennten sich. Jeder von ihnen war davon überzeugt, daß
morgen die letzte Entscheidung fiel. Die Entscheidung darüber,
ob sie in ihre eigene Zeit zurückkehren würden oder nicht.
Eins jedenfalls stand fest: Ein unkontrolliertes Vordringen in die
fernste Zukunft würde es nicht mehr geben. Sie hatten eine
vollkommene Technik entwickelt, die Einsteinmethode zu beherrschen.
Nur den Weg zurück in die Vergangenheit gab es nicht mehr.
Nie mehr würde ihnen ein solcher Zufall begegnen.
11.
Oberst Trento war bereits seit vier Jahren Kommandant des
USOStützpunktes »Hermes« und hatte auch nicht die
Absicht, seinen Posten so schnell aufzugeben. Es gefiel ihm hier,
genau siebentausendachthundertfünfzig Lichtjahre von der Erde
entfernt.
Hermes war ein Dunkelplanet, der ohne Sonne ziellos durch den Raum
gewandert war, bis die Terraner ihn einfingen und mit Magnetfeldern
verankerten. Nun stand er im Schnittpunkt der Gravitationsfelder
zweier Sonnen, die anderthalb Lichtjahre entfernt waren. Gerade die
Tatsache, daß Hermes zwischen den Sonnen stand, machte ihn fast
unentdeckbar. Niemand konnte an dieser Stelle einen Planeten vermuten
und schon gar nicht einen Stützpunkt der USO.
Trentos Adjutant, Major Henderson, meldete sich zum täglichen
Bericht über die Lage. Henderson betrat Trentos Büro. Er
salutierte und stand dann bequem. Der Oberst nickte ihm zu.
»Nicht so förmlich, Major. Setzen Sie sich. Whisky?«
Es war immer dasselbe. Die Vorschriften mußten eingehalten
werden, wenigstens in den ersten zehn Sekunden. Dann, wenn sich die
Tür geschlossen hatte, war man unter sich.
Auch heute!
Sie prosteten sich zu und tranken, Henderson legte die Akte mit
dem Routinebericht auf den Tisch. Als er das Glas niedersetzte, sah
er den Kommandanten forschend an, so als wolle er fragen, ob er
überhaupt damit beginnen solle. Aber in seinen Augen war etwas,
das Trento neugierig
Weitere Kostenlose Bücher