PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
denn aus der Richtung der
»Kleinen Messe« drangen hämmernde Geräusche.
Rusty trat seitlich neben die Tür, bevor er die Verriegelung mit
seinem elektronischen Impulsgeber öffnete. Er hatte gut daran
getan, denn die Tür schlug mit lautem Knall gegen die Wand,
während sich eine Horde Männer fluchend in den Gang ergoß.
Als die wild um sich blickenden Siedler keinen Gegner ausmachen
konnten, trat Ruhe ein.
In kurzen Worten berichtete Jackson über den Start von
Sektion NORD. ». und so stehen wir einmal mehr vor der typisch
menschlichen Situation, daß sich zwei Gruppen bekämpfen,
anstatt ihre Energien auf eine Aufgabe zu konzentrieren, die
schwierig genug für uns alle ist!« schloß er.
Als sich das Gerede vom »Köpfeeinschlagen« und
»Denen-werden-wir-es-heimzahlen!« allmählich gelegt
hatte, erkundigte sich Jackson nach seiner Tochter. Niemand aus der
Gruppe der Frauen, die sich bis jetzt still im Hintergrund gehalten
hatten, konnte Auskunft über den Verbleib Twinnies geben. Auch
eine großangelegte Suche förderte sie nicht zutage. Dabei
stellte man jedoch fest, daß außerdem noch der Junge und
Nielson fehlten.
Tim wischte ärgerlich die Spinnweben aus seinem Gesicht, doch
die
Spinnweben fauchten ihn wütend an und erinnerten lebhaft an
Miss Sue. Und Miss Sue lenkte automatisch seine Gedanken auf Twinnie
über. Tim riß die Augen auf und war hellwach. Stöhnend
rappelte er sich auf und schüttelte den Kopf, um den rasenden
Schmerz zu verscheuchen, der in seinem Gehirn tobte.
Trotzdem bückte er sich und nahm die Katze vom Boden auf,
wobei es ihm so vorkam, als wollten tausend Fäuste gleichzeitig
seinen Schädel zersprengen. Mit zusammengebissenen Zähnen
kraulte er die Katze zwischen den Ohren und murmelte: »Wo haben
sie bloß deine Herrin hingebracht?« Miss Sues Antwort
bestand aus einem kläglichen Maunzen, was Tim leider nicht
weiterbrachte. Er stakste mit zittrigen Knien zur Tür und
blickte unentschlossen den Gang hinauf und hinunter. Dann schlug er
die Richtung zur Zentralachse ein.
Es war sein Glück, daß er in seiner Benommenheit den
Ausstieg verpaßte und bis zur Polsektion NORD durchfuhr. Erst
als die Liftplatte beharrlich stehenblieb, entschloß er sich
zum Aussteigen. Hier oben hatte Joohst keine Männer postiert,
denn wer würde jetzt schon die astronomische Abteilung
aufsuchen. Ja, wer schon - es sei denn, er hieße Tim!
Zusammen mit den abklingenden Kopfschmerzen kehrte Tims
Denkfähigkeit zurück. Instinktiv erkannte der Junge, daß
er sich auf feindlichem Terrain befand, und daß er sehr
vorsichtig vorgehen mußte. Im Geiste ging er den
Konstruktionsplan der PROSPERITY durch, der in seiner Kabine hing,
und den er durch Twinnies Vermittlung dem Kapitän abgeluchst
hatte. Er erinnerte sich an die versiegelten Notschächte,
kreisrunde Röhren von zwei Meter Durchmesser, die das Schiff in
seiner ganzen Höhe durchzogen.
Es wurde eine mühsame Kletterei über eine endlose Reihe
von Metallsprossen, erschwert durch Miss Sues ängstliches
Gehabe. Als Tim die Wohndecks endlich erreicht hatte, ruhte er sich
erschöpft auf der kleinen Metallplattform aus, die sich vor dem
Ausgang befand, und überdachte sein weiteres Vorgehen. Im Kopf
stellte er eine Liste zusammen, um die Reihenfolge seines Vorgehens
festzulegen. Murmelnd wiederholte er die einzelnen Punkte: »Erstens:
Twinnie befreien. falsch!« Trotz seiner Verliebtheit brachte er
es fertig, die Befreiung an die zweite Position seiner imaginären
Liste zu rücken. So lautete schließlich die endgültige
Fassung:
Erstens: Waffen besorgen.
Zweitens: Twinnie suchen und befreien.
Drittens: Kapitän Jackson suchen, während Twinnie in
einem sicheren Versteck wartete.
Viertens: Dem dankbaren Vater die strahlende Tochter übergeben.
Fünftens: Großes Festbankett zu Ehren des heldenhaften
Befreiers.
Abgesehen von dem romantischen Einschlag der Punkte vier und fünf
war das ein ganz vernünftiger Plan. Nach längerem Überlegen
strich Tim schließlich noch den zweiten Halbsatz von Punkt
drei. Twinnie würde nicht warten. Sie würde sich
tatendurstig an ihn hängen - wenn nicht gar
vorausstürmen - und durch nichts in der Welt abwimmeln
lassen. Tims Plan war jetzt nahezu realistisch.
Der plötzliche Ruck warf Tim fast von der Plattform.
Verzweifelt angelte er nach einer Metallsprosse und bekam sie noch
glücklich zu fassen, bevor die zweite Erschütterung das
Schiff durchlief. Im ersten Moment wußte er sich keinen Reim
auf das
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