PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
runzelte die Brauen. »Das kann zweierlei bedeuten«,
meinte er schließlich. »Entweder gelang ihnen eine
Nottransition oder sie wurden mitsamt der PROSPERITY entführt.«
»Das waren auch meine Vermutungen, Sir.«
»Haben Sie Ihre Suche auch auf die weitere Umgebung
ausgedehnt?«
»Ohne Ergebnis, Sir.«
»Danke, Commander.« Mit einer resignierenden
Handbewegung unterbrach Adams die Verbindung. Er sprach eine kurze
Notiz auf Band und ließ seine Sekretärin kommen. »Lassen
Sie das zu den Akten der PROSPERITY nehmen«, sagte er und
reichte ihr die besprochene Spule.
Kurze Zeit später ruhte die Akte in den Archiven der
Administration. In dem betreffenden Regal lagerten noch andere Akten,
und alle trugen die Aufschrift VERSCHOLLEN.
3.
»Aber ich brauche kein Kindermädchen!« schimpfte
Rusty und blickte den Kapitän vorwurfsvoll an, dessen breite
Gestalt den Einstieg zum Raumgleiter blockierte. »Ich kann
meine Arbeit ebensogut alleine machen, und du könntest dich ein
bißchen auf die faule Haut legen, Ted!« Statt einer
Antwort begann Jackson die kleine Metalleiter hinaufzusteigen und
verschwand im Innern des Fahrzeugs. Rusty folgte ihm fluchend.
»Du bist ein alter Dickkopf!« fuhr Rusty fort und
setzte den kurzen Funkimpuls ab, der den Öffnungsmechanismus der
Schleusentür aktivierte. Ein wimmernder Sirenenton kündigte
an, daß die Schleusenkammer luftleer gepumpt würde. Dann
glitten die gewölbten Metallportale auseinander. Alles geschah
ohne einen Laut, da das Vakuum den Schall nicht weitertrug. Draußen
gähnte ihnen die Schwärze des Alls entgegen. Getragen von
seinen Antigravfeldern, hob der Gleiter federleicht ab und schwebte
ins Freie. Langsam glitt das Fahrzeug an der gewölbten
Metallwand der PROSPERITY entlang und steuerte auf die Stelle zu, an
der die beiden Strahlschüsse das Leck geschlagen hatten. Suchend
tastete der grelle Bugscheinwerfer die Außenhülle ab, bis
Rusty die schwärzlich verfärbte Stelle entdeckte, in der
sich deutlich die glänzende Naht des eingesetzten Rechtecks
abhob. Der Erste klappte einen Teil des durchsichtigen Verdecks
zurück und schoß zwei Magnettrossen ab, die sich an die
Stahlwand hefteten. Sorgfältig klinkte Rusty das lange
Plastikseil an einem Gürtelhaken fest, ergriff den tragbaren
Vakuum-Schweißbrenner und stieß sich dann kurz von seinem
Sitz ab. Träge wich der Gleiter zurück, bis sich die
Magnettrossen strafften, und Rusty schwebte im eleganten Bogen empor,
das lange Seil hinter sich herziehend. Kurze Flammenstöße
aus seinem Tornisterantrieb lenkten ihn in die gewünschte
Richtung. Während der Erste wie eine Fliege über die
Außenwandung kroch und das geflickte Leck Stück für
Stück inspizierte, lenkte Jackson den Gleiter vorsichtig ein
Stück weiter, sorgfältig darauf bedacht, daß er das
Plastikseil, an dem Rusty befestigt war, nicht sraffte.
Seine große Sorge galt der Verbindungsstelle zwischen den
Sektionen MITTE und SÜD. Er befürchtete, daß der
Strahlbeschuß eine der Klammern, mit denen die Sektionen bis
zum Absprengen zusammengehalten wurden, mit der Umgebung verschmolzen
hatte, so daß sie sich nicht lösen würde. Das konnte
katastrophale Folgen haben. Die beiden Strahlschüsse hatten die
PROSPERITY aus verschiedenen Winkeln getroffen, sich in einem
Punkt des Schutzschirms vereinigt und nach dessen Zusammenbruch
wieder auseinandergefächert, wobei der eine fast senkrecht
auftraf und das Leck verursachte, der andere jedoch im spitzen Winkel
die Hülle streifte. Jackson verfolgte die geschwärzte Spur
des zweiten Schusses. Sie ging dicht an einer der riesigen Klammern
vorbei. Über Funk rief er Nielson und bat ihn, die betreffende
Klammer zu lösen. Dann stieg er ebenfalls aus und preßte
seinen Raumhelm in Nähe der Klammer gegen die Wandung. Das
Metall übertrug deutlich die Geräusche des anlaufenden
Servomechanismus, doch die Klammer rührte sich nicht.
Jackson rief Rusty herbei und besorgte sich ein zweites
Schweißgerät. Gemeinsam machten sich die beiden Männer
daran, das meterdicke Metallstück zu durchtrennen. Es war eine
zeitraubende Arbeit, und Jackson lauschte den umfangreichen
Kommentaren Rustys, die sich mit dem miserablen Zustand der Welt im
allgemeinen und mit der verdammten Schinderei für einen Ersten
im besonderen befaßten. Rustys Lamento brach erst in dem Moment
ab, als das letzte Stück der Klammer durchtrennt war.
»So!« sagte er zufrieden und verfiel in Schweigen.
Sie packten ihre Geräte zusammen
Weitere Kostenlose Bücher